Am Ende war es recht knapp, aber die Felsbohrungen in der Marienschlucht sind fertig. Der Hubschrauber konnte am Donnerstagmittag wie geplant die Maschinen und das übrige Material wieder vom Plateau vor der alten Treppenanlage holen. Morgens wurden noch die letzten Felsankerplatten in den Bohrlöchern mit einem Zement-Wasser-Gemisch verpresst.

Dies ist ein großer Meilenstein in der Marienschlucht, die seit einem tödlichen Unfall im Jahr 2015 gesperrt ist, bei dem eine Wanderin bei einem Erdrutsch ums Leben gekommen war. In jahrelanger Planung entstand ein Konzept für die Ufer- und Wanderwege sowie die Sanierung der Schlucht selbst. Die nun abgeschlossenen Bohrungen waren die Vorarbeiten für die neue Steg- und Treppenanlage, die im nächsten Jahr eingebaut wird.

Die Beteiligten zogen vor Ort ein positives Fazit. Die Arbeiten seien trotz nassem oder eisigem Wetter sehr gut gelaufen. Die Schweizer Firma Crestageo habe extra die Mannschaft verstärkt, betonte Architekt und Stadtplaner Thomas Hirthe.

Blick durch Marienschlucht und alte kaputte Anlage Video: Löffler, Ramona

Gut zwei Monate dauerten die Bohrungen für die Felsanker in der seit 2015 gesperrten Marienschlucht. Dann kam der Hubschrauber, um übriges Material und die Maschinen an einem langen Seil wieder rauszuholen. Hirthe und Bürgermeister Matthias Weckbach schilderten am letzten Bohrtag vor Ort, dass in der zweiten Januarwoche die Vermessung beginne. „Das ist für die Fertigung der Stege und Treppen wichtig, weil alles zentimetergenau sein muss“, erklärte Hirthe.

Luca Hoschka von der Firma Felix Schafhäutle Gartenpflege und Baumfällung sägt gefährliche Äste an einem Baum am Weg zur Marienschlucht ab.
Luca Hoschka von der Firma Felix Schafhäutle Gartenpflege und Baumfällung sägt gefährliche Äste an einem Baum am Weg zur Marienschlucht ab. | Bild: Löffler, Ramona

Weckbach beschrieb im Gespräch mit dem SÜDKURIER, wie aufwendig die Produktion der Steg- und Treppenteile sein wird. Jedes Einzelstück werde ein Unikat sein. Hirthe sprach bereits im Oktober davon, dass diese Einzelteile acht bis zehn Meter Länge haben werden.

Hubschrauber kommt im September erneut

Nach der Vermessung gehe es an die Ausschreibung für den Stahlbau, die Vergabe und die Produktion, fasste Hirthe zusammen. Wenn die Brutzeit der geschützten Wanderfalken und Kolkraben vorbei ist, könne es Anfang September 2023 mit den Vorarbeiten und etwa drei Wochen später mit dem Zusammenbau der Stege in der Schlucht losgehen, so Hirthe und Weckbach.

Wenn der Hubschrauber die neuen Teile einfliegt, soll er voraussichtlich das morsche Holz der alten, zerstörten Treppenanlage rausfliegen. Während die Hubschrauber-Einsätze dieses Jahr auf einen Tag im Oktober und einen Tag im Dezember beschränkt waren, wird er laut Weckbach beim Transport der Stegteile über zwei Wochen verteilt fliegen.

Hubschrauber holt Maschinen aus Marienschlucht ab Video: Achilles Häring

Steganlage solle Ende Oktober 2023 fertig werden

Weckbach rechnet damit, dass die Steg- und Treppenanlage bis Ende Oktober fertig wird. Das sei jedoch vorbehaltlich der jeweiligen Gremienbeschlüsse und etwaiger Materialengpässe. Nach der Fertigstellung soll die Marienschlucht wieder geöffnet werden. Die komplette Maßnahme wäre dann im Jahr 2023 abgeschlossen, so Weckbach.

Bohrungen am Fels für die Felsanker, hier am unteren Ende der Schlucht bei der Marienstatue im Fels.
Bohrungen am Fels für die Felsanker, hier am unteren Ende der Schlucht bei der Marienstatue im Fels. | Bild: Matthias Weckbach

Weckbach und Christian Seng vom Fachbüro namens „365 Grad Freiraum + Umwelt“ berieten schließlich noch über die neuen Schilder für die Marienschlucht. Seng schlug minimalistische Schilder vor, auf denen QR-Codes sein könnten, die zu einer App mit mehr Informationen über Schlucht und Wege führen. Weckbach erachtete eine App als zu teuer. Er sprach davon, dass bereits angedacht sei, dass auf die Gemeinde-Webseite geleitet werden soll, wo dann auch Tourenvorschläge vorgesehen seien.

Außerdem arbeitet Weckbach an einem Sicherheitskonzept. Im März oder April soll die Sperrung des Uferwegs zwischen Bodman und Marienschlucht aufgehoben werden. Der Weg zwischen Schlucht und Wallhausen ist bereits offen.