Am Sonntag wird es ernst in Bodman-Ludwigshafen, denn dann sind die Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, einen neuen Bürgermeister zu wählen. Um die Wahlentscheidung leichter zu machen, hat der SÜDKURIER alle drei Kandidaten kurz vor der Wahl erstmals gemeinsam in einer Wahlarena zusammengebracht.

Rund 250 Besucher nutzten die Gelegenheit, sich am Dienstagabend im katholischen Gemeindezentrum Ludwigshafen einen Eindruck von Alessandro Ribaudo, Christoph Stolz und Matthias Korn zu machen. Die drei Männer stellten sich dabei den Fragen von Anna-Maria Schneider, der Leiterin der Lokalredaktionen Radolfzell und Stockach, und Lokalredakteurin Ramona Löffler. Die Begrüßung übernahm Jörg-Peter Rau, Mitglied der Chefredaktion.

Viel Zwischenapplaus und so manche Lacher im Publikum

Dass es dabei nicht nur um trockene politische Themen gehen sollte, machten die beiden Moderatorinnen gleich am Anfang deutlich. Etwa mit der Frage an Christoph Stolz, dessen Zwillingsbruder Philipp auch im Publikum saß, welchen Teil der Zwillingsgemeinde er am ehesten verkörpere.

„Das sind die Fragen, die einen die Wahl kosten können“, scherzte Stolz und legte sich dann diplomatisch auf Kleinbodman in der Mitte zwischen Bodman und Ludwigshafen fest. Damit sicherte er sich die Lacher und den Applaus aus dem Publikum.

Die Kandidaten beantworten Fragen der Moderatorinnen und diskutieren miteinander. Von links: Ramona Löffler, Alessandro Ribaudo, ...
Die Kandidaten beantworten Fragen der Moderatorinnen und diskutieren miteinander. Von links: Ramona Löffler, Alessandro Ribaudo, Christoph Stolz, Matthias Korn und Anna-Maria Schneider. | Bild: Hanser, Oliver

Der Bürgermeister muss vor Ort sein

Fest steht für ihn, dass er im Falle eines Wahlerfolgs nach Bodman-Ludwigshafen ziehen wolle, macht Stolz später am Abend deutlich. Welcher Ortsteil es dann werde, das hänge nicht zuletzt davon ab, wo sich eine bezahlbare Wohnung finden lasse. „Ich bin mir sicher, ich kann mich in beiden Ortsteilen wohlfühlen“, so Stolz.

„Ich fand es sehr interessant, die Meinungen der drei Kandidaten zu den verschiedenen Themen zu hören, die die Gemeinde bewegen, ...
„Ich fand es sehr interessant, die Meinungen der drei Kandidaten zu den verschiedenen Themen zu hören, die die Gemeinde bewegen, insbesondere was die jüngere Generation angeht.“ – Kimi Heckeler, Besucher der Wahlarena | Bild: Hanser, Oliver

Auch Matthias Korn beteuerte, im Falle einer Wahl zurück nach Bodman-Ludwigshafen ziehen zu wollen. Entscheidend sei für ihn die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum und schnellem Internet. Außerdem deutete er an, dass er hierbei keine bevorzugte Behandlung wolle. Schließlich sollen auch andere Familien zum Zug kommen, die in die Gemeinde ziehen wollen.

Kandidaten kommen miteinander ins Gespräch

Die drei Kandidaten sollten sich in der Wahlarena nicht nur den Fragen der beiden Moderatorinnen und des Publikums stellen, sondern auch untereinander ins Gespräch kommen. Dabei wurde schnell deutlich: Alle drei legen Wert auf ein harmonisches Verhältnis untereinander.

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Genaues Nachbohren zu heiß diskutierten Wahlkampfthemen blieb in der Kandidatenfragerunde aus. Stattdessen betonten die drei, dass der Wahlkampf stets fair und gut abgelaufen sei.

Alessandro Ribaudo untermauerte dieses Bild mit seiner Antwort auf die Nachfrage von Matthias Korn, wie er als Gemeinderat und Bürgermeisterstellvertreter diesen dabei unterstützen würde, sein Wissensdefizit in Verwaltungsfragen aufzuholen, falls er gewählt werde. „Egal, wer die Wahl gewinnt, ich würde alle weiter so unterstützen, wie ich auch Matthias Weckbach unterstütze“, betonte Ribaudo. Für den Fall, dass er selbst der nächste Bürgermeister wird, werde sich die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat nicht groß ändern.

