Für den Anfang kam nur ein kleiner Bagger, der große folgt später. Beim alten Kindergarten St. Michael in Ludwigshafen läuft nun der lange verschobene Abbruch. Das Gebäude war bereits seit dem vergangenen November leer, als die Kindergartengruppen in die provisorischen Räume in der Schule gezogen sind.
Die Vorschulkinder durften beim offiziellen Start des Abrisses dabei sein. Sie erhielten Bauhelme und Spaten, um symbolisch eine der kommenden Maßnahmen zu zeigen: Baugrunduntersuchungen. Und natürlich erhielten die Mädchen und Jungen die Gelegenheit auf dem Bagger probezusitzen.

Es war der letzte Besuch der Kinder auf ihrem alten Gelände, das nun eine Baustelle ist. Entlang der Fensterfront stehen Gerüste, da die Solarpanele vom Dach gebaut werden, um auf der hinteren Dachfläche des Gemeindezentrums neue Verwendung zu finden.
Rund um das Gebäude waren am Dienstag bereits mehrere Firmen und Fahrzeuge im Einsatz. Zunächst stehe die Entkernung auf dem Zeitplan, ehe der eigentliche Abbruch mit einem Bagger folge, schilderten Architekt Martin Frei und Christoph Joos von der Baufirma Joos auf SÜDKURIER-Nachfrage. Zudem solle eine Baugrunduntersuchung zeigen, ob es Belastungen im Boden gibt, die dann speziell entsorgt werden müssten.
Abriss bis Anfang August, Neubau ab Herbst
Frei erläuterte zu den Abbrucharbeiten ursprünglich sei die Idee gewesen, den Bauschutt abzutransportieren, doch nun werde das reine Abbruchmaterial des Rohbaus vor Ort recycelt. An zwei Vormittagen werde es vor Ort gebrochen, also zu mineralischen Körnern verkleinert. Mit diesem Material sollen dann Bereiche auf dem Gelände aufgefüllt werden.
Bis zu den Handwerkerferien Anfang August soll der alte Kindergarten komplett weg und das Gelände eben sein, so Frei. Ehe der Neubau beginnen könne, sei im September eine Bodenverbesserungsmaßnahme notwendig.
Da der Boden torfhaltig sei, müssten duktile Rammpfähle zur Stabilisierung in den Boden getrieben werden. Die Pfähle würden durch den Torf hindurch bis auf tragfesten Grund eingebracht, damit sie dann die Bodenplatte des Gebäudes tragen können, erklärt er.

Rückblick und Ausblick zum Baustart
Kindergartengeschäftsführerin Michaela Gesell von der Verrechnungsstelle für katholische Kirchengemeinden gab den anwesenden Gemeinde-, Kirchen- und Elternvertretern, den Baubeteiligten sowie weiteren Gästen einen Rückblick auf die Überlegungen und Planungen für den Kindergarten.
Erst sei es um einen Neubau für vier Gruppen gegangen, doch dann sei klar geworden, dass sich der Bedarf erhöhen werde. Zudem sei der Wunsch, dass die Ludwigshafener Kinder in Ludwigshafen und die Bodmaner Kinder in Bodman in den Kindergarten gehen könnten.

Baukosten steigen und Zuschüsse fehlen
Der Abriss hätte eigentlich schon vor einem Jahr stattfinden sollen, doch Verteuerungen durch die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg hätten das Projekt verzögert. Die Kosten seien stark gestiegen, erklärte Michaela Gesell. Auch im Gemeinderat war dies wiederholt ein Thema, da aus ursprünglich 5,8 Millionen Euro inzwischen 7,5 Millionen Euro geworden sind. Sie dankte der politischen Gemeinde sowie der Kirchengemeinde für die Unterstützung und dass alle hinter dem Kindergarten stehen.
Architekt Martin Frei hofft, dass es keine weiteren Kostensteigerungen geben wird. Im Gemeinderat sind im März allerdings weitere mögliche Steigerungen bis zu 9 Millionen Euro befürchtet worden.
Bürgermeister Matthias Weckbach, der sich freut, dass es endlich losgehen konnte, sagte auf SÜDKURIER-Nachfrage, es sei sehr schade und enttäuschend, dass es keine Zuschüsse für den Kindergarten gebe. Die zuständigen Stellen hätten lediglich in Aussicht gestellt, dass vielleicht in Zukunft rückwirkend etwas möglich sein könnte, doch dies sei nicht absehbar.
„Die Finanzierung der 7,5 Millionen Euro ist ein Riesenthema“, so Weckbach. Diese Summe bringe den Spielraum im Gemeindehaushalt auf Jahre an die Grenzen. Im Hinblick auf Verkäufe von gemeindeeigenen Mehrfamilienhaus-Baugrundstücken, die zur Finanzierung gedacht sind, erklärte er, damit könnten zwei nachhaltige Ziele erreicht werden: der Kindergarten-Neubau und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.

Gemeinde ist der Kirche dankbar
Stefan Burger, Leiter Bauen und Ordnung bei der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen, sagte, die Gemeinde sei froh, dass die Kirche den Kindergarten weiterführen werde. Dies sei sehr wichtig für Bodman-Ludwigshafen. „Wir sind froh, dass die Kirche der Gemeinde viel abnimmt“, so Burger, der ergänzte, dass er auf einen reibungslosen Bauablauf hoffe.

Pfarrer Nikolaus Böhler bemerkte in seinen Grußworten, Altes müsse weg, damit Neues entstehen könne. In einem Gebet bat er Gott um Segen für das Werk und die Handwerker: „Halte deine schützende Hand über alle. Schütze alle, die hier arbeiten vor Gefahren.“ Die Anwesenden stimmten mit ihm geschlossen in das „Vater unser“ ein.