Längst ist das Heubacher Fest kein Geheimtipp mehr: Seit dem Jahr 2015 treffen sich in dem kleinen Weiler bei Weilheim alle zwei Jahre einige befreundete Künstler für vier Tage bei dem dort lebenden kunstbegeisterten Ehepaar Matthias und Gabi Hilpert und genießen deren Gastfreundschaft.
Sie lassen sich von deren malerischem Anwesen auch zu Kunstwerken anregen. Und für das Ehepaar Hilpert war sofort klar, dass sich so ein kleines Kunstsymposium mit ihrer zweiten Leidenschaft, dem Jazz, verbinden lassen müsste. Zum fünften Mal traf jetzt wieder in diesem Rahmen moderne Kunst auf erstklassigen Jazz.

Besucher trotzen dem Regen
Doch diesmal gab es – bedingt durch zahlreiche Regengüsse – für alle Beteiligten erschwerte Bedingungen: Die Künstler – Bernd Salfner, Josef Briechle, Wolfgang Mussgnug aus Nördlingen und die Anra-Brüder Ralph und Andreas Hilbert aus Lottstetten – erlebten kühle Temperaturen, viel Nässe und ein matschiges Gelände. Und auch die aus der Mongolei stammende Pianistin Shuteen Erdenebaatar musste mit ihrem Quartett knapp eine Stunde vor ihrem Auftritt wegen erneut drohendem Regen vom Freien ins Haus der Gastgeber ausweichen.
Doch alles wurde gut: Mehr als 100 Besucher kamen zur Präsentation der Kunstwerke und zum anschließenden Jazzkonzert und genossen die von zahlreichen Freunden unterstützte Gastfreundschaft der Hilperts. Und der Hausherr freute sich ganz besonders: „Das Shuteen Erdenebaatar Quartet ist vom Feinsten! Sie haben gerade in Köln den Deutschen Jazzpreis als ‚Ensemble des Jahres‘ gewonnen!“
Doch zuvor hatten die Künstler das Wort und präsentierten ihre neuen Werke, humorvoll moderiert von Wolfgang Mussgnug. Josef Briechle führte zu seiner ungewohnt bunten Stele aus Eschenholz: „Sie musste bei diesem tristen Wetter einfach bunt und farbig werden.“ Nächste Station war eine filigrane Arbeit aus Draht, den die Anra-Brüder auf dem Schrottplatz in Lauchringen gefunden hatten: Daraus zauberten sie einen großen „Weltkreis“ und sechs filigrane Blumen, deren LED-Lämpchen nachts leuchten. „Anravers“ nennen sie ihre Arbeit.
Kunst der Witterung ausgesetzt
Wolfgang Mussgnug verblüfft mit einer rückseitig lackierten Glasplatte, in die er – erst auf den zweiten Blick erkennbar – mit abertausenden Strichen die Jazzmusiker eingraviert hatte. Bernd Salfner hat im Gehölz eine Höhle gebaut, deren Chaos er mit der strengen Form eines Kubus und einer luftigen Kunststoffwand aus Quadraten bezwingt. Alle Kunstwerke bleiben so lange zugänglich, bis sie vom Wetter zerstört werden. Von hier aus war der Weg für die Besucher nicht weit zum wunderbar kreativ-modernen Jazz der Musiker. Nur die Schuhe musste man ausziehen, wenn man sie im Haus erleben wollte. Aber das taten die Gäste gern.