Das neue Kindergartenjahr hat begonnen, aber nicht für alle. Rund 200 Kinder sind beim Betreuungsangebot leer ausgegangen. Zu viele, wie Simone Fuchs, Abteilungsleiterin frühkindliche Bildung, einräumt. Gemeinsam mit der neuen Leiterin des Amtes für Familie, Jugend und Senioren, Susanne Maria Kraft, arbeitet sie an Lösungen. Doch gegen den Fachkräftemangel kommen sie kaum an. Im Oktober soll es daher eine große Runde mit Verwaltungsspitze, Landratsamt und der Gewerkschaft Verdi geben.
Endlich – berufsbegleitende Ausbildung ist möglich
Hoffnung setzen beide auch in die Landespolitik. „Das Ministerium hat sich endlich auf den Weg gemacht, eine berufsbegleitende Ausbildung zu ermöglichen“, so Fuchs. Diese soll zwei Jahre statt der üblichen fünf gehen und Quereinsteigern den Weg in die Erziehungsarbeit ermöglichen. „Ich habe schon bei den Fachschulen in Lörrach und Waldshut vorgefühlt, ab wann sie diese Ausbildung anbieten können“, sagt Fuchs. Eine konkrete Antwort hat sie nicht erhalten.
Konkret wird auch Kraft nicht auf die Frage, welche eigenen Konzepte das Amt entwickelt hat, um die Betreuungssituation in der Stadt zu entschärfen. „Wir haben viele Ideen und ,out of the box‘ gedacht“, so Kraft. Bevor man damit aber an die Öffentlichkeit gehen werde, werde man die Konzepte der Verwaltungsspitze und den politischen Gremien vortragen.
Im Vergleich zum vergangenen Kita-Jahr habe sich die Situation zumindest in der Kita Bienenkorb etwas stabilisiert, so Fuchs. In der Einrichtung war im April der Ganztagsbetrieb eingestellt worden, weil Personal fehlte; im Juni folgte dann die Kita Kunterbunt. Mithilfe der Eltern und externer Partner konnte zumindest eine Nachmittagsbetreuung aufgegleist werden, wenn auch ohne pädagogische Anleitung.
Von einer Ganztagsbetreuung im Umfang von 50 Stunden – wie es zuvor Usus war – sei man weiterhin weit entfernt. Neue Gruppen würden vorerst im VÖ-Betrieb eröffnet (verlängerte Öffnungszeit). Sofern man das dafür nötige Personal finde. Immerhin: Fünf neue Fachkräfte konnten gewonnen werden. „Eine Bewerberin ist beispielsweise zugezogenen, eine andere hat gerade ihr pädagogisches Studium beendet und will Praxiserfahrung sammeln“, schildert Fuchs. Doch trotz der angespannten Lage stelle man nicht jeden ein – und trenne sich auch in der Probezeit wieder, wenn es nicht passt. „Leider mussten wir die Erfahrung machen, dass einige Bewerberinnen trotz staatlich anerkannter Abschlüsse nicht für den Beruf geeignet sind“, so Fuchs.
Auch Quereinsteiger sind gefragt
Die Personalakquise bleibt das beherrschende Thema – und Aufklärung über die Möglichkeiten, die auch Quereinsteiger haben. Denn darüber herrsche oft Unklarheit. So brauchen beispielsweise Hebammen oder Ergotherapeuten nach Paragraph sieben des Kita-Landesgesetzes eine 25-tägige Zusatzqualifizierung, um als Fachkraft in einer Kita arbeiten zu dürfen. „Das wissen viele nicht“, so Fuchs. Mit noch gezielteren Werbekampagnen soll darauf aufmerksam gemacht werden.
25 Tage Zusatzqualifikation, zwei Jahre Ausbildung statt der üblichen fünf – die Sorge, dass der Beruf „verwässert“ wird, treibt viele der pädagogischen Fachkräfte um. Daher ist es für Susanne Maria Kraft ebenso wichtig, diese mitzunehmen. „Es ist ja ein Irrglaube in der Gesellschaft, dass Erzieherinnen ;nur‘ mit den Kindern spielen“, sagt Kraft. Vielmehr gebe es klar festgelegte Orientierungspläne mit Bildungsinhalten, die spielerisch vermittelt werden. „Spätestens beim Eintritt in die Grundschule merkt man, ob das umgesetzt wurde.“ Diese Arbeit könnten die Quereinsteiger nicht leisten. Aber um den Personalmangel zu beheben, müssten alle Beteiligten mitziehen und manches überdenken.
Im Oktober möchten sich Kraft und Fachs mit der Verwaltungsspitze, dem Landratsamt und der Gewerkschaft Verdi zusammensetzen, und mögliche Konzepte besprechen. Eine Möglichkeit, sind sogenannte Kita-Einstiegsgruppen, die weniger Ansprüche hinsichtlich der Räume und des Personalschlüssels haben. Aber auch die müssen erst gefunden werden. „In einer Einrichtung kam die Idee auf, in der Turnhalle eine solche Gruppe aufzumachen“, sagt Fuchs. Aber das gehe nicht, weil deren Quadratmeterzahl schon der eigentlichen Kita zugeschlagen wird und diese dann die Raumanforderungen nicht mehr entsprechend würde. „Da geht es schlicht auch um die Betriebserlaubnis“, so Kraft.
Überrascht: Interesse vor allem bei jungen Menschen groß
Was Fuchs positiv überrascht hat: Das Interesse am Beruf generell sei gerade bei jungen Menschen hoch. Das habe sie nicht zuletzt an der Bildungsmesse Cult gespürt, wo die Stadt einen Stand hatte. Aber bis diese Schülerinnen und Schüler auf den Arbeitsmarkt kommen, dauert es lange. Zu lange, um in der akuten Situation zu helfen.