Die Sport- und Kulturehrung im Seeum hatte es in sich: Ganzen 140 Personen brachte die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen ihre Wertschätzung und Anerkennung für besondere Leistungen entgegen. Dass es so viele zu Ehrende gab, lag auch an der Corona-Pandemie, wegen der die Veranstaltung damals verschoben werden musste.
Sandra Domogalla und Vanessa Stemmer von der TKM (Tourismus, Kultur und Marketing) der Gemeinde hatten den kurzweiligen Abend konzipiert und organisiert. Als Ehrengäste traten Lukas Dauser, Weltmeister am Barren und Sportler des Jahres 2023, und Zauberkünstler Steffen Kaiser, in diesem Jahr mit David Langendörfer Dritter bei den Deutschen Meisterschaften im Bereich Manipulation, auf.
Ein echter Weltmeister auf der Bühne
Mit dem 31-jährigen Lukas Dauser ging es spannend los. Alessandro Ribaudo hatte den Olympiateilnehmer am Tag vor dem Swiss-Cup, seinem letzten internationalen Wettkampf, aus Zürich geholt. Dorthin musste er später zurück, um am Teammeeting teilzunehmen.

Bürgermeister Christoph Stolz zählte die vielen sportlichen Erfolge des gleichaltrigen Turners auf und stellte ihm mit Alessandro Ribaudo Fragen, um mehr über ihn zu erfahren. Ribaudo wollte wissen, wie eine Trainingswoche in seiner aktivsten Zeit aussah. Dauser erzählte, er habe anfangs Fußball und Tennis gespielt und dreimal geturnt. Mit zehn Jahren kam er aufs Sportgymnasium. Dort hatte er neunmal Training unter der Woche und vor Wettkämpfen noch eine Einheit am Sonntag.
Als Erwachsener stand die nächste Entscheidung an, denn leider sei es beim Turnen nicht wie im Fußball, sagte Dauser. Eine Ausbildung oder ein Studium in Vollzeit seien neben dem Training schwer zu machen. Er sei Sportsoldat, aber vom normalen Dienst befreit. Seinen Alltag beschrieb er so: „Zehn Mal Training pro Woche, etwa 28 bis 30 Trainingsstunden, dazu eine Stunde Physiotherapie am Tag, regenerative Maßnahmen und Mentaltraining.“
Im Gegensatz zu einem Fußballer, der mal einen Elfmeter verschießen könne, habe ein Turner ja nur einen Versuch. „Wenn du absteigst, darfst du nicht nochmal anfangen. Deshalb ist es mental wichtig, auf der Höhe zu sein.“ Bei internationalen Meisterschaften absolvierte er in zehn Tagen bis zu fünf Wettkämpfe.

Christoph Stolz erkundigte sich nach Entbehrungen in der Jugend. Lukas Dauser gab zu: „Man kann nicht Freitag in den Club und Samstag einen Wettkampf bestreiten. Man verzichtet viel, dessen muss man sich bewusst sein.“ Man brauche ein gutes Umfeld und die Familie. Der Lohn sei der Platz auf dem Podest.
In der ersten Zeit als 18-Jähriger in der Sportfördergruppe in Berlin habe er die Tugenden als Spitzensportler etwas schleifen lassen, dann aber wieder kontinuierlich trainiert und aus ersten Erfolgen große Motivation gewonnen. Er betonte: „Wenn man zu manchen Dingen Nein sagt, sagt man zu anderen Ja. Bei mir war das eben der Sport.“ Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde und vielen Erinnerungsfotos verabschiedete sich der Sportler unter lautem Applaus.
Jede Menge Medaillen zu verteilen
Anschließend vergab Christoph Stolz Jugendsportmedaillen an Sportler bis 18 Jahre sowie Sportmedaillen an Erwachsene, die bei regionalen Meisterschaften oder Wettbewerben den ersten Platz errungen oder sich in überregionalen Meisterschaften und Wettbewerben auf einen der vorderen Plätze gekämpft hatten. Außerdem ehrte er das Team Herren 2 des FC Bodman-Ludwigshafen für besondere Fairness in einem Nachholspiel gegen die FSG Zizenhausen/Hindelwangen/Hoppetenzell.
Dann gehörte die Bühne Steffen Kaiser. Der Bürgermeister hob hervor, dass der Zauberkünstler in Anerkennung und Wertschätzung der Geehrten auf jedwede Gage verzichte. Kaiser beeindruckte mit einem Seilkunststück, einem verschwundenen und wiedergefundenen Zwanzig-Euro-Schein und einem Plakat, das er aus einer scheinbar verschlossenen Kiste zauberte. Es enthielt exakt die Angaben, die vier Zuschauer zuvor gemacht hatten und sorgte für großes Staunen.
Zum Abschluss wandte sich der Christoph Stolz mit persönlichen Worten an die Zuhörer. Seiner Wahrnehmung nach lebten wir in einer Zeit, die von einem Gegen- und nicht einem Miteinander geprägt ist. „Wir haben aufgehört, uns miteinander auseinanderzusetzen und es auch mal auszuhalten, wenn jemand eine andere Meinung oder Lebensweise vertritt, als die unsere“, so Stolz.
Für ihn sind Sport und Kultur wesentliche Katalysatoren für das, was wohl viele aktuell spüren: eine gesellschaftliche Unruhe. Er erläuterte: „Im Sport leiten uns Werte wie Selbstdisziplin, Fleiß, Toleranz, Teamgeist, Zuverlässigkeit und Fairness.“ Im Sport gebe es Wettkämpfe und Gegner – wie im ganzen Leben. „Aber es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen einem Gegner und einem Feind. Einen Gegner will man besiegen, einen Feind will man vernichten.“ Er habe im Sport nie erlebt, dass aus Gegnern Feinde geworden seien – das sei eine Lektion, die auch die Politik lernen sollte, zumindest in unserem Land.
In der Kultur gehe es um Offenheit gegenüber anderen, um eine gemeinsame Basis oder das Vermitteln und Erklären von Unterschieden. Daher danke er den Geehrten: „Sie tragen als Vorbilder dazu bei, dass wir uns als Gesellschaft in eine aus meiner Sicht deutlich erstrebenswertere Zukunft bewegen.“