Das Coronavirus und der neuerliche Lockdown haben enorme Auswirkungen auf das Leben im Kloster Hegne – und auf das Seelenleben der Bewohnerinnen und Beschäftigten. „Diese Krise führt uns zur Frage nach dem Wesentlichen. Und zur Frage, um was geht es uns als Menschen eigentlich?“, sagt Schwester Benedicta-Maria Kramer, Vorstand der Stiftung Kloster Hegne.
Keine der rund 200 Schwestern mit einem Altersdurchschnitt von um die 80 Jahren hat sich laut Provinzoberin Maria Paola Zinniel bisher mit dem Virus infiziert. Die nötigen Verhaltensmaßnahmen würden sowohl von ihnen als auch den Mitarbeitenden konsequent eingehalten.
Gebetsgemeinschaft wird vermisst
Schwer falle ihnen allerdings, dass die Klosterkirche für Menschen von „draußen“ weiterhin geschlossen bleiben muss – weil wegen der Abstandsregeln nicht genügend Platz ist. „Viele Gäste haben uns mitgeteilt, dass sie die Gebetsgemeinschaft mit uns vermissen.“
Die Krypta der Klosterkirche ist dagegen fürs Gebet geöffnet; seit Mitte Juni wird dort auch wieder ein Sonntagsvorabend-Gottesdienst gefeiert. Warum dies möglich ist, erklärt Pressesprecherin Julia Pryss: „Hier sind es einzelne Betende oder überschaubare Gruppen, sodass der Infektionsschutz gegeben ist. Wir sind angehalten, die Teilnehmenden am Gottesdienst namentlich zu erfassen, und es besteht die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.“
Obwohl ein gemeinsames Feiern nicht stattfinden könne, seien die Schwestern doch mit den Menschen verbunden. „Vermehrt erreichen uns Gebetsanliegen über das Ulrika Apostolat und die Theodosius Akademie. Gerne nehmen die Schwestern diese in ihr fürbittendes Gebet auf.“
Lunch-Pakete statt Unterkunft
Schließen musste das Kloster wegen der Pandemie erneut die Theodosius Stube für Menschen ohne festes Obdach – was auch der Provinzoberin nicht gefällt. „Gerade in dieser Zeit benötigen viele Menschen Hilfe und vor allem einen Ort, an dem sie willkommen sind“, sagt Schwester Maria Paola. „Wir versorgen sie aber mit Lunch-Paketen. Das hat sich im letzten Lockdown gut bewährt und wurde auch dankend angenommen.“

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, heißt das Motto beim Corona-bedingt verschobenen Treffen zur Würdigung verdienter Mitarbeiter. „Viele haben über lange Jahre hinweg ihre Arbeitskraft eingesetzt, ihre Ideen eingebracht und mit ihrer Persönlichkeit den ihnen übertragenen Aufgabenbereich geprägt“, so die Schwester. Es werde einen neuen Termin geben, „denn ihnen soll gedankt werden für viele Jahre treuen und verantwortungsbewussten Dienstes.“ 17 Beschäftigte bringen in diesem Jahr zusammen 280 Dienstjahre auf die Waage. Eine Mitarbeiterin sei seit jetzt 30 Jahren dabei.
Große Vorsicht im Altenpflegeheim
Für die Einrichtungen des Klosters bringen die steigenden Infektionszahlen und der Wellenbrecher-Lockdown erneut besondere Herausforderungen mit sich. So schauen die Verantwortlichen und Mitarbeiter im Altenpflegeheim Maria Hilf mit Sorge und Respekt auf die Corona-Meldungen aus anderen Altenpflegeheimen.
„Wir können gut nachvollziehen, was das für diese Heime und die Bewohner bedeutet“, sagt Sprecherin Pryss. Besuche in Maria Hilf seien weiterhin möglich, aber nur mit vorheriger Anmeldung innerhalb der Besuchszeiten.
Gute Kommunikation ist momentan alles: ob mit Angehörigen der Bewohner, Caritas-Verband, Gesundheitsamt oder Heimarzt. „Unsere Ordensschwestern und Bewohner sowie die Mitarbeitenden werden täglich auf Symptome hin beobachtet.“
Im gesamten Gebäude werde mit FFP2-Maske gearbeitet, die auch für Besucher Usus sei. Heimleiter Florian Loewenberg: „Wir haben eine sehr hohe Akzeptanz der Mitarbeiter für die Maßnahmen, unser Respekt gilt ihnen allen und jedem Einzelnen. Das Teamgefühl ist schon bemerkenswert.“