Der neue Allensbacher Almanach hat auf seinen Seiten einige interessante Kapitel aus der Geschichte der Region zu bieten. Darin zu finden sind unter anderem Beiträge über rund 2600 Jahre alte Funde aus der Bronzezeit, oder die Historie der Fischerei im Gnadensee.

Es geht auch um Ereignisse der jüngeren Geschichte wie etwa um den bald 100 Jahre alten Kindergarten in Kaltbrunn. Zudem thematisiert er die Marienschlucht oder die B 33. Die Arbeitsgemeinschaft Allensbach (AGA) hat für das 35-seitige Buch eine Reihe von Autoren gewonnen.

  • Keltengrab: Für große Aufmerksamkeit hatte 2020 die Ausgrabung der frühneuzeitlichen Richtstätte östlich von Allensbach gesorgt. Doch daran nördlich angrenzend waren bereits mehr als 2000 Jahre zuvor Verstorbene beigesetzt worden.

Dafür konnte der Kreisarchäologe Jürgen Hald bei einer weiteren Grabung Ende 2020 Belege finden: mit den Resten von vier Keltengräbern, die auf die Zeit zwischen 650 und 550 vor Christus datiert werden. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der damalige Bezirksförster von 36 Grabhügeln in diesem Waldstück berichtet.

Diese Bronzearmringe fanden Kreisarchäologe Jürgen Hald und sein Team in dem frühkeltischen Frauengrab bei Allensbach. Bild: Jürgen ...
Diese Bronzearmringe fanden Kreisarchäologe Jürgen Hald und sein Team in dem frühkeltischen Frauengrab bei Allensbach. Bild: Jürgen Hald, Kreisarchäologie Landratsamt Konstanz | Bild: Zoch, Thomas

Doch diese Gräber habe man lange nicht lokalisieren können, berichtet Hald nun im Almanach. Der Grund: Der Wald wurde dort gerodet und seither landwirtschaftlich genutzt. Dadurch seien wohl viele Funde zerstört worden. Immerhin fand Hald aber das Grab einer Frau. Von deren Skelett waren zwar nur Fragmente erhalten, aber es gab interessante Grabbeigaben: mehrere Armringe aus Bronze sowie ein Keramikservice.

  • Altes Langenrainer Glöckchen: Glocken gehören seit Jahrhunderten zum Christentum. Darauf geht Bernhard Frindt anhand der Langenrainer St. Josephs-Kirche in dem Buch ein. In der im Jahr 1700 geweihten Kirche wurden teils Glocken weiterverwendet, die schon in der früheren Pfarrkirche hingen und schon im 14. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurden.

Doch diese gingen nach und nach kaputt, worauf 1903 der damalige Pfarrer drei neue Glocken gießen ließ – finanziert über eine Haussammlung. Doch bereits im Ersten Weltkrieg im Jahr 1917 mussten die Langenrainer die beiden größeren Glocken für militärische Zwecke abgeben.

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Und nachdem der Pfarrer in den 1920er-Jahren wieder zwei neue Glocken beschafft hatten, wurden diese von den Nazis 1942 ebenfalls zu Kriegsmaterial umgeschmolzen. Fast zwei Jahrzehnte rief so allein das kleine Glöcklein, das die Kriege überstanden hatte, die Gläubigen zum Gottesdienst, berichtet Frindt.

Als 1960 drei neue Glocken geweiht wurden, hatte die Glocke von 1904 ausgedient – und geriet in Vergessenheit. Vor einigen Jahren wurde sie wiederentdeckt: Sie hing im Dachstuhl des alten Rathauses. Und steht nun vorerst wieder in der St. Josephs-Kirche.

  • Fischerei im Gnadensee: Schon in der Jungsteinzeit vor 5000 Jahren standen Bodenseefische auf dem Speiseplan der Menschen. Das berichtet Philipp Spießer in seinem Beitrag. Bis zum frühen Mittelalter sei das Fischen jedermann gestattet gewesen. Es gab allenfalls mündliche Nutzungsregeln.
So einfach wie jetzt war es für Fischer auf dem Gnadensee lange nicht. Im Mittelalter drohten empfindliche Strafen (Symbolbild)
So einfach wie jetzt war es für Fischer auf dem Gnadensee lange nicht. Im Mittelalter drohten empfindliche Strafen (Symbolbild) | Bild: Lukas Ondreka

Doch dann habe das 724 gegründete und bald mächtige Kloster Reichenau die Regeln für die Fischerei bestimmt. Denn es sah den Gnadensee als sein Eigentum. Das Kloster vergab die Fischfangrechte als Lehen oder ließ Leibeigene fischen. Und wer nicht hierzu gehörte, sei vertrieben worden.

So sei ein Fischer aus Petershausen geblendet worden, als er unerlaubt auf dem Gnadensee unterwegs war. Dies habe 1366 den Konstanzer Fischerkrieg ausgelöst. Konstanzer brannten dabei die Burg Schopflen nieder, von der heute am Inseldamm noch die Ruine steht. Spießer schildert noch weitere Episoden bis heute.

  • Bald 100 Jahre Kindergarten: Die Kinderbetreuung hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, weshalb Allensbach seit Oktober ein neues Kinderhaus nahe der Bodanrückhalle bauen lässt.

Gerhard Wegele blickt im Almanach zurück auf die Anfänge: 1924 kaufte das Kloster Hegne das Haus in der Höhrenbergstraße, in dem seit dem Sommer der Kinderschutzbund Konstanz ein Kinder- und Familienzentrum betreibt. Die Gemeinde hatte den alten Kindergarten sanieren und ausbauen lassen.

Vor einem Jahr lief noch die Erweiterung und Sanierung des alten Kindergartens Höhrenbergstraße. Es war im Jahr 1924 der erste ...
Vor einem Jahr lief noch die Erweiterung und Sanierung des alten Kindergartens Höhrenbergstraße. Es war im Jahr 1924 der erste Kindergarten in der Gemeinde Allensbach. (Archivbild) | Bild: Zoch, Thomas

Schwestern des Klosters hatten den Kindergarten dort bis 1970 geleitet. Dann übernahm dies 1971 die katholische Pfarrgemeinde, die 1969 einen weiteren Kindergarten im Pfarrheim eingerichtet hatte. Mit wachsender Bevölkerung nahm auch die Zahl der Kinder zu und damit der Bedarf an Betreuung.

Und schließlich übernahm die Gemeinde 1994 die Trägerschaft des alten Kinderhauses in der Höhrenbergstraße und machte daraus einen Montessori-Kindergarten. Dieser ist seit 2018 provisorisch in Containern untergebracht, weil die Gemeinde den Abriss des Gebäudes für ein neues Kinderhaus an selber Stelle geplant hatte.