Wer aktuell auf den Bodensee mit seinen frei liegenden Ufern und die vertrocknete Landschaft blickt, der rechnet nicht mit anschwellenden Wassermassen und überfluteten Straßen und Kellern. Doch der Schein trügt. Bodman-Ludwigshafens Bürgermeister Matthias Weckbach mahnt vor falscher Sicherheit.

„Jetzt ist die Gefahr mit am größten“

Denn genau in einer Zeit zunehmender Trockenheit und Erderwärmung nehme die Gefahr für Überschwemmungen zu. „Jetzt ist die Gefahr mit am größten“, warnt er. Zum einen seien die Boden so ausgetrocknet, dass Wasser – sollte es wieder heftig regnet – gar nicht versickern kann.

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Zum anderen habe auch die Hitze Auswirkungen: „Jedes Grad mehr bedeutet, dass wir mehr Wasser in der Atmosphäre haben.“ Denn je wärmer die Luft, desto mehr Wasser kann sie speichern. Dadurch steigt die Starkregengefahr. Zudem könnten Regenwolken, die viel Wasser enthalten und damit schwerer sind, auch nicht mehr so leicht vom Wind weitergetrieben werden, erklärt Weckbach. Orte sind dadurch länger vom Regen betroffen.

So sah es am 14. Juli 2017 in der Ludwigshafener Bahnhofstraße aus: Ein Auto bahnt sich den Weg durch die Wassermassen.
So sah es am 14. Juli 2017 in der Ludwigshafener Bahnhofstraße aus: Ein Auto bahnt sich den Weg durch die Wassermassen. | Bild: Frank Renner, Feuerwehr Ludwigshafen

Genau das sei das Problem bei den Unwettern im Juli 2017 gewesen, als Schlammlawinen große Schäden in Bodman-Ludwigshafen verursachten. Am 21. Juli habe sich das Unwetter damals über Ludwigshafen eingedreht, habe sich also über dem Ort eingenistet.

Welche Stellen besonders betroffen sind

Seither hat sich in der Seegemeinde bezüglich des Hochwasserschutzes viel getan. Grundsätzlich sei das Problem in Bodman nicht so groß, erklärt Matthias Weckbach. Die Gemeinde liege steiler. Und: „Es gibt in Bodman alte Abwasserrohre, die heute für Regenwasser genutzt werden“, so der Bürgermeister. Es gebe zwar eine Problemstelle im Bereich der Volksbank, aber dort reagiere man, indem Wasser in den See geleitet werde.

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Eine andere Problemstelle sei die Weilerkapellen-Kreuzung. Zwar sei dort bereits Geld investiert worden, um die Leitungen zu weiten. „Aber das ist noch nicht abgeschlossen. Das wird noch Jahrzehnte gehen“, so Weckbach. Denn das Gefälle in Richtung des Alt-Arms der Stockacher Aach ist zu gering, darauf hatte der Bürgermeister schon in der Vergangenheit hingewiesen. Wenn von dort viel Wasser komme, werde dieses zurückgestaut. „Das ließe sich nur mit einem Pumpwerk lösen.“

Kanalsystem wurde ausgebaut

In Ludwigshafen wurde ebenfalls das Kanalsystem ausgebaut – nicht zum ersten Mal. „Man hat schon einmal versucht, das ein bisschen zu entschärfen“, erzählt Weckbach. In den 1980er-Jahren hätten in der Sernatingenstraße und der Bahnhofstraße Arbeiten stattgefunden und Anfang der 2000er-Jahre wurde der Gießbach hochwassersicher gemacht. Weiter ging es am Mühlbach: Dort wurden bis ins vergangene Jahr neue Rohre gelegt, die Arbeiten wurden im Sommer abgeschlossen.

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Gerade rechtzeitig, wie Matthias Weckbach berichtet. „Am 8. Juli hat es geregnet und genau an dem Vormittag haben sie den Zusammenschluss am Mühlbach gemacht. Ohne das hätte es Probleme gegeben.“ Denn es seien 55 Liter Regenwasser pro Quadratmeter gefallen.

Ein Warnsystem soll künftig informieren

Eine weitere Hochwassermaßnahme ist oberhalb von Ludwigshafen zu finden. Dort seien Rückhaltungen gebaut worden, damit das Wasser, das oberhalb der Gemeinde fällt, nicht den Hang hinab zu den Häusern fließt. „Das leiten wir in die Grünfläche ab“, erklärt Weckbach. Und in der Nähe des Sportplatzes in Ludwigshafen gibt es ein Regenwasserrückhaltebecken, das Wasser aus dem Baugebiet Haiden auffangen soll – und auch aus Gebieten, die noch am Ortsrand hinzukommen können.

Etwas anderes ist zudem noch geplant: So soll die Gemeinde das Flutinformations- und Warnsystem, kurz Fliwas, erhalten. Über dieses können schon vor Hochwasserereignissen Vorwarnungen eingehen, damit etwa auf ansteigende Bäche rechtzeitig reagiert werden kann. „Für die Kläranlagen sind das wichtige Informationen“, so Weckbach. Denn sie können so rechtzeitig reagieren. Das System werde vom Land bezuschusst.

„Man kann keinen vollständigen Schutz erreichen“

Bodman-Ludwigshafen sei nun auf ein Hochwasser ausgelegt, wie es statistisch gesehen alle hundert Jahre vorkommt. Das wird HQ100 genannt. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt Weckbach. Aber: „Es gibt keine Entwarnung trotz Vorbereitung.“ Denn das Unwetter von 2017, das die Schlammlawinen brachte, sei ein HQ650 gewesen – und komme statistisch nur alle 650 Jahre vor. Am 21. Juli 2017 seien 175 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – das sei mehr gewesen als 2021 im Ahrtal.

Auf solche Wassermassen sei man auch heute nicht vorbereitet. „Man kann keinen vollständigen Schutz erreichen“, so der Bürgermeister.

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Aus dem Grund sei eine Eigenvorsorge sehr wichtig. Für den Ernstfall rät er den Menschen, Lichtschächte und Kellerfenster zu schützen und rechtzeitig Sandsäcke bereit zu legen. Wenn die Gemeinde von einem angekündigten Starkregen erfahre, würden Kanäle überprüft, damit sie nicht zum Beispiel durch Äste verstopft sind. Und die Feuerwehr sei auch auf Starkregen vorbereitet.