Eigentlich sollte es um Pfingsten losgehen. Doch Preissteigerungen und zu erwartende Flüchtlingskinder im Kindergarten sowie in der Schule machen beim Zeitplan für den Neubau des Kindergartens St. Michael wortwörtlich einen Strich durch die Rechnung. Für die Bauzeit ist eine neue Übergangslösung notwendig, wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung klar wurde. Bürgermeister Matthias Weckbach stellte Möglichkeiten vor, doch diese stießen zum Teil auf Kritik.
Weckbach erklärte, wie stark die Preise für Baumaterial anziehen, aufgrund des Ukraine-Konflikts noch weiter steigen würden – und anschließend nicht einfach so sinken würden. Es sei auch damit zu rechnen, dass manche Elemente vielleicht gar nicht zu bekommen seien, da in China die Null-Covid-Strategie herrsche und daher keine Lieferungen von dort kommen könnten. „Die Preise sind nicht mehr zu kalkulieren“, sagte er.
Zuschüsse gewinnen und auf Sicht fahren
Die Gemeinde könne nicht in eine ungewisse Situation hineingehen. Es brauche mehr Beteiligte, die mitzahlen, doch der Zuschuss der Kirche liege fix bei zehn Prozent. Daher sei das Ziel nun, mehr Fördergelder zu akquirieren. Zudem solle der Architekt mit höheren Preisen planen. „Wir müssen schauen, dass wir Mittel gewinnen und auf Sicht fahren.“ Außerdem solle zu Zeitpunkten Ende des Jahres oder Anfang 2023 ausgeschrieben werden, wenn gute Preise für die Gewerke zu erwarten seien.
Gleichzeitig sei unklar, wie es im Ukraine-Krieg weitergehe und wie viele Flüchtlinge in die Gemeinde kämen. Es gebe bereits jetzt zu wenig Platz im Kindergarten und in der Schule. Dies werde sich verstärken, wenn auch Flüchtlingskinder betreut werden müssten. Deshalb funktioniere die bisher geplante Lösung mit umgebauten Räumen in der Sernatingen-Schule für den Kindergarten nicht, da die Schule die Räume brauchen werde. Mit neuen Alternativen seien direkt vier Kindergarten-Gruppen möglich und eine fünfte bei großem Bedarf.
Weckbach erwähnte auch noch ein Hindernis anderer Art: Aus der Nachbarschaft sei Einspruch gegen den Kindergarten-Bauantrag eingereicht worden. Daher sei es ohnehin nicht möglich, einfach so loszulegen. Es müsse noch ein Bebauungsplan für ein Sondergebiet erstellt werden.
Module oder Miet-Räume im Löwen
Die erste von drei Möglichkeiten wären Container-Module für vier Gruppen auf einem Privatgrundstück. Diese hätten laut Weckbach allerdings eine Lieferzeit bis Herbst. Er habe bereits mit dem Grundstückseigentümer darüber gesprochen. Nun werde die Machbarkeit geprüft.
Die zweite Option seien Mieträume im ehemaligen Löwen in Ludwigshafen, der momentan umgebaut wird. „Die Räume würden sich für vier Gruppen eignen, auch wenn es wenig Außenfläche gibt“, sagte Weckbach. Der Eigentümer des Löwen würde seine Umbaupläne zum Teil zurückstellen und die Nachbarn seien bereit, eine Streuobstwiese als Spielfläche zur Verfügung zu stellen. Ein Start im neuen Kindergartenjahr sei dort möglich.
Die dritte Möglichkeit sei eine fünfte Gruppe als Waldkindergarten. Das Ziel sei ein Umzug zu Beginn des neuen Kindergartenjahrs. Es habe keinen Sinn, den bestehenden Kindergarten vor dem Abriss erst noch notdürftig zu sanieren. Zudem wären dort nur die drei bestehenden Gruppen möglich.

Kindergarten soll Priorität haben
Petra Haberstroh (Freie Wähler) zeigte sich für die Varianten offen, doch betonte: „Der Kindergarten muss in Zukunft Priorität vor anderen Projekten haben.“ Waldkindergärten seien sehr gefragt und eine solche Gruppe sei sicher schnell voll. Auf Rückfrage von Christoph Leiz (Grüne) erklärte Weckbach, es könnte ein fertiger Wagen zu diesem Zweck gekauft werden. Eine solche Gruppe wäre laut der stellvertretenden Hauptamtsleiterin Bettina Donath für maximal 15 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren zulässig.
Alessandro Ribaudo (CDU) sprach sich für eine gemischte Lösung aus: „Die Kinder könnten länger im alten Kindergarten bleiben, weil wir nicht vor Jahresende anfangen können.“ Gleichzeitig solle eine weitere Gruppe improvisiert werden. So könnte ein halbes Jahr überbrückt werden. „Es ist klar, dass wir verschieben müssen. Wir können das finanzielle Risiko nicht eingehen.“ Er finde das Angebot mit dem Löwen super, aber der Kindergarten solle eher nicht leerstehen. Er kritisierte, dass es so schwierig sei, für solche Zwecke Fördermittel zu erhalten.

Forderung nach einer schnellen Lösung
Es gab auch Gegenstimmen: „Für mich ist der Löwen keine Lösung“, so Christian Pichler (CDU). Da ohnehin schon Umbauten in der Schule gemacht seien, könnten diese durch zwei Container ergänzt werden, da die Zimmer sonst für die Schule rückgebaut werden müssten. Er betonte, es müsse auf jeden Fall bis September alles für vier Gruppen bereit sein.
Er kritisierte zudem, dass ein neuer Kindergarten längst fertig sein und nicht erst Baubeginn sein sollte, woraufhin eine Debatte um frühere Jahre und die Kindergartenplanung entbrannte. Weckbach merkte an, eine getrennte Lösung mit Räumen in der Schule und zwei Containern außerhalb sei personell nicht machbar. Er stellte die Möglichkeit einer Sondersitzung in den Raum, damit das Personal die Situation und Bedürfnisse schildern könnte.
Ein Keller ist ein Muss
Esther Moll (Freie Wähler) brachte die Bitte ein, eine Waldkindergarten-Gruppe nicht ganz voll zu machen, da sonst Erzieher keine Krankheitsvertretungen im normalen Kindergarten machen könnten. Und Sonja Hildebrand (Freie Wähler) merkte an, es könnte sinnvoll sein wegen Mehrkosten den Abriss und die Entsorgung vorzuziehen. In Bezug auf Einsparungen waren sich alle einig, dass keinesfalls der Keller des Neubaus gestrichen werden sollte, da die Gemeinde dies beim Seeum bereue.
Es fiel noch keine Entscheidung für eine Variante, da noch Verschiedenes geprüft oder geklärt werden soll. In der Sitzung am Dienstag, 26. April, soll es erneut um das Thema gehen.