Die Allensbacher Erfolgsautorin Gaby Hauptmann und der frühere Bundestagspräsident Norbert Lammert sowie der EU-Kommissar Günther Oettinger haben nun eins gemeinsam: Sie sind Botschafter des Spielens.
Und so wie Gaby Hauptmann ihr neues Ehrenamt angeht, besteht überhaupt kein Zweifel: Sie wird es gut ausüben. Noch vor der Übergabe der Urkunde durch den Deutschen Verband der Spielwarenindustrie (DVSI), die Organisation, die 230 Spielwarenfirmen vertritt, schwärmte sie von ihrer Liebe zu Gesellschaftsspielen.
Auf der kleinen Schwarzwaldhütte ohne Strom, wo sie sich immer mal wieder aufhalte, werde immer als erstes der Spielklassiker Mensch ärgere Dich nicht ausgepackt.
Sie berichtet von einem alten Koffer dort, mit einer großen Sammlung von Spielen. „Ein Schatz“, sagt die Autorin. Im Konstanzer Pflege-Haus Christina, wo sie zusammen mit Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des DVSI, einen Stapel Spiele überreichte, stellte sie fest: „Spiele halten die grauen Zellen fit.“
Das sehen die Begleiter im Pflege-Haus ebenso. Das Gedächtnistraining dort werde spielerisch gestaltet, sagt Traudel Schwarz-Vetter von der Sozialbetreuung. Manchmal setze sie das Spiel Stadt, Land, Fluss in Varianten ein, etwa bezogen nur auf Vögel und ihre Lebensräume. Zum Gedächtnistraining gehörten auch sinnliche Erlebnisse zur Einstimmung aufs Thema, beispielsweise Körperübungen.
Angela Schumacher, die Frau des Heimleiters, berichtet, im Haus würden leichte Spiele eingesetzt, und die Bewohner ermuntert, diese auszuprobieren. Denn nicht alle seien erfahren mit Gesellschaftsspielen. Manche sagten, sie hätten nie Zeit zum Spielen gehabt. Manche werteten das Spiel auch erst mal als Kinderkram ab. Gelegentlich bestehe die Angst, ein Spiel nicht zu begreifen.
Solche Hürden ließen sich schnell überwinden, einfache Spiele wie „Vier gewinnt“ oder Kreisspiele mit dem Ball, brauchten keine großen Erklärungen. Oftmals genüge es, die Menschen zum Mitmachen zu ermuntern, alles andere komme schon von selbst.
Jeder kann malen, jeder kann tanzen, jeder kann singen, jeder halt auf seine Weise. Beim Spielen ist es ebenso.
Der Kreis der Botschafter werde immer größer, sagt DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil. Es gehe darum, den Wert des Spiels als Freizeitbeschäftigung zu unterstreichen. „Spielen kennt keine Altersgrenzen.“ Es fördere die Kommunikation und die Konzentration. „Spielen macht schlau und hält schlau.“ Es helfe jungen Menschen, Fertigkeiten aufzubauen, und helfe im Alter, sie zu erhalten. Ein Verein zum Erhalt des Spielens als Kulturgut sei im Aufbau. Zudem gebe es Bemühungen, das Spiel zum immateriellen Weltkulturerbe zu erheben.
Erni Fassbinder gehört zu den Bewohnern des Hauses Christina, sie mag Spiele, die sie auch schon mit den Kindern gespielt hat: Mensch ärgere Dich nicht, Kartenspiele und auch Schach. Liselotte Eschler sind Mühle, Rommé und Mensch ärgere Dich nicht als besonders interessant in Erinnerung.
Autorin Gaby Hauptmann kennt das Haus Christina und einige der Bewohner sehr gut. Es war der letzte Wohnort ihrer verstorbenen Mutter. Bei der Ernennung zur Botschafterin hatte Gaby Hauptmann eine Idee: Eltern sollten mit ihren Kindern möglichst regelmäßig Abend essen und eine Spielrunde danach zur Tradition machen. Sie ist überzeugt, dies werde das Zusammenleben positiv verändern.