Wenn es um Bauen und Seesicht geht, kochen in Bodman-Ludwigshafen immer wieder die Emotionen hoch. Dementsprechend lange und voller Sorgen war auch eine Debatte über den Bebauungsplan Blütenhang in Ludwigshafen, mit dem ein Teil des alten Bebauungsplans Ost überplant werden soll. Der neue Plan umfasst die Straßen „Am Blütenhang“, „An der Schnabelburg“, Haldenhofstraße und „Zum Stettelberg“.

Bereits in der Einwohnerfrageviertelstunde zu Beginn der Sitzung brachte Peter Karle seine Bedenken und Kritik zum Ausdruck. Er wohnt zwar nicht im Plangebiet, sondern daneben, aber befürchtete den Verlust seiner Seesicht und einen geringeren Grundstückswert, wenn Häuser im Blütenhang höher werden dürften als bisher.

Anwohner macht seinem Ärger Luft

„Eine Aufstockung hätte für Anlieger wertvernichtende Wirkung“, sagte Karle über das Gebiet am Hang, wo er extra wegen der Seesicht gebaut habe. Er stellte ein mögliches Szenario in den Raum, bei dem es Licht- und Sichteinschränkungen geben würde – und das nicht nur bei ihm. Er glaube, dass Unzufriedenheit vorprogrammiert wäre und das harmonische Ortsbild leiden würde.

„Ich will mich auf einen Bebauungsplan verlassen können“, kritisierte er. „Aufstockungen machen nur innerörtlich Sinn.“ Damit meinte er unten im Ort, aber nicht am Hang.

Die Straße „Am Blütenhang“ gehört zu den vier Straßen des neuen Bebauungsplans Blütenhang, der in Arbeit ist.
Die Straße „Am Blütenhang“ gehört zu den vier Straßen des neuen Bebauungsplans Blütenhang, der in Arbeit ist. | Bild: Löffler, Ramona

Kein Plan gilt für immer

Bürgermeister Christoph Stolz erwiderte, dass Pläne zwar verlässlich, aber Überarbeitungen normal seien. „Wir können keinem Eigentümer garantieren, dass ein Bebauungsplan für immer gilt“, so Stolz, der auch darauf hinwies, wie viele Überlegungen und Planungen in die bauliche Entwicklung fließen. Er bot Karle einen Termin bei sich im Büro an, um über das Thema zu sprechen.

Planerin Waltraut Fuchs stellt den Entwurf des Bebauungsplans Blütenhang im Gemeinderat vor. Rechts sitzt Bürgermeister Christoph Stolz.
Planerin Waltraut Fuchs stellt den Entwurf des Bebauungsplans Blütenhang im Gemeinderat vor. Rechts sitzt Bürgermeister Christoph Stolz. | Bild: Löffler, Ramona

Planerin Waltraut Fuchs, die inzwischen als Nachfolgerin eines insolventen Planungsbüros den Bebauungsplan Blütenhang übernommen hat, schilderte, wie genau der Entwurf nun aussieht. Sie hatte für die Straßenzüge verschiedene Planentwürfe und Querschnitte dabei, die zeigten, wo wie Erhöhungen von Gebäuden für mehr Wohnraum möglich wären oder wie hoch im Falle eines Neubaus gebaut werden dürfte.

„Die Höhen wurden nach Topografie und Bestand festgesetzt“, erklärte sie. Da zuvor der Begriff Aufstockung gefallen war, betonte sie, es handle sich um eine Erhöhung, nicht Aufstockung. Laut den Plänen ging es dabei um rund 1,35 Meter, die Gebäude höher werden dürften.

Bauvoranfrage seit vier Jahren in der Warteschleife

Ein Knackpunkt des ganzen Themas: Für ein Grundstück hat die Gemeinde bereits seit Jahren eine Bauvoranfrage einer Familie, die noch nicht genehmigt werden konnte, so Fuchs und Stolz. Auch CDU-Rat Alessandro Ribaudo verwies auf diesen Fall: „Sie warten seit vier Jahren – wir sind in der Pflicht.“ Dieses Bauvorhaben sei der Grund für den Bebauungsplan gewesen.

Alwin Honstetter (CDU) äußerte in der Diskussion Kritik. Gegenüber des Entwurfs des vorherigen Büros könnten nun zehn zusätzliche Häuser höher werden. Das sei für ihn nicht verständlich. Er sorgte sich zudem, dass die Bodenrichtwerte in die Höhe getrieben werden könnten, wenn mehr Bebauung möglich würde. Er warnte vor einer Prozess-Flut.

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„Keiner will jemandem mit dem Bebauungsplan die Seesicht wegnehmen. Deshalb haben wir acht Höhenlinien gezeichnet“, versicherte Stolz. Er sehe die Argumente zu den Bodenrichtwerten, wies aber auch auf die Mühe hin, die in den Entwurf geflossen sei. „Wichtig ist, was die Gemeinde sich für Potenzial und Entwicklungsmöglichkeiten vorstellen kann.“

Im alten Gremium wird es nichts mehr

Ribaudo warf in die ausschweifende Debatte schließlich ein, er fände es im Hinblick auf die Kommunalwahl wichtig, dass noch das aktuelle Ratsgremium die Grundlagen für den Bebauungsplan beschließen könnte: „Sonst fangen wir wieder von vorne an und es sind schon vier Jahre.“ Allerdings konnte Stolz ihm da keine Hoffnung machen. Aufgrund der Offenlage-Fristen sei es schon mit dieser Sitzung für den amtierenden Gemeinderat nicht mehr möglich, noch den Satzungsbeschluss fassen zu können, ehe im Herbst die neuen Räte vereidigt werden.

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Sonja Hildebrand (Freie Wähler) schaltete sich schließlich auch noch ein und betonte, wie wichtig es sei, dass Sanierungsmöglichkeiten für Bestandshäuser vorhanden wären. Es helfe nicht, wenn es im Plan zu kleinteilig werde.

Auch eine Frage der Ästhetik

CDU-Rat Christian Pichler sagte, Ludwigshafen solle als Touristenort schön sein. Er verwies auf das Problem mit der neuen Landesbauordnung, in der nun viel an der Gemeinde vorbei und direkt über das Baurechtsamt in Stockach laufe. Dort nehme man es zwar mit den Regeln sehr genau, aber schaue nicht so auf die Ästhetik. Und Michael Koch (CDU) plädierte dafür, lieber zu viel als zu wenig zu regeln.

Schließlich endete das Thema mit dem Auftrag an die Planerin, den Entwurf erneut zu überarbeiten. Das Gremium wird also in einer der kommenden Sitzungen nochmal darüber sprechen.

Zum Bebauungsplan Blütenhang gab es auch schon eine Debatte um Dachformen.