Edith Klup hat schnell reagiert. Als die Geschäftsführerin des Pflegeheims Waldblick in Stahringen hörte, was Bund und Länder an Maßnahmen für November beschlossen hatten, um die Corona-Pandemie einzudämmern, beschließt auch Klup, ihren Teil zu tun. Um die Bewohner ihres Pflegeheims zu schützten. „Deshalb bleibt das Heim jetzt einen Monat komplett geschlossen.“ Für Angehörige. Und für jeglichen Besuch von außen. Erst im Dezember, wenn die Weihnachtszeit naht, will Klup Besuch wieder zulassen. Jedoch nur mit telefonischer Voranmeldung.

„Eigentlich fühlen wir uns gut gewappnet für eine zweite Welle“, sagt Klup. Doch strenge Vorsichts- und Hygienemaßnahmen müssten trotzdem gelten. Abstandsregeln müssten eingehalten, die Hände regelmäßig desinfiziert und gewaschen werden – das gelte für die Mitarbeiter wie die Bewohner. „Und regelmäßig kommen Hausärzte zu uns und untersuchen unsere Bewohner nach den gängigen Corona-Symptomen.“ Klup sagt aber auch, dass ihre Mitarbeiter weder Masken noch Schutzkleidung tragen. Das Desinfizieren, das tägliche Waschen der Überwurfschützen, die ihre Mitarbeiten anhaben, sei darum „das A und O.“

Bisher keine Corona-Fälle

Von Corona-Fällen ist ihr Heim bisher verschont geblieben. Für die Pflegekräfte sei die Pandemie dennoch „eine Belastung“, sagt Klup. „Wir versuchen, allem gerecht zu werden.“ Den Vorsichts- und Hygienemaßnahmen auf der einen, den Bedürfnissen der Bewohner auf deren anderen Seite. Und da ist längst nicht nur die Isolation der Bewohner, die Klup Sorge bereitet: „Wir haben auch Menschen mit physischen Erkrankungen hier, denen es guttat, wenn sie mal raus konnten. Sie sind oft zum Einkaufen nach Konstanz oder zum Spazieren an den See gegangen.“

Weil all das nicht im Sinne eines Corona-Mangements sei, setzt Klup auf Angebote in den Räumen der Einrichtung. „Wir haben hier Spiel- und Quizrunden, die wir mit den Bewohnern veranstalten. Wir arbeiten gemeinsam am Hochbeet in unserem Garten oder machen was Hauswirtschaftliches und kochen“, sagt sie.

Edith Klup in ihrem Büro im Pflegeheim Waldblick. Erst im Dezember, wenn die Weihnachtszeit naht, will Klup Besuch ins Pflegeheim lassen.
Edith Klup in ihrem Büro im Pflegeheim Waldblick. Erst im Dezember, wenn die Weihnachtszeit naht, will Klup Besuch ins Pflegeheim lassen. | Bild: Daniela Biehl

Die totale Isolierung der Heimbewohner soll sich bei Pro Seniore in der Untertorstraße hingegen – nicht wiederholen. „Wir sind auf eine zweite Pandemie-Welle gut vorbereitet“, sagt Leon Mehrens, Pflegedirektor von Pro Seniore. Und: „Komplett schließen wollen wir auf keinen Fall.“

Der jüngste Bewohner bei Pro Seniore ist 60, die ältesten Bewohner weit über 100 Jahre. „Es dürfte bei uns niemanden geben, der nicht zur Hochrisikogruppe zählt“, weiß Mehrens. Im Frühjahr war das Heim – wie so viele andere auch – für neun Wochen vollständig geschlossen und der direkte Kontakt zu den Angehörigen untersagt. Ausnahmen gab es nur in Notfällen. Etwa, wenn jemand im Sterben lag. „Unsere Bewohner haben damals viel gelitten, wir haben uns natürlich intensiver um sie gekümmert, aber die Angehörigen hat das nicht ersetzt.“

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Deshalb hat Mehrens den Angehörigen zwar ans Herz gelegt, die Besuche einzuschränken und hat die Wohnräume für Gäste geschlossen. Nicht aber die Begegnungsstätten im Restaurant und im Foyer. Dort könnten sich Besucher und Bewohner treffen, sie sind aber durch eine Plexiglasscheibe getrennt. „Aktuell arbeiten wir noch an einem weiteren Konzept. Wir haben Antigen-Schnelltests, die wir auch bei den Angehörigen durchführen könnten.“ Nach zwanzig Minuten habe man bei diesem Test Gewissheit, ob eine Infektion mit Corona vorliege. „Sind die Angehörigen nicht daran erkrankt, könnten wir sie theoretisch in die Wohnbereiche lassen.“ Doch diesem Konzept müsse das Gesundheitsamt erst noch zustimmen.

Auch bei den Mitarbeitern seien die Schutzmaßnahmen im Arbeitsalltag angekommen. „Wir haben ein großes Kontingent an Desinfektionsmitteln, FFP-zwei-Masken, an Schutzkitteln, die uns von Kopf bis Fuß bedecken, an Schutzbrillen und extra langen Handschuhen“, sagt Mehrens und betont zugleich: „Die Vorräte reichen, wir sind wirklich gut vorbereitet.“ Eine Corona-Infektion habe es in seinem Heim bisher noch nicht gegeben. Und eines will der Pflegedirektor auch noch loswerden: „Die Maßnahmen sind wichtig und wir versuchen sie auch umzusetzen, aber man darf keine Angst vor Corona haben und muss den Alltag der alten Menschen auch so gestalten, dass sie ihren gewohnten Alltag leben dürfen.“

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Auch das Heim des städtischen Spitalfonds, das Hospital zum Heiligen Geist, sei auf eine zweite Welle gut vorbereitet, teilt die Stadtverwaltung Radolfzell auf Anfrage mit. Die umfangreichen Hygienekonzepte hätten sich eingespielt und Schutzausrüstung wie Schutzkittel, Masken, Desinfektionsmittel und Handschuhe – sei ausreichend vorhanden, so die Auskunft.

Und wie sieht es mit einer möglichen Schließung des Heims aus? „Wir haben erlebt, dass die Isolation große Belastungen für unsere Bewohner und die Angehörigen mit sich bringen“, sagt Nicole Stadach, Pressesprecherin der Stadt. Deshalb werde das Hygienekonzept stetig angepasst, mit dem Ziel, das Spital für Besuche von Angehörigen nicht schließen zu müssen.