Mit seinen 15 Ortsteilen ist Weilheim eine großflächige, vielseitige und umtriebige Gemeinde. Immer mal wieder betont Bürgermeister Jan Albicker, wie engagiert sich die Weilheimer ehrenamtlich für lebendige Dörfer und die Gemeinschaft einsetzen. Martina Schulz, Michael Bellen und Matthias Hilpert sind drei von ihnen.

Martina Schulz pflegt als Landfrau Rosen

1965 wurde Nöggenschwiel Bundesieger beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ und darf sich seit 1970 „Rosendorf“ nennen. Alljährlich im Juli erleben Tausende von Besuchern beim Rosenfest eine einmalige Rosenpracht mit einem Farb- und Duftreichtum ohnegleichen. Verschiedene Gruppen kümmern sich um die großflächigen, öffentlichen Rosenanlagen, die überall im Dorf zu finden sind.

Ein guter Teil der Anlagen wird von Landfrauen gepflegt. Martina Schulz (45) ist eine von ihnen und leitet drei Landfrauen-Teams, die regelmäßig für die Schönheit der „Königinnen der Blumen“ im Einsatz sind. „Ich bin ein aktiver Typ, ich bringe mich gern für das Dorf ein und mache auch gern was für andere“, begründet sie ihr Engagement.

Martina Schulz liebt Rosen und kümmert sich zusammen mit anderen Landfrauen in Nöggenschwiels öffentlichen Anlagen um ihre Pflege.
Martina Schulz liebt Rosen und kümmert sich zusammen mit anderen Landfrauen in Nöggenschwiels öffentlichen Anlagen um ihre Pflege. | Bild: Ursula Freudig

Ihr Mann ist auch Rosepfleger und wie sie beim Verkehrsverein aktiv, der für alles rund um die Rosen zuständig ist. Und ihre Tochter Alina ist eine Ex-Rosenkönigin. Wie bei so vielen Nöggenschwieler Familien, gehören auch bei ihrer Rosen zum alltäglichen Leben einfach dazu. Eine schöne Aufgabe nennt Martina Schulz die Pflege der Rosen, zu denen man eine Bindung aufbauen und für die man Verantwortung spüren würde: „Man schaut regelmäßig nach ihnen und freut sich, wenn sie sich toll entwickeln, sie werden wie ein Kind für einen.“

Dass in der Gruppe gearbeitet wird, ist nach ihrer Aussage wichtig für den Spaß: „Wir quatschen miteinander und trinken nach getaner Arbeit ab und zu noch ein Gläschen Sekt, wir sind eine schöne Gemeinschaft.“ Im Frühjahr, erzählt Martina Schulz, sei mit dem Schnitt der Rosen die arbeitsintensivste Zeit. Bis im Oktober die Rosenstöcke winterfest gemacht werden, müsste regelmäßig Gras gejätet und Blüten, deren beste Zeit vorbei sei, müssten abgeschnitten werden.

Die Kaufmännische Angestellte lebt gern in Nöggenschwiel, auf das sie nichts kommen lässt: „Wir Landfrauen sind schon stolz auf unser schönes Dorf und auch stolz darauf, zu seiner Bekanntheit beizutragen.“ Sie schätzt den großen Zusammenhalt im Dorf und ist überzeugt, dass die gemeinsame Aufgabe der Rosenpflege die Dorfgemeinschaft zusätzlich stärkt: „Das ganze Dorf steht hinter den Rosen, ohne Rosen sind wir kein Rosendorf mehr“, bringt sie es auf den Punkt. Die umtriebige Landfrau hat noch ein zweites Ehrenamt: Sie leitet die Gymnastikgruppe der Landfrauen.

Der Ortseingang des Rosendorfes Nöggenschwiel.
Der Ortseingang des Rosendorfes Nöggenschwiel. | Bild: Ursula Freudig

Michael Bellen bereichert die Fasnacht

Michael Bellen (64) Er wohnt mit seiner Familie im Weilheimer Ortsteil Remetschwiel und legt nicht gern die Hände in den Schoß. Sein Lebensmotto: „Nicht nur dasitzen und warten, dass was kommt, sondern selber was machen, niemand kann das Rad neu erfinden, aber sich einbringen und ein bisschen was bewegen geht immer.“

Nach diesem Motto ist er als junger Mann in den Remetschwieler Verein Eintracht Bannholzer Berg (EBB) eingetreten, der mit über 500 Mitgliedern ein stattliche Größe hat und schwerpunktmäßig für umfassende turnerische Angebote steht. Michael Bellen arbeitet bis heute aktiv mit, organisiert und macht Öffentlichkeitsarbeit. Sein Hauptengagement gilt aber der EBB-Fasnachtsabteilung, die mit ihren Butterhexen beim närrischen Treiben vor Ort und auswärts mitmischt und alljährlich eine Narrenzeitung herausbringt.

