Den Arbeitern in der Marienschlucht bleibt in diesem Jahr nicht mehr viel Zeit, um Meter zu machen auf der Baustelle für den neuen Treppenturm und die Steganlage, durch die die Marienschlucht wieder begehbar gemacht werden soll. Eines steht für Projektleiter Matthias Weckbach jedoch schon jetzt fest: „2024 kommen wir nicht so weit, wie wir es uns vorgestellt haben, auch wenn wir schnell sind.“ Auch die Kosten fallen höher aus als geplant. Warum das so ist und warum er dennoch optimistisch auf das kommende Jahr blickt, erläutert Weckbach kurz vor Abschluss der Bausaison im Gemeinderat.

„In der ersten Dezemberwoche werden noch einige Restarbeiten erledigt, dann ist Schluss für dieses Jahr“, erklärt Weckbach, der das Projekt als Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen viele Jahre begleitet hat und das auch nach seiner Amtszeit tut. Im kommenden Jahr könne dann erst nach den Schutzfristen für Kolkrabe und Wanderfalke weitergebaut werden. „Das wird Ende August, Anfang September der Fall sein“, so Weckbach. Dann soll im Bereich der Erich-Pohl-Kanzel noch eine Mauer betoniert werden. Zudem müssen dort die alten Holzsteganlagen ausgebaut werden, bevor von dort aus die neue Stegkonstruktion nach unten hin weitergebaut wird.

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Eröffnung ein Jahr später als geplant

Ursprünglich war der Plan, dass die Schlucht im November 2024 wieder geöffnet werden kann. Einige zusätzliche Arbeiten hätten allerdings dazu geführt, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann. So musste etwa der Uferweg, der durch das diesjährige Hochwasser unterspült wurde, saniert werden. Zusätzlich habe es im Juli zwei Erdrutsche an der ungesicherten Ostseite gegeben, die für zusätzlichen Arbeitsaufwand gesorgt hätten. Beim Aufstellen des Eingangsbauwerks habe sich zudem herausgestellt, dass einige Felsanker nicht korrekt gesetzt waren. Auch hierdurch sei es zu weiteren Verzögerungen gekommen.

Das Aufgangsbauwerk ist eines der großen Projekte für die Eröffnung der Marienschlucht, das in diesem Jahr fertiggestellt werden konnte.
Das Aufgangsbauwerk ist eines der großen Projekte für die Eröffnung der Marienschlucht, das in diesem Jahr fertiggestellt werden konnte. | Bild: Gemeinde Bodman-Ludwigshafen

Inzwischen ist die Schlucht ausgeräumt, die alten Holzstege wurden weitestgehend entfernt und das Eingangsbauwerk aus Stahl ist aufgestellt. Im kommenden Jahr soll beim Eingangsbauwerk eine kleine Schutzhütte entstehen, die Platz für etwa 30 Personen bieten soll.

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Warum es nur eine kleine Schutzhütte geben wird

In den Augen von Gemeinderätin Erika Zahn (ÖDP) ist die Schutzhütte damit sehr klein ausgefallen und Weckbach gibt ihr in diesem Punkt recht. „Wir hatten uns das auch anders vorgestellt. Die Schutzhütte war ursprünglich geplant in der Größe des ehemaligen Kiosks“, so Weckbach. In mehreren Runden mit den Naturschutzbünden sei jedoch die Befürchtung groß gewesen, dass eine zu große Hütte in der Nähe des Grillplatzes dazu führen könnte, dass dort Grillpartys gefeiert werden. Deshalb habe die Hütte verkleinert und vom Grillplatz abgerückt werden müssen.

Projekt wird nochmal teurer

Was sich nicht verkleinert hat, sind die Kosten für das Projekt. „Ich hätte gerne eine bessere Nachricht mitgebracht“, so Weckbach, doch durch die zusätzlichen Arbeiten sei einiges an Mehrkosten entstanden. Einige der Maßnahmen seien zudem nicht förderfähig. Insgesamt fallen 312.644 Euro an Mehrkosten an. Diese werden aufgeteilt zwischen Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und der Stadt Konstanz. Damit belaufen sich die Mehrkosten für Bodman-Ludwigshafen auf 104.215 Euro.

Eine große Unwägbarkeit sei die Kalkulation der Kosten gewesen. „Das ist für die lokalen Unternehmen eine große Herausforderung gewesen, da es sich um so ein einzigartiges Projekt handle, für das es praktisch keine Vergleichswerte gebe.

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4,5 Millionen Euro wurden schon ausgegeben

Insgesamt 4,5 Millionen Euro seien bisher schon in das Projekt geflossen. Laut SÜDKURIER-Informationen sollen sich die Kosten am Ende auf rund 6 Millionen Euro belaufen. Was schon jetzt feststeht: „Die Marienschlucht wird nicht mehr so aussehen wie vorher“, macht Bürgermeister Christoph Stolz deutlich. Eine Bürgerin hatte sich zuvor im Rahmen der Bürgerfragestunde gemeldet und die Optik der neuen Stahlkonstruktion bemängelt. „Das ist ja Wahnsinn, was da gemacht wird. So habe ich mir das nicht vorgestellt“, betonte sie. Auch Gemeinderätin Erika Zahn (ÖDP) sagte: „Die Stahlkonstruktion ist ein großer Eingriff in die Natur. Wir müssen die Bevölkerung darauf vorbereiten und das kommunizieren“.

Blick auf das Marienbildnis von der neuen Steganlage aus.
Blick auf das Marienbildnis von der neuen Steganlage aus. | Bild: Gemeinde Bodman-Ludwigshafen

Bürgermeister Stolz verwies in diesem Zusammenhang auf das Bautagebuch zur Marienschlucht, das die Gemeinde online führt. Zudem dürfen sich die Bürgerinnen und Bürger im kommenden Jahr auf einen zusätzlichen besonderen Einblick freuen, deutete der Bürgermeister an.

Holzkonstruktion wäre nicht mehr möglich

Projektleiter Weckbach erklärte, dass eine Wiedereröffnung der Schlucht anders nicht möglich gewesen wäre. „Wir wurden schon öfter gefragt, ob man die Konstruktion nicht wieder aus Holz hätte machen können, aber das wäre nicht gegangen“, so Weckbach. Zum einen würde das Holz sehr schnell verwittern, zum anderen hätte es nicht den gleichen konstruktiven Schutz geboten wie die Stahlkonstruktion, die in zwei Metern Abstand zu den Felsen montiert werden kann. So sei sichergestellt, dass bei Erdrutschen die Felsen zwischen Wand und Stahlkonstruktion hindurchfallen können.

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Auf Nachfrage aus dem Gemeinderat unterstrich Weckbach, dass er den Eröffnungstermin im kommenden Jahr als gesichert ansehe. Insgesamt stellte sich der Gemeinderat trotz Kostensteigerungen einmal mehr hinter das Projekt. „104.000 Euro sind zwar ein stattlicher Betrag, nichtsdestotrotz steht für mich außer Frage, dass wir das Projekt zu Ende bringen“, erklärte etwa Gemeinderat Michael Koch (CDU). Auch sein Fraktionskollege Alessandro Ribaudo betonte: „Wir haben die Maßnahme beschlossen, nun müssen wir auch fertigbauen.“