Der Aus- und Neubau der B33 wird immer mehr zur unendlichen Geschichte. Anwohner und Pendler müssen sich auf der Strecke, die täglich von rund 30.000 Fahrzeugen passiert wird, wohl auf mindestens zehn weitere Jahre Bauzeit einstellen. Und damit auf Dreck, Lärm sowie Verkehrsbehinderungen und Umleitungen.

Erst 2024 wird vielleicht begonnen

Bis vor einem Jahr hatten die zuständige Neubauleitung Singen und das übergeordnete Regierungspräsidium (RP) Freiburg noch von einem Ausbauende im Jahr 2027 gesprochen. Dann hieß es Ende vergangenes Jahr, der Baubeginn des Röhrenbergtunnels zwischen den Anschlussstellen Allensbach-Mitte und -Ost werde sich von diesem Jahr auf Herbst 2023 verschieben. In diesem Fall hätte er 2028 eröffnet werden können.

Nun erklärten die Neubauleitung im Allensbacher Gemeinderat sowie das RP in einer Pressemitteilung, mit dem Tunnelbau solle sogar erst im zweiten Quartal 2024 begonnen werden.

Wie es jetzt weitergehen soll

Bild 1: Weitere Verzögerung! B33-Ausbau dauert noch bis weit in die 2030er-Jahre
Bild: Schönlein, Ute

Die Fertigstellung ist nunmehr im ersten Quartal 2030 geplant. Und wann es mit dem ebenfalls noch fehlenden Tunnel bei Hegne los geht, steht weiter in den Sternen. Voraussichtlich im Frühjahr 2023 könne man dazu genauere Informationen geben, so die Neubauleitung und das RP.

Im Allensbacher Gemeinderat platzte da vielen der Kragen. Bürgermeister Stefan Friedrich betonte: „Jetzt kommen die Abschnitte, die den Bürgern richtig weh tun. Und da muss es das oberste Ziel sein, dass es schnell geht. Wir sind frustriert und ein Stück weit sauer. Unser Ziel ist es nicht, zu schimpfen. Unser Ziel ist es, konstruktiv mitzudenken. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns austauschen.“

Allensbachs Bürgermeister Stefan Friedrich ist nicht amüsiert über die weiteren Verzögerungen.
Allensbachs Bürgermeister Stefan Friedrich ist nicht amüsiert über die weiteren Verzögerungen. | Bild: Oliver Hanser

Neben dem Ärger über die Bauzeit wurde im Gemeinderat einmal mehr gefordert, dass die Gemeinde und die Bürger öfter und schneller über Maßnahmen und Änderungen informiert werden müssten. Bereits im Frühjahr 2023 sollen Vertreter der Neubauleitung erneut im Gemeinderat über den aktuellen Stand informieren.

Zudem kündigte der Bürgermeister an, er werde wie von der CDU gefordert die Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer persönlich zu einer Sitzung einladen, damit sie zu den Kritikpunkten Stellung beziehe. Der Hegner Ortsvorsteher Pius Kininger klagte: „In Hegne sieht es aus wie auf dem Mond.“ Anwohner und das Kloster hätten zu leiden, und das sei auch schlecht für den Tourismus.

Bärbel Schäfer, Präsidentin des Regierungspräsidiums Freiburg, bei der Eröffnung des Tunnels Waldsiedlung im Gespräch mit dem Konstanzer ...
Bärbel Schäfer, Präsidentin des Regierungspräsidiums Freiburg, bei der Eröffnung des Tunnels Waldsiedlung im Gespräch mit dem Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt. In absehbarer Zeit gibt es für sie in Allensbach erst einmal nichts einzuweihen, dafür aber wohl einiges an Kritik. | Bild: Timm Lechler | SK-Archiv

Gemeinderat Ludwig Egenhofer (CDU) sagte: „Ich bin mehr als frustriert.“ Er glaubt nicht daran, dass 2030 das Ausbauende sein wird. Egenhofer forderte vom RP eine Begründung für die Verzögerungen. Man habe schließlich vorher gewusst, dass der Boden miserabel ist. Anstatt einer nachvollziehbaren Begründung und der versprochenen regelmäßigen Information gebe es „nur Dreckhaufen um Allensbach“, so Egenhofer.

