Es ist ein Schlag für die Mitarbeiter des Glasherstellers Weck in Öflingen: Auf einer Mitarbeiterversammlung am Mittwoch wurde den zuletzt etwa 60 Mitarbeitern verkündet, dass es betriebsbedingte Kündigungen geben werde, nur kurze Zeit darauf lagen die Kündigungen auf dem Tisch. Rund 40 Mitarbeiter werden das traditionsreiche Unternehmen Ende Februar 2025 ohne Angabe von Gründen verlassen müssen.

Welche Gründe nennt Weck für die Entlassungen und wie geht es weiter?

Nick Gledic, Direktor Marketing und E-Commerce der Firma Weck, benennt den Grund für die Entlassungen am Freitag auf Anfrage mit nüchternen Worten: „Im Rahmen der getroffenen Entscheidung, den Prozess Verpackung nicht am Standort Öflingen weiterzuführen, gab es dort betriebsbedingte Kündigungen. Alle nicht betroffenen Funktionen am Standort Öflingen werden auch weiterhin in Öflingen vor Ort erhalten bleiben.“ Den Hintergrund bilden laut Gledic „ökonomische und damit verbundene ökonomische Gründe. Zuvor wurden Produkte historisch bedingt von Bonn nach Öflingen (zur Verpackung) und von dort zu den Endkunden geschickt.“ Diesen Schritt, so Gledic weiter, werde Weck nun in Bonn bündeln und hierdurch „Emissionen und Kosten sparen.“

Die Gebäude des Unternehmens Weck in Wehr-Öflingen.
Die Gebäude des Unternehmens Weck in Wehr-Öflingen. | Bild: Stein, Moritz

Die Anfrage, wie viele Mitarbeiter genau entlassen worden seien, blieb unbeantwortet. „Am Standort Öflingen sind weiterhin rund 20 Mitarbeiter in ausgewählten Verwaltungsfunktionen tätig“, heißt es von Gledic lediglich. Wie belastbar seine weiterführende Erklärung ist, bei Weck in Öflingen „seien aktuell keine weiteren Entlassungen, verbunden mit der Schließung des Prozesses Verpackung, geplant“, muss daher offen bleiben. Dies gilt auch für seine Aussage, der Standort in Öflingen bleibe „für ausgewählte Verwaltungsfunktionen“ und den Laden für Endkunden erhalten. Unbeantwortet blieb eine aktuelle Anfrage an die Personalabteilung der Firma Weck, welche Sozialmaßnahmen für die entlassenen Mitarbeiter des Unternehmens geplant seien.

Die Weck-Geschäftsführung schwieg bis zuletzt

Was den Mitarbeitenden nun ohne Vorgesprächen von Seiten der Unternehmensführung in Bonn widerfährt, wurde bis zuletzt geleugnet. Noch bis Ende Juli hatte der SÜDKURIER an die Weck-Standorte in Öflingen und Bonn Anfragen zum Wehrer Standort gestellt. Einzig eine kurze Stellungnahme einer Weck-Mitarbeiterin wurde mündlich abgegeben: Joyce Gesing, seit Mai 2024 Geschäftsführerin der Firma Weck in Bonn-Duisdorf, habe keine Zeit. Bis zum Jahresende 2024 werde es keine neuen Entwicklungen geben.

Finanzinvestor Aurelis wickelt den Standort Öflingen ab

Die Übernahme des weltbekannten Glasherstellers Weck durch den Finanzinvestor Aurelis entwickelt sich nach den neuesten Entlassungen in Öflingen immer weiter zu einer Geschichte des Niedergangs großen Stücks Wirtschaftsgeschichte am Hochrhein, da nicht nur der Unternehmenssitz von Öflingen nach Bonn verlegt wurden, sondern im Zuge des Insolvenzprozesses auch bereits der bekannte Ratgeberverlag geschlossen wurde. Für etwa 30 Mitarbeiter bedeutet dies bereits den Verlust ihres Arbeitsplatzes.

Für eingeweihte Kreise kommt die Entwicklung bei Weck allerdings nicht unerwartet. Mit der Übernahme durch den Finanzinvestor Aurelis hatte sich der Unternehmensschwerpunkt immer stärker nach Bonn-Duisdorf verlegt. Die Trennung der Glasproduktion in Bonn-Duisdorf von der Verpackung der Produkte am Hochrhein galt als wirtschaftlich problematisch – für den schwächeren Standort Wehr galt somit bereits seit längerem die Gefahr einer Schließung. Wehre Bürgermeister Michael Thater war am Freitag wegen seines Urlaubs nicht für eine Anfrage erreichbar.

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