Die Grundschule Hegne wird es nur noch ein paar Jahre geben. Alle Kinder der Gemeinde sollen dann in die Grundschule Allensbach gehen, die zuvor entsprechend ausgebaut werden muss. Die Hegner Schule soll zu einem Kinderhaus umgebaut werden.
Das hat der Allensbacher Gemeinderat auf Vorschlag der Verwaltung mit 14 Ja- zu fünf Nein-Stimmen beschlossen. Zur Enttäuschung vor allem vieler Eltern und der Ortsvorsteher. Da half es auch nichts, dass Eltern und weitere Bürger innerhalb weniger Tage 399 Unterschriften für den Erhalt der Hegner Schule gesammelt hatten.
Der Bürgermeister erklärte, es gehe auch um die bald verbindliche Ganztagsbetreuung. Die Diskussion, wie es weitergehen solle, habe vor 18 Monaten begonnen und es sei mit allen Beteiligten gesprochen worden. Eine Mehrheit der Gemeinde- und Ortschaftsräte habe im Februar nicht-öffentlich beschlossen, dass die Verwaltung die nun gewählte Variante aufarbeiten solle. Es sei nun zunächst eine Grundsatzentscheidung gefallen.
Es werde aber noch viele Gespräche mit allen Beteiligten und Beschlüsse geben – so etwa zur Frage des Raumkonzepts, was genau neu gebaut wird und wann und wie der Umzug erfolgen wird. Bei der Allensbacher Schule ist eine Aufstockung des Anbaus und der Mensa oder ein Neubau im Gespräch. Der grobe Zeitplan sieht eine Fertigstellung im Herbst 2028 vor. Die Grobkostenschätzung sei bei 6 bis 7 Millionen Euro, die Gemeinde werde Zuschüsse bekommen.
Das sagen Gemeinderatsmitglieder
Die Hegner Ortsvorsteherin Katharina Malkmus sagte: „Ich hätte gern mehr Zeit gehabt.“ Sie sei erst seit Juli 2024 im Amt und seit September mit dem Thema befasst. Sie habe in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt, auch bei Unbeteiligten gebe es Unverständnis, dass eine funktionierende Schule geschlossen werde. Sie habe kurzfristig noch vom Kloster die Zusage bekommen, dass dieses bei der Ganztagsbetreuung der Hegner Schule helfen könnte. Und die Unterschriftensammlung zeige, dass es noch Diskussionsbedarf gebe.
Der Kaltbrunner Ortsvorsteher Christof Erne befand, auch die Hegner Schule könnte zukunftstauglich ausgebaut werden. „Mir erscheint es als absurd, dass man den Standort Allensbach nur ausbauen kann, wenn man den in Hegne opfert.“ Es heiße immer, Allensbach sei eine Gemeinde. Aber wenn die Ortsteile eine Alternative wollten, gebe es eine Abfuhr. Bei anderen Projekten, die nicht so gewichtig seien – wie etwa Adler-Areal – habe es mehr Bürgerbeteiligung und Sorgfalt gegeben, klagte Erne.
Stefanie Rothmund, die Ortsvorsteherin von Langenrain-Freudental, stimmte dem zu. Die Unterschriftensammlung zeige, welche Meinung in den Ortsteilen herrsche. Es sei schade, dass keine Alternative mit der Schule Hegne geprüft wurde. „Es gibt für mich noch zu viele Fragezeichen“, sagte sie über die Entscheidung. Es gebe zum Beispiel kein Raumkonzept. Chancengleichheit für alle Allensbacher Kinder sei nur gut, wenn auch die Bedingungen gut seien. „Wir sehen den pädagogischen Mehrwert nicht.“
„Es ist ein historischer Tag, ein trauriger Tag“
CDU-Chef Ludwig Egenhofer stimmte den Ortsvorstehern zu. „Es ist ein historischer Tag, ein trauriger Tag. Ich bedaure, dass man die Alternativen nicht geprüft hat. Ich bin mir sicher, dass ein Riss durch die Gemeinde geht.“ Viele fühlten sich übergangen. Es gebe noch Redebedarf, das zeige auch die Unterschriftensammlung. Was die Verwaltung mit dem Ausbau der Schule Allensbach vorschlage, sei für ihn kein großer Wurf. Er forderte einen Neubau. „Es sind einige Millionen, die wir in die Schule stecken.“ Er forderte von der Verwaltung einen klaren Finanzierungsplan, wie das geschafft werden soll, ohne dass andere Investitionen auf der Strecke bleiben.