„Es war eigentlich schon fast zu ruhig zwischen den Kandidaten. Alles in allem war es aber sehr informativ und es kamen nochmal ...
„Es war eigentlich schon fast zu ruhig zwischen den Kandidaten. Alles in allem war es aber sehr informativ und es kamen nochmal einige neue Punkte auf.“ Christiane von Böckmann, Besucherin der Wahlarena | Bild: Hanser, Oliver
„Es ging zwischen den Kandidaten zu harmonisch zu. Bei politischen Themen darf man auch ein bisschen mehr polarisieren“ ...
„Es ging zwischen den Kandidaten zu harmonisch zu. Bei politischen Themen darf man auch ein bisschen mehr polarisieren“ – Armin Hahn, Besucher der Wahlarena | Bild: Hanser, Oliver

Schließlich zeichne sich Bodman-Ludwigshafen schon jetzt durch ein kollegiales Verhältnis zwischen Bürgermeister und Gemeinderat aus. „Das will ich auf jeden Fall fortsetzen“, erklärt Ribaudo. Ob er im kommenden Jahr wieder für den Gemeinderat kandidiert, falls er nicht Bürgermeister wird, darüber habe er sich indes noch keine Gedanken gemacht. „Für mich liegt der Fokus jetzt erstmal auf dem 23. April“, so Ribaudo.

Keine Angst vor der Grundsteuer

Kritische Nachfragen zu den Reizthemen, die die Doppelgemeinde bewegen, gab es von den beiden Moderatorinnen. Etwa zu Bodenrichtwerten und der zukünftigen Grundsteuer, die manchen Bürgern große Sorgen bereiten. Alessandro Ribaudo versuchte, diese zu beschwichtigen. „Im Moment weiß noch keiner, wie die Grundsteuer am Ende ausfällt. Sicher ist, dass die Hebesätze deutlich gesenkt werden“, erklärt er. Sorgen vor Horrorbeträgen, die auf Grundlage der aktuellen Hebesätze ausgerechnet würden, seien somit unbegründet.

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Auch Christoph Stolz unterstrich, dass das Grundsteueraufkommen der Gemeinde am Ende auf jeden Fall gleich bleiben wird. „Gegen die Bodenrichtwerte kann die Gemeinde nichts tun. Sie kann aber die Hebesätze entsprechend senken.“

Matthias Korn sieht durchaus die Problematik, dass Menschen mit besonders großen Grundstücken am Ende mehr bezahlen als bisher. Dieses Problem lasse sich aber durch Nachverdichtung lösen, womit auch neuer Wohnraum für die Gemeinde geschaffen werde.

Wie die Kandidaten Wohnraum schaffen wollen

Überhaupt sei bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum jeder gefragt, der sich ein Bauprojekt vornimmt, nicht nur Wohnraum für sich selbst zu schaffen, sondern noch für mindestens ein bis zwei weitere Familien, so Korns Standpunkt.

Christoph Stolz sieht hier ebenfalls ein drängendes Problem. Die Frage sei, ob die Wohnformen von vor 30 Jahren für die heutige Zeit noch die richtigen seien. Die Gemeinde könne zwar über Bebauungspläne eine gewisse Steuerungsfunktion wahrnehmen, Wunder vollbringen könne man alleine aber nicht.

Die Bürgermeisterkandidaten müssen mit Karten Farbe bekennen. Hier stimmen alle drei einer genannten These zu. Von links: Moderatorin ...
Die Bürgermeisterkandidaten müssen mit Karten Farbe bekennen. Hier stimmen alle drei einer genannten These zu. Von links: Moderatorin Ramona Löffler, Alessandro Ribaudo, Christoph Stolz, Matthias Korn und Moderatorin Anna-Maria Schneider. | Bild: Hanser, Oliver

Eine Lösungsmöglichkeit sind für Alessandro Ribaudo kleinere Wohnungen. „Man braucht keine Kinderzimmer mit 24 Quadratmetern“, betonte er. Bei der Ausweisung von neuen Baugebieten müsse stärker auf Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser gesetzt werden, so sein Standpunkt. Zudem möchte er neue Zweitwohnungen möglichst verhindern.

Schlechtes Parkgebühren-Image als Vorteil?

