Solch einen Umzug sieht man nicht alle Tage: Am Samstag sind zahlreiche große, teils mehrere Hundert Kilogramm schwere Fossilien aus Holzmaden in Bodman eingetroffen. Sie waren mit Holzwolle geschützt in Holzkisten verstaut und sind mit Staplern, Kraft, Geschick und Augenmaß über eine Gaube in sechs Metern Höhe ins Obergeschoss des Torkelgebäudes gehoben worden.

Rolf Hauff, der das Urweltmuseum Hauff in Holzmaden, rund 50 Kilometer südöstlich von Stuttgart, in dritter Generation leitet, hat mit seinem Team von Zimmerleuten und aus dem Speditions- und Baugewerbe alle Hände voll zu tun. Auch Bertram Ledergerber vom Gut Bodman sowie zwei Präparatoren des Urweltmuseums packen mit an.

Wertvolle Stücke

„Die Männer haben den Umzug mit all ihrer Erfahrung gemeistert“, lobt Hauff. Sein erster Blick am Morgen galt der Wettervorhersage. „Mir war wichtig, dass wir die ganzen wertvollen Stücke trockenen Fußes hier rein bekommen“, sagt er. Die Erweiterung zur bestehenden Ausstellung wird Exponate zeigen, die in den vergangenen 50 Jahren als besondere Museumsstücke präpariert wurden. Wann genau die Eröffnung stattfindet, steht noch nicht fest.

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Rolf Hauff gefällt die Nähe des neuen Ausstellungsorts zum Wasser. Es ist für ihn die perfekte Verbindung zum Jurameer und den Wassersauriern. Wo heute Süddeutschland ist, war ursprünglich ein tiefes Meer, das Jurameer. Darin lebten viele Wassersaurier. Wenn Tiere starben, sanken sie ins Sediment. Der Urschlamm war so sauerstoffarm, dass die Überreste komplett konserviert wurden. Dieses Exponat ist eine Schieferplatte mit Seelilien und Ammoniten.

Das aus mehreren Teilen bestehende Exponat mit einem gut erhaltenen Saurier-Skelett ist mit einem Stahlrahmen umfasst. Stolz präsentiert ...
Das aus mehreren Teilen bestehende Exponat mit einem gut erhaltenen Saurier-Skelett ist mit einem Stahlrahmen umfasst. Stolz präsentiert Rolf Hauff dieses besondere Ausstellungsstück. | Bild: Claudia Ladwig

Ammoniten sind eine ausgestorbene Teilgruppe der Kopffüßer. Diese Tiergruppe gehört zu den Weichtieren und kommt nur im Meer vor. Sie sahen so ähnlich aus wie Tintenfische, erklärt Rolf Hauff. Seelilien sind verwandt mit Seesternen oder Seeigeln. Sie ernährten sich von Plankton im Wasser, klammerten sich an Baumstämmen fest und wurden so ins Meer getrieben. In den Schieferplatten sehen sie aus wie Blumen.

Suche nach alten Fotos

Die riesige Torkel-Presse im Torkelgebäude soll in die Museumsdidaktik einbezogen werden, erzählt Elisabeth Kaiser, die Lebensgefährtin von Rolf Hauff. Wilderich Graf von Bodman, der beim Einräumen der Exponate kurz mit Architekt Tobias Jaklin vorbeischaut, werde ihnen viele Informationen liefern. „Wir wollen den Besuchern an einem Display zeigen, wie die Torkel funktioniert hat und auch den Weinbau miteinbeziehen. Dazu suchen wir noch alte Fotos, die die Torkel in Betrieb zeigen“, sagt Elisabeth Kaiser. Eine interaktive Station im Erdgeschoss wird die Geologie des Bodensees erklären. „Man lernt, wie der Bodensee über die Zeit entstanden ist und wie er vermutlich in ferner Zukunft aussehen wird. In 25 000 Jahren wird es wohl kein See mehr sein, er wird größtenteils verlanden.“

Exponate aus dem Jurameer

Neben dieser Station wird ein großer Ichthyosaurier, umgangssprachlich auch Fischsaurier, die Gäste erwarten. Er gehörte zu einer Gruppe Reptilien aus dem Erdmittelalter, die vollständig an das Leben im Wasser angepasst war und ausschließlich im Meer lebte. Eine Ecke weiter gibt es eine Sandkiste für Kinder. Hier können sie ein 4,5 Meter langes Dinosaurier-Replikat ausgraben und finden vielleicht weitere Fossilien. Gleich daneben im kleinen Kino sehen die Besucher später, wie es im Jurameer ausgesehen hat. Rolf Hauff betont: „Die Fundstelle Holzmaden ist aufgrund der Erhaltung der Fossilien ein Fenster in die Erdgeschichte, wie es sonst kein anderes auf der Welt gibt.“ Aktuelle Dokumentarfilme beschreiben zusätzlich das Leben von Delphinen und Walen und zeigen den nächsten Schritt in der Evolution.

Urzeitkrokodil im Obergeschoss

Im Obergeschoss werden die Gäste unter anderem eine riesige Paddelechse, auch Plesiosaurier genannt, finden. Die Präparatoren Klaus Nilkens und Jan-Henrik Pamin schieben die Einzelteile auf der Platte so zurecht, dass die Echse optimal zur Geltung kommt. Um das Urzeitkrokodil, einen Stenosaurier, an seinen künftigen Platz zu bringen, sind dann fast alle Männer im Einsatz. Millimeterarbeit ist gefragt, als die Schieferplatte mit Stahlrahmen in den Holztisch eingelegt wird. Wenn alle Exponate im Gebäude sind, beginnt für Rolf Hauff und seine Helfer die nächste Phase auf dem Weg zur Eröffnung. Hauff rechnet damit, dass die Arbeiten bis zum Juli abgeschlossen sein könnten.