Bodo Reinhardt ist Hausarzt in Ludwigshafen. Seit April dieses Jahres impft er in seiner Praxis gegen den Corona-Virus an. Doch er tut noch mehr: Er fährt durch die Region, um nicht-mobile Patienten an ihrem Wohnort zu impfen.

Reinhardt sagt, er sei wohl nicht bloß im Landkreis Konstanz der Arzt mit den meisten Altersheimpatienten. Für die Senioren ist Reinhardt auch freitagnachmittags oder samstags unterwegs. So auch Ende November, als die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg einen Impftag bei niedergelassenen Ärzten ausgerufen hatte.

Nicht so produktiv, aber nötig

Reinhardt nahm auf seine Weise daran teil: Gegen Mittag machte er sich auf den Weg. „Ich impfe jetzt meine 85-Jährigen, die nicht mehr mobil sind“, erklärt er vor der Abfahrt. Wo er überall war? Unter anderem in Überlingen, Bonndorf und Steißlingen, zählt er auf. Das sei natürlich nicht so produktiv. Er sei bis zum Abend unterwegs gewesen und habe gerade einmal 20 Patienten geimpft.

Solche Touren fährt er nicht regelmäßig. „Es ist ganz verschieden. Wenn es Neuzugänge in den Altersheimen gibt, die nicht geimpft sind, fängt der Kreislauf wieder von vorne an. Wegen ein paar Leuten kann man kein Impfteam kommen lassen, also muss man es so machen. Inzwischen lassen sich auch mehr Mitarbeiter impfen.“ Wenn eine gewisse Liste beisammen sei, fahre er dorthin, erklärt er.

Impftermine im Viertelstundentakt

In den Altersheimen impft er schon seit Februar 2021. Rund 1500 Spritzen habe er schon gesetzt, überschlägt der 74-Jährige. Fürs Impfen vergeben seine Mitarbeiterinnen Termine im Viertelstundentakt. „Dabei hoffen wir immer, dass kein chirurgischer Eingriff dazwischenkommt, der länger dauert. Dann verschieben sich die Impftermine entsprechend.“

Die 150 Quadratmeter große Praxis sei zu klein, um mehrere Patienten gleichzeitig zu impfen, so Reinhardt. Sie müssten nach der Impfung immer noch einige Zeit dableiben.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Arzt erzählt, nach Schließung der Impfzentren habe die Kassenärztliche Vereinigung bei den niedergelassenen Ärzten abgefragt, wer weiterimpft, ob nur eigene oder auch fremde Patienten kommen dürften, welche Impfstoffe in der eigenen Praxis eingesetzt werden sollten. Er habe sich eigentlich Biontech vorgestellt.

„Jetzt gibt es ein Riesendilemma, weil wir pro Woche bis Ende Januar 100 Impftermine vergeben haben. Heute habe ich in der Apotheke mitbekommen, dass ich ab nächster Woche nur noch 18 Portionen dieses Herstellers bekomme, über 80 Patienten kann ich also nicht mit Biontech impfen.“

Künftig mehr Moderna statt Biontech

Nun werde er mit Moderna impfen. „Ich hoffe, dass der Großteil der Patienten das mitmacht.“ Nach der unglücklichen Kommunikation seitens der Politik verstehe er, dass Menschen kein gutes Gefühl hätten, quasi mit „Restware“ versorgt zu werden. Aber der Mediziner betont: „Das ist ein guter Impfstoff, den kann ich empfehlen.“

Die Nachfrage nach Impfterminen sei weiter groß, berichtet Bodo Reinhardt. Aktuell bittet er die Leute jedoch, sich woanders umzuschauen. „Aber wir nehmen ihre Kontaktdaten auf (...) und wenn irgendwo eine Lücke ist oder wir doch mehr Impfstoff haben, rufen wir die Leute an.“

Das könnte Sie auch interessieren

Anfeindungen habe er persönlich noch nicht erlebt. Aber Personen, die ohne Impfung ein Zertifikat haben wollten, seien da gewesen. „Das geht natürlich überhaupt nicht.“

Reinhardt glaubt, dass die Androhung und der wahrscheinlich kommende Impfzwang die Hemmschwelle herabsetzen wird und sich mehr Menschen impfen lassen werden.

Kinder-Impfungen stellen Herausforderung dar

Schwierig zu bewältigen wird aus seiner Sicht das Impfen der Kinder. Es gehe ja nicht nur um den technischen Vorgang des Impfens, man müsse jedes Mal eine Anamnese machen, Fragen rund um die Impfung beantworten und benötige die Unterschrift der Erziehungsberechtigten.

Bodo Reinhardt hofft, dass sich mehr Menschen nicht wegen der Einschränkungen, sondern aus aus Überzeugung impfen lassen – das vertrage die Psyche besser. Sein Freiheitsverständnis: „Ich habe alle Freiheiten dieser Welt, so lange ich nicht die Freiheit von anderen damit einschränke.“

Das könnte Sie auch interessieren

Viele hätten keine Angst vor Ansteckung für sich selbst. Ob das richtig sei, sei fraglich. Aber jeder müsse auch an seine Mitmenschen denken, um deren Risiko zu minimieren. Zudem bemerkt er: „Wenn die Impfpflicht konsequent durchgezogen wird, kann ich mir nicht vorstellen, dass Impfverweigerer sich im Großteil der Angestelltenverhältnisse halten können. Der Arbeitgeber muss sich durchsetzen, dadurch werden einige in die Arbeitslosigkeit kommen – das will auch niemand.“