Dunkle Fenster und ein verwaistes Spielgelände: Der Kindergarten St. Blasius im Eigeltinger Ortsteil Heudorf gibt derzeit ein unbelebtes Bild ab, und das, obwohl keine Ferien sind. Die Einrichtung ist momentan geschlossen und wie aus einem Elternbrief, der dem SÜDKURIER vorliegt, hervorgeht, werde sie in der bisherigen Form auch nicht mehr öffnen. Der Grund: Alle dort beschäftigten Erzieherinnen sind nicht mehr bereit, dort zu arbeiten.
Träger der Einrichtung ist die katholische Kirche und die zuständige Kindergartengeschäftsführung sitzt bei der Verrechnungsstelle für katholische Kirchengemeinden in Radolfzell. Diese äußerte sich auf Nachfrage des SÜDKURIER zu den Verstimmungen, die nun eskaliert sind. Konkret sei es immer wieder vorgekommen, dass die Fachkompetenz der Erzieherinnen infrage gestellt, sowie deren Entscheidungsbefugnisse missachtet worden seien.
Erzieherinnen seien immer wieder angegangen, beschimpft oder angeschrien worden. „Es ist also nicht möglich, Erziehungspartnerschaft zu leben. Wenn solche Situationen gehäuft, mehrfach und über längere Zeiträume vorkommen, wird die Belastung der Fachkräfte immer höher, sodass es zu Krankheitsfällen kommt“, erklärt Michaela Gesell, stellvertretende Leiterin der Verrechnungsstelle und Kindergartengeschäftsführerin gegenüber dem SÜDKURIER.
Lange Zeit nur Notbetreuung
Auch aus einem anonymen Schreiben aus Kreisen der Elternschaft, das an die Redaktion des SÜDKURIER gerichtet ist, geht hervor, dass es in der Vergangenheit immer wieder Krankheitsfälle beim Personal gab. So habe die Einrichtung bereits vor den Weihnachtsferien nur noch eine Notbetreuung angeboten und sei seit etwa Mitte Januar komplett geschlossen.
Für die Eltern der 36 Kinder, die normalerweise in der Einrichtung betreut werden, sei das eine große Herausforderung. „Es gibt viele berufstätige Eltern, bei denen auch beide Elternteile arbeiten gehen oder Alleinerziehende. Diese wissen nicht mehr, wie sie den Spagat zwischen Beruf und Kind/ern noch bewältigen können, wenn nicht bald etwas passiert“, heißt es im Schreiben.
Laut Michaela Gesell finden aktuell Gespräche statt, gemeinsam mit dem Bürgermeister, Hauptamtsleiter und dem Kommunalverband für Jugend und Soziales. „Hier wird über verkürzte Zeiten und geringere Kinderzahlen diskutiert, damit man eventuell mit weniger Fachpersonal und mit Zusatzkräften eine Interimslösung auf die Beine stellen kann“, erklärt Gesell.
Auch für die Gemeinde Eigeltingen ist die aktuelle Lage unbefriedigend. Bürgermeister Alois Fritschi erklärt auf Nachfrage des SÜDKURIER zwischenzeitlich: „Die Gemeinde Eigeltingen wird im Einvernehmen mit der katholischen Kirchengemeinde den Kindergarten in Heudorf übernehmen. Wir versuchen, in Absprache mit der Kirche, baldmöglichst eine Notbetreuung im Kindergarten Heudorf aufzubauen.“ Konkrete Details zum Zeitplan konnte der Bürgermeister allerdings noch nicht nennen.