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Gemeinderäte wollen schnellere Infos

Kininger und Jeanette Klingbeil (Bunte Liste) mahnten an, dass die Bürger auch bei möglichen Änderungen im Busverkehr aufgrund der Baumaßnahme frühzeitig informiert werden müssten – anders als das bei der Waldsiedlung im Sommer war. Und Franz Scheppe (CDU) wollte wissen, wo die Erdmassen, die bei den Tunnelbauten anfallen, hinsollen. Patrick Konopka (FDP) erklärte, beim Tunnel Hegne sei man genauso weit wie vor zwei Jahren. Man habe keine Ahnung, wann und wie man diesen bauen könne. „Das ist schon ernüchternd.“

Fakt ist: Für die nächsten Jahre entsteht eine Behelfsbrücke über die Kaltbrunner Straße, die zentrale Verbindung zwischen Allensbach und dem Gewerbegebiet sowie dem Bodanrück. Doris Hellmuth (BL), Irmgard Weishaupt (SPD) und der Bürgermeister monierten, dass es auf dieser Brücke sowie auch im Endausbau, wenn diese Straße über den Röhrenbergtunnel führt, nur auf einer Seite einen gemeinsamen Fuß- und Radweg geben soll – so wie bei der Reichenauer Kindlebildbrücke. „Das geht überhaupt nicht“, meinte Hellmuth. Hier seien viele Leute unterwegs – Einheimische und auch Touristen.

Doris Hellmuth von der Bunten Liste versteht nicht, warum auf der Überführung über die B33 nur auf einer Seite ein Fuß- und Radweg ...
Doris Hellmuth von der Bunten Liste versteht nicht, warum auf der Überführung über die B33 nur auf einer Seite ein Fuß- und Radweg geplant ist – so wie auf der Kindlebildbrücke, wo es immer wieder Kritik deswegen gibt. | Bild: Thomas Zoch

Den Ärger bekamen diesmal der aktuelle B-33-Projektleiter Valentin Wind sowie die für Bauwerke zuständigen Fachplaner Selina Foss und Jörg Bauer ab, die alle drei zum ersten Mal zur Information im Gemeinderat waren. Auch das wurde von den Bürgervertretern moniert: Man wisse bei den ständigen Wechseln gar nicht mehr, wer die Ansprechpartner seien.

Wind beteuerte beim Thema ÖPNV, dass man mit dem Landratsamt in Kontakt sei und bei nötigen Änderungen frühzeitig informieren wolle. Was die anfallenden Erdmassen betreffe, so sei bei Hegne zwischen B33 und Bahnstrecke ein Zwischenlager für Boden geplant, der später wieder eingebaut werden soll – aber nicht in dem Ausmaß, wie es bei der Waldsiedlung der Fall war.

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Neues Team ist am Ruder

„Wir sind ein neues Team und versuchen, es gut zu gestalten. Wir wollen, dass das eine Maßnahme wird, die nachhaltig ist“, erklärte Wind zum Bautempo. Als einen Grund für die Verzögerungen nannte er, dass der Projektleiter, der für den Bereich Kaltbrunner Straße zuständig war, gegangen sei. Die Neubauleitung habe die Stelle viermal ausgeschrieben, aber es sei keine einzige Bewerbung zustande gekommen. „Wir versuchen, unser Team zu stärken. Es ist ein sehr herausforderndes Projekt“, so Wind.

Beim Röhrenbergtunnel verzögere sich der Bau auch wegen der nötigen Vorarbeiten. Und natürlich habe man gewusst, dass die Böden in Seenähe schlecht sind. Aber je tiefer man in die Planung einsteige, desto mehr habe sich gezeigt, dass früher angedachte Lösungen nicht funktionieren.

Hier im Westen Allensbachs genügt die B33 allen Anforderungen. Bis es auch im Osten soweit ist, dauert es noch Jahre.
Hier im Westen Allensbachs genügt die B33 allen Anforderungen. Bis es auch im Osten soweit ist, dauert es noch Jahre. | Bild: Oliver Hanser

Das größte Problem im Boden sind laut Wind der schlammige Seegrund und Grundwasser. Hier gebe es schlicht keine Erfahrungs- und Standardwerte, wie lange es dauere, bis sich der Grund durch Maßnahmen von oben setze und festige. Das habe sich im Bereich zwischen B33 und Bahnstrecke bei Hegne gezeigt, wo es sehr viel länger gedauert habe als gedacht. Beim Tunnel Hegne laufe noch die Vorplanung, aber es gebe aktuell Abstimmungen zwischen den Fachplanern.

Dort müsse sich allerdings ebenfalls erst der Untergrund setzen, sagte Wind. Und nahm auch Stellung zur Kritik am äußeren Erscheinungsbild der noch viele Jahre andauernden Großbaustelle: „Wir nehmen das Thema Mondlandschaft mit.“ Vielleicht sei es möglich, diese zwischenzeitlich zu begrünen.

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