Auf der Freudentaler Höhe erhebt sich das alte Schloss Freudental stolz über die Landschaft und den Bodensee. Mit seiner rosa Farbe mutet es fast schon etwas kitschig an. Im Jahr 1700 wurde es fertiggebaut. Seither muss es aufwendig gepflegt werden: „Das ganze Haus ist sorgfältig restauriert nach historischem Vorbild“, so Karin Lindner, die das Hotel im Schloss leitet.
Als Hotel soll es auch wieder öffnen. Ab März hofft Lindner auf viele neue Gäste. Dafür hat man in dem barocken Gebäude viel getan – die Parkettböden in Zimmern und Sälen sind geölt, die Möbel gepflegt, Reparaturen ausgeführt, Flecken an den Wänden wurden mit Farbe kaschiert.

Das klingt einfacher, als es ist. Denn laut Karin Lindner muss „die Farbe für die Wände nach altem Rezept gemischt werden und dann muss der Experte kommen.“ Nach altem Rezept heißt, dass die Farben aus natürlichen Zutaten gemischt werden und daher nicht lange haltbar sind. Jedes Jahr müssten diese dann neu angerührt werden.
Auch beim Stuck sei eine besondere Vorsicht geboten. Denn dieser und die Deckenbemalung aus Kalkstein könnten schnell beschädigt werden. Deshalb geht es dort nur mit einem Pinsel ran. Generell seien die Arbeiten am und im Schloss sehr aufwendig.
Das Haus bewegt sich – auch ohne Erdbeben
Die Fugen im Kalksteinboden müssten regelmäßig ausgetauscht werden, weil sich das Haus bewege. Durch die Temperaturunterschiede verziehe sich das verwendete Material. Es ziehe sich im kalten Winter zusammen und dehne sich im Sommer wieder aus. „Dadurch bewegt sich das alles ein bisschen“, so Lindner.
Inzwischen seien die Fugen aus einem elastischeren Material. Dennoch müsse auch hier immer wieder nachgearbeitet werden. Auf die Statik des Gebäudes wirke sich diese Bewegung aber nicht aus. Ein Statiker habe das Haus überprüft und festgestellt, dass es sogar stabiler gebaut sei als nötig. Dennoch neige sich das historische Gemäuer etwas in eine Richtung. Bemerkbar mache sich das aber lediglich, wenn ein Glas umkippt und das Wasser in eine Richtung fließt.
Auch die Fassade sowie die Fensterläden wurden im vergangenen Jahr komplett renoviert. Coronabedingt habe das etwas länger gedauert. Auch einen kleinen Beitrag zur Nachhaltigkeit will man in Freudental leisten.
Denn neu hinzugekommen sei außerdem eine Stromtankstelle vor der Garage. Dort könnten Gäste ihre E-Autos an einer von zwei Ladeplätzen auftanken. Denn immer mehr Gäste kämen mit einem elektrisch betriebenen Wagen, so Lindner.
Hoffnung auf einen Sommer mit nur wenigen Einschränkungen
Lassen es die Corona-Beschränkungen zu, sollen ab März im Schloss Freudental auch wieder Veranstaltungen durchgeführt werden. Vor allem für besondere Geburtstage, Firmenanlässe oder Hochzeiten sei das Schloss beliebt. „So ein rosa Schlösschen ist für manche junge Frauen ein Traum“, sagt Karin Lindner.
Feriengäste kämen vor allem aus der Schweiz, aber auch aus anderen Teilen Europas und manchmal auch aus der USA. Es seien viele Stammgäste dabei, die immer wieder kämen. „Hier oben unter der Linde am Abend mit einem Glas Wein zu sitzen, mit Aussicht auf den See und den Säntis, ist ein schöner Ausklang des Tages“, findet Lindner.
Im vergangenen Jahr machte sich die Corona-Krise bemerkbar. Denn da seien dort vor allem deutsche Gäste gewesen. Normalerweise hat das Hotel das ganze Jahr geöffnet. Im November habe man sich aber wegen der sich stark ausbreitenden Omikron-Variante des Corona-Virus dazu entschieden, diesen Winter zu schließen. Viele Gäste aus angrenzenden Ländern konnten wegen der Ein- oder Ausreisebeschränkungen nicht mehr kommen.
Auf der Suche nach Personal
Mit den sich ständig ändernden Verordnungen umzugehen, findet Lindner anspruchsvoll, sagt sie. Aber das Hotel-Team habe stets viel Flexibilität gezeigt. Die brauchen die Mitarbeiter auch jetzt. Denn jeden zweiten Tag müssten sie einen Corona-Schnelltest machen.
Lindner sieht die Arbeit derzeit als eine Art Gratwanderung. Denn man wolle den Gästen Sicherheit bieten und ihnen gleichzeitig den Aufenthalt so bequem wie möglich gestalten. Wie andere Häuser in der Branche habe auch das Schloss Freudental mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen.
Durch die Pandemie seien Mitarbeiter abgewandert. Deshalb suche man vor allem im Service nach Personal. Nichtsdestotrotz sieht Lindner dem Frühling und Sommer positiv entgegen: „Wir sind dieses Jahr zuversichtlich, dass Corona nicht mehr so präsent sein wird.“