Ein paar Meter weiter hatte der Kreisarchäologe Jürgen Hald von Frühjahr bis Sommer die ehemalige neuzeitliche Richtstätte östlich von Allensbach freigelegt, was bundesweit auf Interesse stieß.
Nun hat Hald in diesem Bereich, etwas nördlich der Richtstätte, erneut einen Fund gemacht, der für die Archäologie und die Ortsgeschichte aufschlussreich ist. Es handele sich um ein keltisches Grab aus der Zeit etwa 650 bis 550 vor Christus. Und es dürfte eine Frau in etwas gehobener Stellung gewesen sein. Dies alles lasse sich aus den Grabbeigaben schließen, die relativ gut erhalten seien.
Zum einen fanden Hald und sein Team zwei verzierte Bronzearmringe, die bereits zur Restaurierung beim Landesamt für Denkmalpflege seien. Etwas tiefer gelegen hätten sie ferner zwei Armringe aus Lignic, einem fossilen Holz geborgen. „Das ist typisch für Frauengräber.“

Ein weiteres gefundenes, ebenfalls verziertes Blech aus Bronze dürfte Teil eines Gürtels gewesen sein, erklärt Hald. Zudem fanden die Archäologen etliche zwar zerbrochene, aber in größeren Teilen erhaltene Keramikgefäße. „Das ist wahrscheinlich ein komplettes Service an Sperse- und Trinkgefäßen“, meint Hald.
Nach der Vorstellung der Kelten sollten damit wohl auch im Jenseits Freunde bewirtet werden. Es habe sich um mindestens zehn verschiedene Gefäße gehandelt – von einem großen, so genannten Kegelhalsgefäß bis zu Schälchen. Diese seien verziert teils mit so genannten Kreisaugen, also einem Kreis mit einem Punkt darin, oder mit Graphitstreifen bemalt.

„Das ist ganz tolle Keramik“, so Hald, alles sei noch rein von Hand und ohne Töpferscheibe hergestellt worden. Nach ihrer Hauptverbreitung werde diese Alt-Hegau-Keramik genannt. Zudem fanden er und sein Team ein paar Fragmente von massiven menschlichen Langknochen – etwa von Oberschenkel oder Oberarm.
Die Knochen seien nicht verbrannt, aber schlecht erhalten, weil die Bodenchemie an dieser Stelle offenbar für eine Zersetzung gesorgt habe. Die anderen Funde seien wohl deshalb recht gut erhalten, weil sie mit der Verstorbenen etwas tiefer eingegraben und zudem mit großen Wacken als Schutz bedeckt gewesen seien, vermutet Hald.
Darüber dürfte einer der für Kelten typischen Grabhügel gewesen sein, die offenbar für Leute in gehobener Stellung üblich waren. In der hiesigen Region gelte das aber für das bäuerliche Milieu, also etwa für die Besitzer eines eigenen Hofes. „Das waren keine Keltenfürsten.“ Die Funde in diesem Grab bezeichnet Hald als „gute, solide Ausstattung“, die darauf schließen lasse, dass die Verstorbene nicht bescheiden hatte leben müssen, aber auch nicht reich gewesen sei.
Aus der Kombination der Funde lasse sich das Alter des Grabes recht genau datieren, erklärt der erfahrene Archäologe. Denn die Kelten, deren Epoche etwa von 800 bis 50 vor Christus gereicht habe, hätten ihre Toten anfangs verbrannt, aber Grabbeigaben gemacht wie eben Gefäße und Schmuck. Von circa 650 bis 550 vor Christus habe es bei den Bestattungen eine Art Übergangszeit gegeben. Damals seien die Verstorbenen zwar nicht mehr verbrannt worden, es wurden aber weiter Beigaben ins Grab gelegt, so Hald.

Im Umfeld des nun frei gelegten Grabes habe man noch an zwei Stellen Gruben mit ganz wenig erhaltenen, menschlichen Knochenteilen und Gefäßscherben sowie an einer weiteren Stelle eine kleine Brandgrube mit etwas verbrannten Knochen und Scherben gefunden. Diese Grabstellen seien vermutlich durch die landwirtschaftliche Nutzung zerstört worden, weil sie recht oberflächlich in Pflugtiefe lagen.
Schön und interessant seien diese Funde, weil man über diesen Bereich zwischen Allensbach und Hegne bisher sehr wenig aus der Keltenzeit wisse. Aus schriftlichen Überlieferungen sei aber bekannt gewesen, dass es hier im Gewann Stocktal sowie im nördlichen angrenzenden Tafelholz bis ins 19. Jahrhundert keltische Grabhügel gegeben haben muss, erklärt Hald.
Die Kelten
Doch bisher habe es keine handfesten Funde gegeben. Deshalb habe er, nachdem in diesem Bereich für den B33-Ausbau der Oberboden abgeschoben war, das noch einmal genauer untersucht. Die Freilegung des Grabes dauerte nur ein paar Tage, die Bauarbeiten seien dadurch nicht beeinträchtigt worden, berichtet Hald, der nach diesem Fund bilanziert: „Das ist ein schöner Abschluss eines fundreichen Jahres.“