Mit innovativen Projekten hat die Alemannenschule in Wutöschingen (ASW) schon des Öfteren für Furore gesorgt. Mit dem Bau eines Tiny House, welches in Zukunft Hospitanten und Praktikanten der Schule beherbergen wird, wächst derzeit ein weiteres einzigartiges Projekt.
Denn das hochwertige ökologische Mini-Haus wird von den Lernpartnern (Schüler) der 9. Klassenstufe unter der Regie von Lernbegleiterin Tanja Schöler (Lehrer) und mit fachkundiger Unterstützung der Tiny House Manufaktur „Kleiner Nomade“ aus Bad Urach ganz individuell und in Eigenleistung erbaut. Zum Ende des Schuljahres soll das Tiny House auf das Schulgelände ziehen.
Derzeit steht der Rohbau auf dem Grund und Boden der Lindenhof-Besitzer Familie Burkhard, die der Schule für dieses besondere Projekt im Außenbereich von Wutöschingen Platz für eine überdachte Freiluftwerkstatt zur Verfügung gestellt hat. Dort arbeiten rund ein Dutzend Lernpartner regelmäßig mit Lernbegleiterin Tanja Schöler, deren Vater, Lernbegleiter im Ruhestand Andreas Schöler und den Bauprofis aus Bad Urach an der Realisierung des Tiny House.
Der Technikkurs von Silas und Lennox ist seit Projektstart aktiv dabei. Die beiden Teenager sammeln derzeit Handwerkserfahrung, sind aber auch fürs Marketing zuständig und präsentieren das Tiny House beim Pressetermin. Der Rohbau in Holzständerbauweise steht bereits, letzte Arbeiten am Dach, Einbau der Fenster und Verlegung von Leitungen laufen auf Hochtouren.

„Es ist spannend, am Tiny House mitzuarbeiten und dabei Einblick in verschiedene Berufe zu erhalten“, erzählt Silas, und Lennox fügt hinzu: „Es ist fast wie im Praktikum, nur eben mit vielen unterschiedlichen Einsatzbereichen.“ Planung, Konstruktion, Holzbau, Elektrik, Technik – Silas und Lennox sowie die gesamte Truppe des Technikkurses, erleben jeden neuen Baufortschritt hautnah und aktiv mit.
Das waren die ersten Schritte
Anhand eines Grundrisses wurden zum Projektstart verschiedene Planungsvarianten erstellt und gemeinsam über die finale Ausführung abgestimmt. Dann folgten Kalkulationen, Ermitteln von Masse, Zuschnitt und Aufbau. „Wir haben alle Teile nummeriert und konnten den Rohbau dann anhand unseres Bauplanes fast wie ein Puzzle aufbauen“, erklärt Lennox.
Die beiden Jungs hatten großen Spaß bei der Arbeit und können sich für ihre Zukunft einen Handwerksberuf gut vorstellen. „Es ist schon echt toll, wenn man mit den eigenen Händen arbeitet und etwas wachsen sieht, was Bestand hat“, verrät Silas.
Jetzt übernimmt ein anderer Technikkurs
Vorerst heißt es für Lennox, Silas und ihren Technikkurs Abschied nehmen, denn es ist ihr letzte Projekttag auf der Baustelle. Die Dämmung der Wände und den Innenausbau übernimmt ein anderer Technikkurs der ASW. Anschließend wird das Tiny House mit einer Küche, einem Bad und einer zweiten Ebene zum Schlafen ausgestattet. Auch die Möblierung sowie Einrichtung planen und entwerfen die Lernpartner selbst.
Mit viel Liebe zum Detail wird das künftige ASW-Motel eingerichtet und dekoriert. In jeder Bau- und Projektphase sind wieder andere Fähigkeiten und Interessen gefragt. „Wir möchten möglichst viele interessierte Lernpartner am Tiny House beteiligen“, erklärt Tanja Schöler, die nicht nur alle Fäden rund ums Projekt zieht, sondern auch die Idee für den Tiny-Hausbau an der ASW entwickelt hat.
„Die Aufgaben rund um den Tiny Hausbau sind vielfältig und bieten den Lernpartnern von der Planung bis zur Fertigstellung Einblicke in viele Tätigkeiten und verschiedene Berufsbilder. Unser Ziel ist es, möglichst viele Jugendliche für die aktive Mitarbeit zu begeistern, damit sie am praktischen Beispiel lernen können.“
Am Tiny House sind viele Fähigkeiten gefragt
Für das Projekt sind viele Fähigkeiten gefragt: Neben handwerklichem Geschick und technischem Verständnis sind auch Mathematik, Logik, Design und Farblehre von Bedeutung. Tanja Schöler hat einen Mädelstag initiiert und damit auch die Lernpartnerinnen vom Projekt begeistert. Parallel zu den praktischen Arbeiten wird im Unterricht im Rahmen des selbst organisierten Lernens die Theorie vermittelt, wobei auch Ökologie und Nachhaltigkeit zentrale Themen sind.

„Wir arbeiten mit regionalen Produkten, zertifiziertem Holz und natürlichen Dämmstoffen aus Schafswolle. „Auch bei der Entscheidung für das Tiny- und Modulhaus Unternehmen Kleiner Nomade als Projektpartner spielten diese Themen eine entscheidende Rolle“, verrät Tanja Schöler. Das Bad Uracher Unternehmen hat sich auf ökologische Tiny Häuser in Zimmermannsqualität spezialisiert.
Für Geschäftsführer Bastian Traub und sein Team ist das Tiny House der ASW und die Zusammenarbeit mit den Lernpartnern ein echtes Herzensprojekt: „Für uns ist es eine großartige Erfahrung mit den Jugendlichen zusammenzuarbeiten, Einblicke in unseren Beruf zu ermöglichen, Wissen weitervermitteln und nicht zuletzt den jungen Menschen auch neue Wohnmodelle näherzubringen.“