Der Albtraum beginnt für das ältere Ehepaar aus Allensbach vor drei Wochen. Mit schwarzer Farbe werden Hakenkreuze, Pentagramme und andere Teufelssymbole an das Haus gesprayt. Der zweite Anschlag folgt kurze Zeit später. Ein großer Stein zerschmettert nachts eine Scheibe des Wintergartens. Verletzt wird dabei niemand. Aber seitdem ein altes Ehepaar terrorisiert wird, leben die Anwohner der Kapplerbergstraße in Angst. Im Dorf am Bodenseeufer spekulieren die Einwohner nun, wer für die Taten verantwortlich ist und wer das Rentnerpaar so unter Druck setzen will.

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Verblüffend ist, dass sich ähnliche Vorfälle bereits vor rund fünf Jahren zugetragen haben. In der gleichen Straße, nur in einem Nachbarhaus. Das behauptet zumindest der damalige Anwohner Wolfgang Koschnik. „Das kann doch kein Zufall sein“, sagte er. Er und seine Frau hatten ihr Haus nach einer Zwangsversteigerung verloren, mussten es räumen, konnten die gesetzte Frist zum Auszug aber nicht einhalten. „Dann ging der Terror los“, sagt Koschnik, „und es begannen Mafiamethoden, wie man sie nur aus Filmen über Sizilien kennt.“

Zunächst hätte er ungebetenen Besuch erhalten: Drei Männer sollen die Koschnicks an der Haustür aufgefordert haben, das Haus sofort zu verlassen. Wenige Tage später standen angeblich mehrere Pizzaboten vor Koschnicks Haustür, obwohl der nie etwas bestellt hatte. Es folgten nächtliche Telefonbelästigungen. Das Schlimmste aber war, dass Unbekannte vergammeltes Schweinefleisch in den Hauseingang gekippt hatten – das stinkende Blut suchte sich seinen Weg unter der Türritze hindurch ins Haus.

Diese Schweinefleisch-Abfälle wurden vor fünf Jahren vor Wolfgang Koschnicks Tür geschüttet.
Diese Schweinefleisch-Abfälle wurden vor fünf Jahren vor Wolfgang Koschnicks Tür geschüttet. | Bild: Wolfgang Koschnick

Wie jetzt, flogen auch vor fünf Jahren Steine. Koschnik: „Eine Nacht vorher haben meine Enkel noch in diesem Raum geschlafen. Nicht auszudenken, was hätte passieren können.“

Einer der Steine, die durch Wolfgang Koschnicks Fenster flogen.
Einer der Steine, die durch Wolfgang Koschnicks Fenster flogen. | Bild: Wolfgang Koschnick

Heute lebt der Senior in einem Heim in Allensbach, doch die aktuellen Vorfälle bewegen ihn. „Es ist nicht nur das gleiche Vorgehen, sondern die Schmierereien haben heute auch die gleiche Art der Schwünge wie damals. Da versucht jemand, skrupellos die Leute aus ihrem Haus zu vertreiben.“

Bild 3: „Da versucht jemand, skrupellos die Leute aus ihren Häusern zu vertreiben.“ Ein Rentnerpaar wird terrorisiert. Wer steckt dahinter?
Bild: Koschnick/Küster

In der Kapplerbergstraße tuscheln die Anwohner, viele hinter vorgehaltener Hand. Weil sie Angst davor haben, selbst zum Opfer zu werden, möchten sie namentlich nicht genannt werden. Eine Frau gibt offen zu: „Wenn ich Ihnen jetzt sage wer das war, oder mich irgendwie dazu äußere, dann ist mein Haus das nächste.“

Franz Scheppe sitzt für die CDU im Gemeinderat in Allensbach und kennt das heute unter Druck stehende Ehepaar seit über 20 Jahren. Er bewirtschaftet ein Feld in der Nähe und weiß: „Das sind sehr anständige Leute. Sie haben das nicht verdient.“ Einen dummen Jugendstreich hält Scheppe für unwahrscheinlich. „Es ist nicht nur einmal passiert, sondern mehrere Male. Da steckt ein Muster dahinter.“

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Die Polizei ermittelt, kommt aber offenbar nicht weiter. Als der SÜDKURIER die Parallelen zu 2014 zieht, zeigt sich ein Sprecher der Polizei erstaunt. Haben die Beamten die Vorfälle tatsächlich noch nicht in Verbindung gebracht?

Gerüchten zufolge ist dem betroffenen Rentnerpaar ein Kaufangebot für ihr großes Grundstück gemacht worden. Sie wollen aber in ihren vier Wänden bleiben und keineswegs verkaufen. Üben der oder die Täter also Druck aus, um günstig an ein Grundstück in exponierter Lage zu gelangen?

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Das Rentnerpaar, das seinen Namen nach dem Gespräch mit dem SÜDKURIER lieber nicht öffentlich nennen will, freut sich jedenfalls über die Unterstützung aus dem Dorf: „Wir sind dankbar für den Zuspruch der Allensbacher.“ Vor einigen Tagen hätte sich ein Mitglied des Gemeinderats ein Bild von der Situation vor Ort gemacht. Zudem hat Bürgermeister Stefan Friedrich wohl nach seinem Urlaub seinen Besuch angekündigt.

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