Michael Bellen schreibt seit Jahrzehnten das Narre-Blättle des Remetschwieler Vereins Eintracht Bannholzer Berg (EBB).
Michael Bellen schreibt seit Jahrzehnten das Narre-Blättle des Remetschwieler Vereins Eintracht Bannholzer Berg (EBB). | Bild: Ursula Freudig

Chefredakteur und kreativer Kopf ist seit rund 35 Jahren Michael Bellen. Wie er an diesen Job gekommen ist, weiß der Schilder- und Lichtreklamehersteller heute nicht mehr genau. Aber er trägt noch immer gern amüsante Geschichten von Menschen und Ereignissen in Remetschwiel und Umgebung zusammen, um sie närrisch aufzubereiten. Und wenn seine Reime und die dazugehörigen Zeichnungen die Leser zum Schmunzeln und Lachen bringen, freut er sich umso mehr. Arbeit hat er aber eher mehr: „Es ist schwieriger geworden, das Narre-Blättle zu füllen, früher war es leichter an lustige Geschichten zu kommen und es gibt kaum noch Originale.“ Eines gilt für Michael Bellen damals wie heute: „Man muss mindestens ein Mal im Narre-Blättle stehen, um dazu zu gehören.“

Michael Bellen ist in Dortmund geboren und aufgewachsen, kann sich aber schon lange ein Leben in der Stadt nicht mehr vorstellen. Er fühlt sich wohl in Remetschwiel, das er von Kindesbeinen an durch unzählige Urlaube kennt. Er schätzt nicht nur den EBB und die anderen Remetschwieler Vereine, sondern allgemein das Vereinsleben als gute Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen und die Dorfgemeinschaft zu stärken. Sich für die eigene Gemeinde einzusetzen, ist für ihn selbstverständlich. Deshalb bereut er auch keine Stunde seiner 20-jährigen Amtszeit als Weilheimer Gemeinderat. Bei den Wahlen im Juni hatte er nicht mehr kandidiert.

Die idyllisch gelegene St. Florian Kapelle in Remetschwiel lädt zum Verweilen ein.
Die idyllisch gelegene St. Florian Kapelle in Remetschwiel lädt zum Verweilen ein. | Bild: Ursula Freudig

Matthias Hilpert veranstaltet Hauskonzerte

Im kleinen, rund 30 Einwohner zählenden Weilheimer Ortsteil Heubach, war im März 2017 Geburtsstunde für ein einzigartiges Musikformat: Zeitgenössischer Jazz und World-Musik, gespielt im Wohnzimmer des Ehepaars Hilpert. Matthias Hilpert (59), nach eigenen Worten ein passionierter Jazzhörer und leidenschaftlicher Konzertgänger, hat damit eine Angebots-Lücke und sich selbst einen Wunsch erfüllt.

Matthias Hilpert öffnet in Heubach drei bis vier Mal die Wohnzimmertüre für Hauskonzerte.
Matthias Hilpert öffnet in Heubach drei bis vier Mal die Wohnzimmertüre für Hauskonzerte. | Bild: Ursula Freudig

„Es gab so gut wie keinen Ort in der Gegend, wo man zeitgenössischen Jazz hören konnte, das hat mir gefehlt“, sagt der Weilheimer. Heubach ist heute ein Geheimtipp für jährlich drei bis vier Hauskonzerte mit renommierten Künstlern, die für Musik jenseits des Mainstream stehen und so unkonventionell und unkompliziert wie das Publikum und die Gastgeber selbst sind. Mehrfach haben schon Träger des Deutschen Jazzpreises im Wohnzimmer der Hilperts gespielt.

Hier laufen die Fäden der 15 Weilheimer Ortsteile zusammen: Das Rathaus im namensgebenden Ortsteil Weilheim.
Hier laufen die Fäden der 15 Weilheimer Ortsteile zusammen: Das Rathaus im namensgebenden Ortsteil Weilheim. | Bild: Ursula Freudig

Gemeinschaftsgefühl, eine räumliche und emotionale Nähe zwischen den Musikern und dem Publikum, das was Matthias Hilpert eine große Unmittelbarkeit nennt, zeichnet die Konzerte aus. Das Haus der Hilperts war vor dem Komplettumbau ein altes Bauernhaus, eine große, umliegende Wiese gehört dazu. Auf ihr organisieren die Hilperts alle zwei Jahre in Verbindung mit einem Jazzkonzert, ein Kunstsymposium. Auch das hat sich mittlerweile einen Namen gemacht. Die Ruhe, das Grün ringsum, die Musik, die Kunst, die gute Resonanz – für die Hilperts ist Heubach ideal: „Wir können uns in unserer aktuellen Lebensphase keinen besseren Wohnort als Heubach vorstellen“, sagt der Konstrukteur im Maschinenbau.

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Weilheim in Zahlen, Daten, Fakten

  • Kreis: Waldshut
  • Fläche in Hektar: 3565
  • Bevölkerung:3105
  • Einwohner pro km²: 87
  • Pendler: aus: 1453, ein: 477
  • Altersdurchschnitt: 44,8
  • Bildung: zwei Grundschulen
  • Miete pro m² in Euro: 6,15
  • Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 2536,21
  • Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 3315,54
  • Bautätigkeit: In der Gemeinde Weilheim gab es zum Stichtag 1. Juli 2024 ein freies Baugrundstück.
Bild 7: So machen wir Weilheim besser: Als Rosenpflegerin, Fasnächtler und Kulturmensch mit Leib und Seele
Bild: SK
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: nein
  • Schwimmbäder: nein
  • Gastro: ja
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
  • Hausärzte: 0
  • Kitaplätze: Anzahl Plätze ganztags U3: 0. Anzahl Plätze ganztags Ü3: 0. Anzahl Plätze VÖ U3: 25. Anzahl Plätze VÖ Ü3: 152. Versorgungsquote U3 zum Stichtag 1. März 2024: 29 Prozent. Versorgungsquote Ü3 zum Stichtag 1. März 2024: 100 Prozent.
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