Im Bürgersaal des Wielemer Rathauses hat der Bär getobt. Nach den Ritualen am Schmutzigen Donnerstag mit Schließung des Kindergartens und Übernahme des Rathauses durch die Schulschließer, trat im hoffnungslos überfüllten Gerichtssaal, zu dem der Bürgersaal umfunktioniert worden war, das „hochwohllöbliche“ Wielemer Narrengericht unter dem Vorsitz von Malefiz-Richterin Stefanie Rüdiger-Nußbaumer zu seiner 25. öffentlich-närrischen Sitzung zusammen.

Der erste Fall befasste sich, sehr zum Ärger des Malefizgerichtes unterbrochen vom Einmarsch der Fasnachtsmusik, mit „Rudi Iltis vom Geschlecht der Marder“ alias Rudi Marder, ehemaliger Großbauer, dem Größenwahn in seinem Wirtschaftsimperium zur Last gelegt wurde. Dem Wielemer Paten, der im Rollstuhl, begleitet von vier Mafiosi, vor dem Tribunal erschienen war, wurde unter anderem vorgeworfen, sich die Nutzung seines Kellergewölbes mit Frondiensten entgelten, den ehemaligen „Elferratskeller“ zur Vergrößerung seines Wirtschaftsimperiums restaurieren und eine riesige Halle ausbauen zu lassen, um sein Wirtschaftsimperium zu erweitern, und somit der heimischen „Raubvogelbeiz“ („Adler“) mit „McRudis Drive in“ Konkurrenz zu machen.

Trotz ausschweifender Verteidigung durch seine zwei Mafia-Anwälte (Stefan Boll und Christof Götte) verurteilte das Narrengericht den Delinquenten dazu, für sich eine Studienfahrt mit Besichtigung des Bauernhof-Museums im großen Wiesental mit Einkehr im Museumscafé zu organisieren.

Als Zweiter musste sich der Nöggenschwieler Baulöwe „Chübelemurer vom Ebnerbuck“ alias Christof Ebner, verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, seinen Firmensitz ins Lonza-Areal nach Waldshut verlegt zu haben, und die heimische Gemeinde um Gewerbesteuern in Millionenhöhe zu bescheißen. Der Ankläger forderte, dass alle Ebner-Laster für die Nutzung der L 6556 in Zukunft Maut zu zahlen hätten. Der Baulöwe versuchte zwar geschickt, sich mit Unterstützung seines Anwaltes (Christian Flum) von den Vorwürfen rein zu waschen, wurde aber trotzdem von der närrischen Gerichtsbarkeit dazu verurteilt, für sich eine hochkarätige Stadtführung in der Großen Kreisstadt Waldshut zu organisieren.

Nicht zuletzt stand das Zweigestirn an der Spitze des FC Rot-Weiß Weilheim vor dem Kadi. Einer der beiden Vorsitzenden kniff, sodass sich Jupp Friederichs alleine gegen den Vorwurf „Plastik statt Jute“ bei der Pflege des Weilheimer Kunstrasens, es wird Kunststoffgranulat verwandt, zur Wehr setzten musste. Obwohl sich der Angeklagte sogar in gut gereimter Versform unter dem Beifall der närrischen Prozessbeobachter zu verteidigen wusste, verdonnerte ihn das Gericht dazu, am 2. August dieses Jahres ein öffentliches Kuh-Lotto im Weilheimer Ortsteil Schnörringen auszurichten. Dabei ist die Verpflegung für die Mitglieder des Narrengerichts von den Veranstaltern zu übernehmen.
