Was wäre, wenn der Bodensee einen Teil von Ludwigshafen überschwemmt? Oder wenn Mühl- und Gießbach extremes Hochwasser hätten und wichtige Straßen unter Wasser stünden? Um vorbereitet zu sein, hat die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen nun einen Hochwasseralarm- und Einsatzplan (HWAEP) mit verschiedenen Szenarien erstellt. Diese Szenarien beschreiben die Ausmaße von Überschwemmungen, sichere Sammelpunkte für die Bürger und wie Einsatzkräfte dann vorgehen sollen.
„Es ist ein wichtiges Thema, damit wir wissen, was wir im Hochwasserfall machen müssen“, sagte Bürgermeister Matthias Weckbach in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, in der Diplom-Ingenieur Stefan Quoika von Wald und Corbe den Plan vorstellte. Dieser Plan sei die Voraussetzung für die Zuschüsse zum hochwassersicheren Ausbau des Mühlbachs gewesen. Die Feuerwehr habe maßgeblich daran mitgearbeitet, sagte Weckbach. Obwohl das Starkregenereignis von 2017 kein Hochwasser war, seien die damaligen Erfahrungen der Feuerwehr über die Bewegung von Wassermassen in Ludwigshafen eingearbeitet worden.
Schutz und Maßnahmen stehen im Fokus
Quoika erläuterte, der Plan basiere auf der Grundlage von Empfehlungen des Landes. Durch die Einteilung der Ortsteile in Gebiete und verschiedene Szenarien für diese Bereiche sei ein Maßnahmenplan entstanden. Dabei ging es laut dem Ingenieur um die Definition von Schutzzielen, die Identifikation der kritischen Objekte, das Festlegen von Maßnahmen, eine Zusammenstellung der beteiligten Organisationen im Ernstfall, die Koordinierung von Einsatzkräften, Informationen zur Lage sowie das Informieren der Einwohner.

„Wir sind fast fertig, es sind nur noch einzelne Absprachen nötig“, erklärte er in der Sitzung. Quoika zählte den Mühlbach, die Stockacher Aach, den Gießbach und den Bodensee als die Gewässer auf, durch die Überflutungen entstehen könnten. Für alle vier kämen ab einem bestimmten Alarmierungspegel Warnungen.
Schule könnte komplett im Hochwasser stehen
Quoika nannte auch besonders gefährdete Stellen und Gebäude, zum Beispiel den tiefliegenden Eingang der Sernatingen-Schule oder den Bahnübergang. Im Ernstfall könne es passieren, dass die Bahnlinie gesperrt werden müsse oder Anwohner auf Notparkplätze ausweichen müssten. Der Hochwassereinsatzplan beinhaltet auch Sammel- und Evakuierungspunkte im Ort sowie Notunterkünfte für die, in deren Straßen Hochwasser steht.
„Es gibt vier Alarmstufen nach dem Model des Landes“, sagte Quoika. Er erläuterte die Stufen sowie Szenarien näher und listete mögliche Maßnahmen für den Objektschutz wie Ableitelemente oder mobile Wände auf. Über das Flutinformations- und Warnsystem (Fliwas 3) könnte die Gemeinde Informationen und Niederschlagsdaten erhalten.

Quoika listete schließlich folgende Maßnahmenvorschläge auf: Notwendiges Material wie Pumpen, Absperrmaterial oder eine mobile Notstromversorgung sowie bauliche Maßnahmen in der Schule, für Tiefgaragen und die kritische Infrastruktur sowie die Einführung von Fliwas.
Mehrere Sammelpunkte für Bürger in Ludwigshafen
Auf eine Rückfrage von Sonja Hildebrand (Freie Wähler) zu den Sammelpunkten erklärte Quoika, diese sollen öffentlich gemacht werden, damit die Einwohner wüssten, wohin sie gehen müssen. Für Ludwigshafen nannte Weckbach die Kirche St. Otmar und den Friedhof als Sammelstellen. Die Karte definiert außerdem einen Sammelplatz am Fuchsweg, in der Warthstraße, an der Einmündung B34/Bahnhofstraße und beim Drogeriemarkt in der Überlinger Straße. Die Kirche St. Otmar wäre eine Notunterkunft.
Die Rätin wollte außerdem noch wissen, wer den Plan aktuell halte. Quoika erläuterte, die Gemeinde habe die Datensätze und ein Turnus von einem oder anderthalb Jahren reiche. „Oder falls sich etwas bei einer Übung zeigt“, ergänzte er.
Rückfragen aus dem Gremium
Michael Koch (CDU) erkundigte sich nach dem Pegel bei einem HQ-Extrem-Ereignis. Laut Quoika wäre dies höher als das Hochwasser von 1999, das bei einem Pegel von 5,56 Metern gelegen hatte. HQ-Extrem sei in etwas wie ein HQ 1000 mit einem Pegel von 6,10 Metern.
Koch sorgte sich, dass der Plan viel Theorie enthält. Ihm sei zum Beispiel nicht klar, wo im Notfall der Verwaltungsstab sitze und wie dieser ausgestattet sei. „Es kann schnell etwas passieren, wie wir 2017 gesehen haben“, merkte er mit Verweis auf die Schlammwelle von damals an. Quoika erklärte, der Stab müsste sich an einem hochwasserfreien Ort zusammenfinden, zum Beispiel dem Feuerwehrhaus.
Alwin Honstetter (CDU) wunderte sich über die Ausklammerung von Häusern, die 2017 vollgelaufen sind. Weckbach erwiderte, das sei kein Hochwasser sondern ein Starkregenereignis gewesen. Zudem sagte er, die Kanalisation sei auf ein HQ 2 oder 3 ausgelegt. Die Rohre dürften nicht zu weit sein, damit Feststoffe mitgespült würden und nicht liegen blieben.
Nachdem alle Fragen beantwortet waren, nahm der Gemeinderat den Plan zustimmend zur Kenntnis.