Für viele Eltern ist es ein tagtägliches Übel, die Kinder zum Erledigen der Hausaufgaben zu bewegen. Oft gehen sie mit Diskussionen, Gezeter und langem Sitzen am Küchentisch einher. Wie das künftig besser klappen und auch das Lernen allgemein zuhause angenehmer und erfolgreicher werden könnte, verriet Lerncoach Alexa Peterson beim Elternforum in der Engener Stadtbibliothek.
Motivation, Konzentration und Selbstständigkeit – in diesen Bereichen gibt es laut Alexa Peterson viel, zu dem Eltern aktiv etwas für gutes Lernen zuhause beitragen können. Die Diplompädagogin und Lerncoach ist selbst Mutter von drei Kindern und wohnt mit ihrer Familie auf der Höri. Sie weiß aus beruflicher wie privater Erfahrung, dass nicht jedes Kind gleich viel Motivation mitbringt. Umso wichtiger sei es, beim Lernen individuell auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Folgende Tipps gab sie den Eltern in Engen an die Hand.
Tipp Nummer 1: Spannung statt Langeweile, Anerkennung statt Bloßstellung
Wie kann man Kinder zum Lernen motivieren und ihnen schlechte Gefühle nehmen? Das beschrieb Alexa Peterson am Beispiel Lesen üben. Um das Interesse der Kinder zu wecken, sollte ein Text gelesen werden, den das Kind auch spannend findet. Ein gemütlicher Ort zum Lesen motiviert zusätzlich. Und es unterstützt die Beziehung zwischen Eltern und Kind, wenn nicht nur die Kinder lesen, sondern auch die Eltern. Beim Tandem-Lesen werde ein längeres Stück gelesen und die Kinder könnten mehr in den Inhalt eintauchen, so Petersen.
Grundsätzlich riet sie, die Kinder zu loben und weniger auf Defizite aufmerksam zu machen. Also lieber: „Das hat schon richtig gut geklappt, lass uns das nochmal versuchen“, anstatt: „Du machst zu viele Fehler beim Lesen“.
Tipp Nummer 2: Nicht streiten beim Lernen
„Jede Lernerfahrung unter Streit summiert sich auf und gibt eine negative Lernerfahrung“, so Alexa Peterson. Diskussionen, ob und wann die Hausaufgaben gemacht werden, seien wenig zielführend. Stattdessen empfiehlt der Lerncoach Eltern Verständnis für ihre Kinder zu zeigen. Sie können Hausaufgaben als schwer und zu viel erachten. Eltern sollten aber auch signalisieren, dass eben nicht alles Spaß mache.
Wichtig sei es, gute Kompromisse zu finden. Zum Beispiel einzufordern, dass die Aufgaben jetzt gemacht werden müssen, dem Kind aber die Wahl des geeigneten Lernorts zu überlassen.
Tipp Nummer 3: Pausen machen
„Es geht nicht, dass Hausaufgaben regelmäßig den ganzen Nachmittag dauern“, so Peterson in der Stadtbibliothek. Beim Lernen sei es ganz wichtig zu beachten, dass Kinder eine kürzere Konzentrationsspanne haben. Die liegt bei Kindern im Alter von fünf bis sieben Jahren gerade einmal bei 15 Minuten, bei Sieben- bis Zehnjährigen bei 20 Minuten. Entsprechend müssten Pausen eingelegt werden, so Peterson. Und zwar am besten, bevor die Müdigkeit einsetzt.
Frische Luft, Bewegung oder ein gesunder Snack seien hier die optimalen Pausenfüller. Ein gemeinsam ausgearbeiteter Hausaufgabenplan erleichtere die doch recht schwierige Arbeitseinteilung für Schüler.
Tipp Nummer 4: Hilfe zur Selbsthilfe geben
Dass Kinder Aufgaben selbstständig erledigen, ist der Traum vieler Eltern. Das fällt aber häufig nicht leicht, wie Alexa Peterson weiß. Es gebe mehrere Gründe, warum Kinder nicht selbstständig lernen. Sie fühlen sich allein, sie sind sich unsicher in dem, was sie tun, die Aufgaben fallen ihnen schwer oder es ist schlicht bequemer, Mama oder Papa dazu zu rufen. Ein guter Kompromiss sei, nebeneinander zu arbeiten, Fragen im Vorfeld zu klären und Selbstständigkeit gezielt zu loben.

Langwierig, aber sehr sinnvoll, sei die Hilfe zur Selbsthilfe. Also beispielsweise dem Kind beizubringen, dass die Aufgabenstellung oder der schwierige Text mehrfach gelesen werden sollten.
Tipp Nummer 5: Loben für erbrachte Leistung
„Es kommt sehr stark darauf an, wie man lobt“, gibt Alexa Petersen zu verstehen. So zeige eine aktuelle Studie, dass ein Lob für Anstrengung die positivste Auswirkung auf Schüler hat. Die Intelligenz der Kinder zu loben, macht laut Studie wenig Sinn. Im Gegenteil, es könnte sogar dazu führen, dass Kinder Angst haben, beim nächsten Mal nicht so gut gearbeitet zu haben. Da sei es sogar noch deutlich besser, nicht zu loben, so Peterson zu den Studienergebnissen.
Tipp Nummer 6: Lernstrategien helfen beim Abspeichern
Wirksame Lernstrategien würden nicht nur helfen, Dinge schnell zu lernen, sondern sie auch langfristig abzuspeichern. Kurze, regelmäßige Einheiten förderten gutes Lernen, ebenso wie rasche Rückmeldungen durch die Eltern, Wiederholen nach Fehlern und das Fokussieren auf ein Thema.
Für ihren Vortrag mit vielen lebensnahen Beispielen erntete Lerncoach Alexa Peterson viel Applaus von den Eltern, die an diesem Abend zahlreich in die Bibliothek gekommen waren.