Philipp Spießer (CDU) befand hingegen, es gehe darum, Synergien und Chancen zu nutzen. Das Thema sei natürlich emotional, es tue ihm auch Leid für Eltern und das Hegner Kollegium. Aber darauf basierend könne er keine politische Entscheidung für einen langen Zeitraum fällen. „Wir können die Voraussetzungen schaffen für eine herausragende Bildungslandschaft für Sechs- bis Zehnjährige“, meinte Spießer.
Karin Heiligmann (Freie Wähler) sagte, es gehe um eine Entscheidung von enormer Tragweite, die Mut brauche. Aber es werde nun schon viele Monate darüber diskutiert und alle Argumente seien ausgetauscht. Beim Erhalt der Hegner Schule bestehe die Gefahr, dass das Land in einigen Jahren die Schließung solcher kleinen Schulen anordne. „Wir betrachten unsere Gemeinde als eine Solidargemeinschaft.“
Daher müsse der Gemeinderat tragfähige Lösungen finden, die für alle Bewohner Allensbachs und der Teilorte Sinn ergeben. Die Gemeinde sei als Träger der Schulen nicht für die Pädagogik zuständig, die verständlicherweise den Eltern und dem Lehrerkollegium wichtig sei, sondern sie müsse nach Möglichkeit dafür die besten Rahmenbedingungen schaffen. Und sie müsse den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung umsetzen. Wie Egenhofer und viele Eltern forderte sie, dass die Hegner Schule erst umziehen dürfe, wenn der Ausbau in Allensbach abgeschlossen ist.
Grundsatzentscheidung steht
Jürgen Saegert (Grüne) sagte, seine Fraktion schließe sich im Wesentlichen der FW an. Er betonte, dass es aktuell nur um die Grundsatzentscheidung gehe, nicht um die weitere Ausgestaltung. Rolf Wiehler ergänzte, es sei für jede und jeden eine individuelle Gewichtung der Argumente gewesen. „Die Zusammenlegung der Schulstandorte ist am Ende die folgerichtige Entscheidung aufgrund aller vorliegender Fakten und Prognosen. Wir haben damit eine dauerhaft tragfähige Lösung für die gesamte Gemeinde.“
Patrick Konopka (FDP) sagte, es sei verständlich, dass sich Eltern und andere Bürger für ihre Interessen einsetzen, aber: „Ich stelle fest, dass die Sorgen vor möglichen Veränderungen oft größer sind, als die Freude über die Chancen, die sich daraus ergeben können.“ Auch er sagte, die Entscheidung falle nicht leichtfertig, sondern nach einem langen Prozess. Und dass man als Gemeinderat Vertreter aller Allensbacher sei und eine Richtungsentscheidung treffe, wie die Bildungslandschaft für die kommenden Jahrzehnte gestaltet werden soll. Es sei die Gelegenheit, Schule neu zu denken. Und Hegne bekomme ein Kinderhaus.
Die Elternbeiratsvorsitzende Barbara Staehle sagte, viele Eltern hätten von der Verwaltung eine andere Beteiligung und nicht nur Informationen erwartet. Die Elternbeirätin Birgit Schnack-Iorio befand, die Eltern hätten früher angehört werden sollen. Die Schule sei das „Herzstück von Hegne. Die Großen fressen die Kleinen“. Elternbeirätin Doris Scheerer beklagte wie andere Eltern, dass keine Variante geprüft worden sei, bei der die Schule erhalten und Ganztagsbetreuung dort möglich wird. Janina Naskowski meinte, die jetzige Auswahl sei wie in einem Restaurant, in dem es nur ein Gericht gebe.