Der Zeitplan wackelte schon seit Monaten, doch nun ist klar: Die Marienschlucht bleibt noch viel länger zu, als zuletzt gedacht. Der Einbau der neuen Steganlage wird weder dieses Jahr noch Anfang 2024 fertig. Bei einer Wanderung, die der SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Peter Storz, der sich für Landeszuschüsse eingesetzt hatte, organisiert hatte, erklärte Matthias Weckbach, Alt-Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, die Schlucht könne voraussichtlich erst im November 2024 öffnen.
„Wir werden es in diesem Jahr nicht fertigbekommen. Uns fehlt einfach schlichtweg die Zeit“, sagte Weckbach im Hinblick auf die engen Zeitfenster durch die Brutzeiten der geschützten Fledermäuse, Kolkraben und Wanderfalken. Weckbach ist seit dem 1. Juli kein Bürgermeister mehr, doch begleitet mindestens bis Jahresende das Projekt Marienschlucht weiter, für das er in den vergangenen Jahren federführend die Leitung hatte.
Direkt vor Ort am Fuß der seit Mai 2015 gesperrten Schlucht erläuterte er den rund 35 Teilnehmern der exklusiven Wanderung die Pläne. Bereits auf der Anfahrt mit dem Schiff Großherzog Ludwig hatten die Wanderer fast wie zur Einstimmung Fakten über die Ursprünge des Ausflugsziels gehört, da Kapitän Vladimir Deinis auf jeder Fahrt Geschichtliches über Stellen am Überlinger See erzählt.
Der Treppenturm kommt aber dieses Jahr
Obwohl die Öffnung rund ein Jahr nach hinten gerückt ist, passiert zwischenzeitlich Einiges. Weckbach schilderte, diesen Herbst solle der Treppenturm am Fuß der Schlucht gebaut werden. Momenten befinden sich auch noch die alten kaputten Elemente aus Holz in der Schlucht. Diese sollen nächstes Jahr parallel zu den Arbeiten herausgeholt werden.
„Den Treppenturm bauen wir dieses Jahr, ebenso die Tore am Mondfelsen. Das bedeutet, Sie können Ende diesen Jahres den Weg von Bodman hierher und über den Burghof nach Wallhausen durchlaufen. Und man hat auch gleich diesen Aufgang und die Schutzhütte schon hier“, fasste Weckbach zusammen.
Der Alt-Bürgermeister hatte auch noch die gute Nachricht, dass die Tore zur Sicherung des Uferwegs am Mondfelsen dieses Jahr kommen sollen. Man könne diese zumachen, wenn die Sensoren am Fels anzeigen, dass es zum Beispiel nach Regenfällen zu gefährlich auf dem Uferweg werde.

Viele Infos, Details und Hintergründe
Weckbach hatte auch einen Tablet-PC dabei, um eine Präsentation, Fotos und Videos aus der inzwischen achtjährigen Geschichte zur Sanierung der Schlucht zu zeigen. Zudem erläuterte er anschaulich, was eigentlich Probleme mit dem Molassegestein sind und wie es sein kann, dass Erde und Bäume abrutschen sowie Teile der Schlucht verschütten konnten. Er schilderte auch, welche Überlegungen hinter der neuen Steganlage stecken, die an Felsankerns befestigt in rund zehn Metern Höhe und mit anderthalb bis zwei Meter Abstand zu den Felswänden verlaufen wird: Sicherheit und schönere Einblicke.
Die alte Treppenanlage verlief direkt über dem Bach in der Schlucht. Die neuen Stege sollen sicherere sein, da loses Geröll zwischen Steg und Fels durchfallen kann, und sie bieten viel mehr Aus- und Einblicke.
Material des Stegs wirft Fragen auf
Hartmut Burkard, Seegang-Wegpate aus Allensbach, hakte nach, warum die Stege und Treppen aus Stahl und nicht Holz gefertigt werden. Weckbach erklärte, wie schnell Holz marode oder bei Nässe rutschig werde. Auf dem Gitterboden bleibe zum Beispiel auch kein Schnee liegen und es gebe keine Glatteisbildung. Auch die Verankerung sei so einfacher. Weckbach versicherte, man habe sehr gründlich darüber nachgedacht. Man gehe beim Stahl von einer Haltbarkeit von 80 bis 90 Jahren aus.
Heidi Gerlach aus Konstanz erzählte im Rückblick auf frühere Besuche in der Marienschlucht, dass man wenig gesehen habe, weil so viel von Holz verdeckt gewesen sei. Das werde künftig anders.
Wirkliche Einblicke in die gesperrte Schlucht gab es zum Bedauern einiger Teilnehmer nicht. Die Absperrungen blieben zu und die Gruppe wanderte über den offenen Weg Richtung Wallhausen und zum Burghof.
Wie es beim Uferweg weitergeht
Und was ist jetzt eigentlich mit dem Uferweg am Mondfels entlang zwischen Bodman und dem Schiffsanleger am Fuß der gesperrten Schlucht? Er sollte eigentlich im Frühling freigegeben werden, doch die Verzögerungen dauern an. Dort fehlen nach wie vor die geplanten Tore, die bei zu großen Gefahren geschlossen werden können. Die Sensoren am Mondfels arbeiten noch nicht richtig und die Umleitung über den Blissenweg bei einer Schließung der Tore müsse noch ausgeschildert werden. Dies berichteten Sandra Domogalla, Leiterin Tourismus, Kultur und Marketing, sowie Gemeindeförster Alexander Fischer im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Die Tore seien in Planung und sollen gleichzeitig auch als Informationsschilder fungieren. Außerdem werde momentan die Marke Marienschlucht entwickelt, die symbolische Figuren erhalten soll, um Erwachsenen und Kindern Geschichte und Natur näherzubringen. Aktuell sei nicht sicher, ob der Weg dieses Jahr öffnen könne oder es nächstes Frühjahr werde.