Die Servicegemeinschaft Wehr ist derzeit damit beschäftigt, wie es in der Corona-Krise mit Großveranstaltungen, dem Handel sowie der Gastronomie weitergehen soll. Ein wichtiges Schlagwort ist hier die Solidarität. Vor allem die Gastronomen haben es in diesen Tagen schwer. Die meisten seien nach der Schließung der Betriebe in den vergangenen Wochen hoch verschuldet und am äußersten Anschlag, erklärt René Knappe, Pächter des Restaurants „Storchehus“ in Wehr.
Der Beisitzer der Servicegemeinschaft Wehr hat ein Konzept entwickelt, wie das „Storchehus“ zumindest im Außenbereich wieder betrieben werden könnte, sobald die Landesregierung die Erlaubnis dafür erteilt. Mit sogenannten Geistertischen, leeren Tischen, zu denen die Servicekräfte die Bestellungen bringen und Gäste diese dann dort abholen, könnte der notwendige Abstand eingehalten werden, erläutert René Knappe seine Idee.
Zur Getränkeausgabe hat er sich bei der Servicegemeinschaft eine Holzhütte organisiert und diese mit Plexiglas als Spritzschutz ausgestattet. Als weitere Schutzmaßnahmen würden das Desinfizieren von Tischen und Stühlen sowie das Tragen von Masken nötig sein. „Das sind alles Ideen, die wir hoffen, in den nächsten Wochen irgendwann umsetzen zu dürfen“, sagt Knappe.
Derzeit ist bei der Landesregierung ein Hilfspaket für die Gastronomiebetriebe im Gespräch. „Das wäre wichtig, um die riesigen Einbußen wieder irgendwie erwirtschaften zu können“, sagt Knappe. Trotzdem sei es leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sollte das Hilfspaket gar nicht kommen, sieht er für viele Betriebe keine Zukunft: „Ich bin überzeugt, dass jeder dritte Gastronomiebetrieb in den kommenden Wochen zugrunde gehen wird. Ich kenne Gastronomen, die es nicht mal bis Ende dieses Monats schaffen werden“, blickt der Restaurant-Besitzer in eine für viele düstere Zukunft.
Neben der Gastronomie sind auch Großveranstaltungen laut der Corona-Verordnung voraussichtlich bis Ende August abzusagen. Somit entfällt in Wehr der für den 24. Mai geplante Naturparkmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag. Nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr ein voller Erfolg war, sind beim Kulturamt für 2020 bereits 38 Anmeldungen eingegangen. „Wir haben zu Beginn noch gezögert, weil nicht genau klar war, wie der Begriff Großveranstaltung zu definieren ist“, sagt Kulturamtsleiter Frank Wölfl. Mittlerweile seien sie aber gezwungen, den Termin, zu dem jährlich zwischen 5000 und 10.000 Besucher in die Stadt strömen, abzusagen. Organisatorisch bedingt, kann der Markt nicht nachgeholt werden, der nächste Termin am 16. Mai 2021 steht allerdings schon fest.
Im Allgemeinen unterstütze die Servicegemeinschaft die politischen Verordnungen, sagt Stephan Ruthe, einer der beiden Vorsitzenden des Vereins. Es sei absolut sinnvoll, Großveranstaltungen aus Sicherheitsgründen abzusagen. So sei auch die Wahrscheinlichkeit groß, dass Termine wie der Sommer in Wehr nicht stattfinden werden.
Schöne Momente
Trotzdem sieht die Stadt sich dafür verantwortlich, der Bevölkerung in diesen Zeiten zu helfen. So wird zum Beispiel die Aktion Blumen zum Muttertag am 9. Mai stattfinden. An der bei der Servicegemeinschaft zur Tradition gewordenen Aktion nehmen dieses Jahr 35 Betriebe teil. Dabei sollen mehrere Tausend Blumen ohne körperlichen Kontakt an Passantinnen verteilt werden. „Wegen Corona machen weniger Betriebe mit, und es wird auch nicht wie gewohnt ein Konzert geben. Trotzdem sind wir einfach nur froh, dass wir solche Aktionen nach wie vor durchführen können“, sagt Stephan Ruthe.
Weiterhin organisiert das Kulturamt eine musikalische Aktion am 3. Mai, bei der zwei Musiker mit einem Traktor und einer rollenden Bühne von Brennet bis auf die Zelg ziehen und etwa alle 200 Meter die Musikwünsche der Einwohner erfüllen. „Wir fühlen uns dafür verantwortlich, zu verhindern, dass den Menschen die Decke auf den Kopf fällt“, sagt Wehrs Kulturamtsleiter.
Appell zur Solidarität
Aber auch die Bevölkerung selbst wird zur Solidarität aufgerufen. Die Stadt Wehr hat derzeit nämlich eine Gutschein-Aktion am Laufen und schlägt damit vor, Betrieben im örtlichen Einzelhandel und in der Gastronomie jetzt Gutscheine abzukaufen und diese dann später nach und nach einzulösen. „Derzeit ist es auch umso wichtiger, statt einer Amazon-Bestellung seine Einkäufe in den verschiedenen Einzelhandelsgeschäften zu erledigen. Ansonsten wird es diese irgendwann nicht mehr geben“, so René Knappe. „Wehr soll keine Geisterstadt werden und dafür brauchen wir den Einzelhandel“, findet auch Frank Wölfl.
Masken vorhanden
Für die ab Montag geltende Maskenpflicht sei man in Wehr gut eingedeckt. Masken werden von Privatleuten selbst genäht und auch in Einzelhandelsgeschäften wie im Modehaus Bär oder der Parfümerie Ruthe verkauft. Hier sei kein Engpass zu spüren, versichert Stephan Ruthe.