Ende Juni oder Anfang Juli soll das Wehrer Freibad geöffnet werden. Dies teilte Bürgermeister Michael Thater auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Damit geht die Stadt Wehr einen anderen Weg als die meisten anderen Kommunen am Hochrhein, die sich dazu entschlossen haben, vorerst noch abzuwarten. Anfang Juni hatten sich die Bürgermeister der 32 Kommunen des Landkreises Waldshut darauf verständigt, die kommunalen Bäder vorläufig noch geschlossen zu lassen.
Wie Bürgermeister Michael Thater sagt, habe er sich beim baden-württembergischen Städte- und Gemeindetag persönlich dafür eingesetzt, dass Möglichkeiten geschaffen werden, um im Hochsommer die Bäder wieder zu eröffnen. Die Vorgaben, die die Landesregierung den Badbetreibern gemacht hat, sind allerdings so streng, dass viele Kommunen den hohen Aufwand scheuen. „Das Sozialministerium hat mit seinen Regelungen sprichwörtlich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“, so Thater. Die Corona-Regeln seien „in der Realität nicht lebbar“. Eine geordnete Zugangsbeschränkung, die die Einhaltung der Abstandsregeln beim Schlangestehen gewährleistet, ist dabei noch das geringste Problem. Im Schwimmerbecken dürfen sich laut Corona-Verordnung maximal so viele Personen aufhalten, dass jeder Person eine Wasserfläche mit zehn Quadratmetern zusteht. Im Wehrer Schimmerbecken wären dies maximal 75 Personen; im Nichtschwimmerbecken müssen vier Quadratmetern pro Person zur Verfügung stehen, dies entspricht einer maximalen Belegung von sich 187 Personen im Nichtschwimmerbecken des Parkbads. Das Hygienekonzept und die daraus resultierenden Verhaltensregeln für die Besucher will die Stadt noch in einem eigenen Pressegespräch vorstellen, so Thater. Allerdings hofft er auch, dass die Erfahrungen aus anderen Bädern das Sozialministerium dazu veranlassen, die Vorgaben noch einmal zu überdenken und praktikabler zu machen.
Einen offiziellen Gemeinderatsbeschluss zur Öffnung gibt es nicht – und soll es auch nicht geben. „Die Fraktionen haben sich mündlich darauf verständigt, das Stimmungsbild war eindeutig“, so Thater. Der finanzielle Mehraufwand durch die Vorgaben der Corona-Verordnung und die kalkulierten Mindereinahmen liege insgesamt bei schätzungsweise 120.000 Euro. Gerade für Wehrer Familien, die nun auf den Sommerurlaub verzichten, sie das Freibad im Hochsommer eine willkommene Abwechslung. Ihnen bliebe sonst nur der nicht offizielle Badestrand in Brennet, „den wir ja eigentlich geschlossen halten müssen“, so Thater. Dort sei eine Einhaltung der Abstands-Regeln noch viel schwieriger zu überwachen. „Die Schwimmbäder sind die die einzigen kommunalen Desinfektionsanstalten“, so Bürgermeister Michael Thater. Im gechlorten Wasser habe das Virus keine Überlebenschance, die Gefahr, sich im Schwimmbad anzustecken, tendiert laut Experten gegen null.
Freibäder in der Region
In der näheren Umgebung haben sich bislang lediglich Rheinfelden (ab 20. Juni), Schopfheim (ab 29. Juni, die Entscheidung steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Gemeinderats) und Bad Säckingen (ab 27. Juni, hier fiel die Entscheidung des Gemeinderates entgegen dem Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung) zur Eröffnung ihrer Freibäder entschlossen. Die meisten anderen Kommunen wollen die weitere Entwicklung abwarten oder haben die Freibadsaison bereits ganz abgesagt, beispielsweise Murg.