Die Nacht vom 11. auf den 12. Juli 2023 bleibt vielen deutlich im Gedächtnis. Ein schwerer Gewittersturm fegte über die Region und hinterließ in Bodman-Ludwigshafen massive Schäden an Bäumen und Gebäuden. Die Seegemeinde war zwar nicht zum ersten Mal von extremen Wetterereignissen betroffen, doch für Christoph Stolz, der damals gerade mal zwei Wochen neuer Bürgermeister war, stellte der nächtliche Großeinsatz mit der Feuerwehr eine Feuertaufe dar.
Nun, ein Jahr später und nach weiteren extremen Wetter- und Naturereignissen, blicken Bürgermeister Christoph Stolz, Förster Alexander Fischer und Feuerwehrkommandant Steffen Bretzke im Gespräch mit dem SÜDKURIER nicht nur auf eine herausfordernde Zeit zurück, sondern werfen auch einen Blick auf den bevorstehenden Sommer. Dabei wird schnell klar: Der Klimawandel macht sich bemerkbar und ist unaufhaltbar.
Massenweise zerstörte Bäume
Der Gewittersturm im Juli 2023 riss viele gesunde Bäume in den Uferanlagen um, ganz zu schweigen von extrem Auswirkungen in den Wäldern. Etwa 5000 Festmeter Holz seien im Gemeindewald angefallen, beim Gräflichen Haus sogar noch viel mehr, erklärt Fischer. Der Hiebsatz der Gemeinde liege eigentlich bei 2800 Festmeter im Jahr. Und noch ehe das Sturmholz verarbeitet gewesen sei, sei der Schneebruch gekommen.

Alexander Fischer hat jedoch eine positive Nachricht: In beiden Ortsteilen sind inzwischen alle rund 20 Bäume nachgepflanzt, die in der Uferanlagen betroffen gewesen seien. „Im Wald ist aufgeforstet, aber es gibt noch kahle Stellen“, sagt er. Die neuen Bäume in den Parks stammen aus Spenden von Einwohnern und seien mit Plaketten versehen, die auf die Spender hinweisen. Diese Aktion sei ein Riesenerfolg gewesen.

Hallendach hat immer noch eine Delle
Christoph Stolz ergänzt zu den Auswirkungen des Juli-Sturms, Schäden an den Fensterläden am Rathaus seien behoben, nur an der Sporthalle Bodman stehe noch eine Maßnahme aus – dort sei eine Baumkrone auf das Hallendach gefallen, was eine Delle hinterlassen habe, doch der Schaden sei nicht strukturell, so der Bürgermeister.

Nach Baumschäden in den Wäldern durch Schneebruch im Winter brachten die aktuellen Überflutungen in den Uferanlagen wieder ein einschneidendes Wetterereignis. Noch ehe das Hochwasser richtig da war, hatte die Feuerwehr auch durch Starkregen einige Einsätze, vor allem massive Überflutungen rund um die Kläranlage Stockacher Aach.
„Wir sind gut aufgestellt“
Die Feuerwehr von Bodman-Ludwigshafen kann allerdings auf so einige Erfahrung zurückblicken, zum Beispiel die Schlammlawinen im Jahr 2017, die damals vom noch leeren Neubaugebiet Haiden in den Ort geflossen waren. Stolz erklärt, die Gemeinde versuche aus allen Ereignissen etwas zu lernen. Und Bretzke verweist im Zusammenhang mit Starkregen auf das Hochwasserauffangbecken von Ludwigshafen. „Das hat uns die letzten vier, fünf Male gerettet“, sagte er. Auch die vergrößerten Kanäle, für die Bodman-Ludwigshafen in den vergangenen Jahren Millionen-Beträge investiert hat, hätten gegriffen. „Wir sind gut aufgestellt“, lautet Bretzkes Fazit.

Zu den Bäumen schildert Fischer, er sei momentan wieder an Überprüfungen dran. Das Baumkataster für den öffentlichen Bereich verzeichne den Zustand von Bäumen, allerdings sei beim Sturm vor einem Jahr „alles umgefallen, auch junge Bäume“. Man könne zudem nur äußerlich beurteilen, wie ein Baum aussieht, und nicht innen reinschauen. Stolz ergänzt, die große Aufgabe im Forstbereich sei, wie man die Wälder mit den Baumarten widerstandsfähig für die Zukunft angepasst bekomme. Er sehe die Gemeinde gut aufgestellt und bei Extremlagen einsatzfähig.
Hausbesitzer müssen Vorkehrungen treffen
Alle drei gehen davon aus, dass extreme Wetterereignisse bleiben und aufgrund des Klimawandels sogar häufiger werden. „Die Wetterlage ist sehr dynamisch und Unwetterereignisse nehmen zu“, so Bretzke. Was also tun? Vorsorge, lautet die Antwort. Stolz sagt, weil solche Lagen mehr werden, betone er in jeder Ratssitzung, dass jeder selbst für Sicherungsmaßnahmen bei sich sorgen müsse.

Der Bürgermeister spricht aber auch von Frust, wenn die Gemeinde etwas zum Schutz tue und dies missachtet werde. So seien vor einem Jahr, als durch kaputte Bäume Gefahr in den Uferparks geherrscht habe, einfach Leute über die Absperrungen gegangen, um ihre gewohnten Wege zu laufen.
Absperrungen sind zum Schutz da
Fischer sieht es ähnlich und kann auch von so manchem Erlebnis nach Unwetter oder Schneebruch erzählen. Im Gegensatz zu den Uferanlagen sei es im Wald nicht möglich, Flächen abzusperren. Er habe beim Schneebruch im Winter viele Leute gesehen, die trotzdem in den Wald oder das Naturschutzgebiet Hangen gegangen seien, obwohl man das Knacken der Bäume gehört habe. „Ich war schockiert“, sagt er.
Zum aktuellen Hochwasser und teilweise missachteten Absperrungen ergänzt Stolz, die Leute sollten darauf vertrauen, dass soetwas nicht zum Spaß gemacht werde. Am Besten sollte eine Absperrung gar nicht erst notwendig sein, sondern ein Schild reichen.
Wenn die Einsätze mehr werden, wie sieht es bei den Einsatzkräften selbst aus? Laut Steffen Bretzke ist die Zahl etwa gleichbleibend: „Alle sind sehr motiviert und halten zur Gemeinde.“ Stolz verweist auch auf das Engagement der Gruppe um Bernhard Thum, die sich um die Wanderwege kümmert und viel ehrenamtlich leistet. Aber auch ganz normale Bürger würden sich einsetzen, sagt er und zieht damit einen Bogen zu den zahlreichen Baumspenden.