Beim Thema Parkgebühren sieht Ribaudo die Gemeinde gut aufgestellt. „5 Euro für ein Tagesticket ist nicht teuer“, betont er und verweist darauf, dass das „Horrorszenario“ von 4 Euro pro Stunde nur in wenigen Bereichen der Gemeinde gelte. „Am Sportplatz kann man sogar 72 Stunden kostenlos parken.“

Zudem sei die Gemeinde auf die Einnahmen angewiesen. Rund 400.000 Euro fließen ihm zufolge pro Jahr durch die Parkgebühren in den Haushalt ein.

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Christoph Stolz verwies darauf, dass der Gemeinderat bereits nachgesteuert habe und man im Sommer beobachten müsse, wie sich das System bewähre. Die Steuerung des Parksuchverkehrs durch die Parkgebühren hält er für wichtig und sinnvoll.

Matthias Korn sieht das Vorurteil der hohen Parkgebühren sogar als Vorteil für die Gemeinde. „Für uns ist nachhaltiger Tourismus wichtig. Was bringt es uns, wenn Bodman und Ludwigshafen zu Orten für den Durchlauftourismus werden, den man mit zu niedrigen Parkgebühren fördert?“, fragte er.

Kreative Ideen zur Kindergartenfinanzierung

Eines der großen Projekte der Gemeinde ist der Neubau des Kindergartens St. Michael in Ludwigshafen, der teurer wird als gedacht. Während Alessandro Ribaudo betonte, dass das Projekt im Haushalt eingeplant und die Finanzierung gesichert sei, und Christoph Stolz erklärte, wie die Finanzierung eines solchen Projekts durch Fördergelder, ordentliche- und außerordentliche Erträge gesichert werden müsse, hatte Matthias Korn noch kreativere Ideen.

Zur Not könnte über ein Sponsoring-Modell nachgedacht werden, so Korn. Die Kindergartengruppen würden dann etwa die Namen von Spielzeugherstellern tragen. Insgesamt machten alle drei Kandidaten deutlich, dass ihnen die Jugend am Herzen liegt.

Die Kandidaten beantworten Fragen der Moderatorinnen und diskutieren miteinander. Von links: Ramona Löffler, Alessandro Ribaudo, ...
Die Kandidaten beantworten Fragen der Moderatorinnen und diskutieren miteinander. Von links: Ramona Löffler, Alessandro Ribaudo, Christoph Stolz, Matthias Korn und Anna-Maria Schneider. | Bild: Hanser, Oliver

Ramona Löffler und Anna-Maria Schneider hatten vor diesem Hintergrund eigens Fragen der jungen Einwohner gesammelt und stellten diese den Kandidaten. Darunter die Frage nach der Gründung eines Jugendbeirats.

Ribaudo und Stolz stehen diesem Vorschlag offen gegenüber, sehen es aber als fraglich an, ob tatsächlich Bedarf besteht. So verwies Ribaudo auf bestehende Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche und Stolz fragte sich, ob ein projektbezogeneres Arbeiten nicht sinnvoller wäre. Korn sieht den Bedarf für ein solches Gremium indes als gegeben an, wenn solche Fragen schon aus dem Kreis der Jugendlichen kommen.

Fragen aus dem Publikum

Natürlich hatten auch die Gäste aus dem Publikum der SÜDKURIER-Wahlarena die Gelegenheit, ihre Fragen einzubringen. Auf Zetteln wurden etwa Fragen nach den Kosten der Sicherheitskräfte am Seeufer, nach dem Ausbau der Bahnstrecke, der Energieautarkie für die Gemeinde oder dem sozialen Zusammenleben im Dorf gestellt, welche die Kandidaten bereitwillig beantworteten.

Einige Fragen, die sich in einer polemischen Richtung gegen einen der Kandidaten wendeten, sparten die Moderatorinnen dabei aus, weil sie anonym eingereicht wurden. Zum Abschluss des Abends gab Jörg-Peter Rau den Gästen die Bitte mit auf den Weg, am Sonntag von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Ein Zeichen für die Demokratie

„Setzen Sie ein Zeichen für die Demokratie, die für viele Menschen auf der Welt leider gar nicht selbstverständlich ist. Gehen Sie wählen und motivieren Sie Ihre Angehörigen, Nachbarn und Freunde, es Ihnen gleichzutun“, so Rau.