Die Menschen im Hegau setzen in Corona-Zeiten verstärkt auf Lebensmittel, die in der Region erzeugt werden. So berichten Betreiber von bäuerlichen Hofläden von einer spürbaren Zunahme an Kunden und Käufen. „Wir stellen fest, dass die Menschen wieder bewusst regionale Produkte verzehren wollen. Das betonen die Kunden auch in kurzen Gesprächen.

Die Corona-Krise sorgt dafür, dass etliche Menschen etwas umdenken“, erklärt Stefanie Brendle, die zusammen mit ihrem Mann Andreas den Hofladen des Dielenhofes oberhalb von Engen betreibt. Schon seit 25 Jahren bedient auch Andreas Brendles Mutter Helga die Kunden im Hofladen. Ihr Mann Werner leistet Unterstützung auf dem bäuerlichen Hof seines Sohnes.

Hofladen will Kunden auch beliefern

Der Laden bietet auch Fleischwaren aus eigener Schlachtung, die auf dem Dielenhof ausgeführt wird. „Mittlerweile haben wir durch die Kooperation mit anderen Anbietern ein breites Waren-Sortiment, das alle Grundnahrungsmittel abdeckt“, schildert Stefanie Brendle. „In dieser Zeit, in der vor allem ältere Menschen lieber zuhause bleiben, wird auch direkte Lieferung an die Kunden ein immer größeres Thema“, betont Andreas Brendle.

Was eine bäuerliche Familie erfüllt

Idylle pur bietet sich bei einem Besuch auf dem Buchhaldehof unterhalb des Roseneggs bei Rielasingen. Hier scheint Corona ganz weit weg zu sein. „Für uns hat sich nichts geändert. Nur, dass sich die Zahl der Neu-Kunden stetig erhöht. Wir erfreuen uns weiter an der Arbeit mit unseren Tieren, den Hühnern und dem Milchvieh, in einem schönen Stück Landschaft mit Blick auf den Hohentwiel„, sagt Clemens Schlatter und strahlt dabei viel Zufriedenheit aus.

Glücklich mit den Hühnern. Clemens und Heidi Schlatter freuen sich über Tiere und Natur auf dem Buchhaldehof bei Rielasingen.
Glücklich mit den Hühnern. Clemens und Heidi Schlatter freuen sich über Tiere und Natur auf dem Buchhaldehof bei Rielasingen. | Bild: Bittlingmaier, Albert

Den Familienbetrieb führt der 26-jährige Sohn Jonas, seit er ein landwirtschaftliches Fachstudium in Hohenheim erfolgreich abgeschlossen hat. „Wer so einen Hof führen will, muss eine gute Einstellung zur Arbeit haben, auch sonntags. Es erfüllt mich aber sehr, wenn ich abends das Ergebnis unserer Arbeit sehe“, betont Jonas Schlatter.

Leute fragen nach Herkunft von Proukten

„Die Leute interessieren sich vermehrt für unsere Hofladen-Produkte und fragen interessiert nach, wie sie erzeugt werden“, sagt seine Mutter Heidi Schlatter. Der Hofladen bietet Milch und Käse aus eigener Herstellung an und verkaufen Eier ihres großen Hühnervolkes. Im Laden gibt es zudem Kartoffeln, Mehl und einige andere Nahrungsmittel, die zugekauft werden.

Kunden kommen auch nachts

„Es ist feststellbar, dass gerade Familien etwas Zeit haben und gerne mit ihren Kindern die Tiere in den Ställen anschauen“, berichtet Heidi Schlatter. „Wir achten auch darauf, dass die Kunden einzeln eintreten und Mindestabstände einhalten. Für unseren Betrieb ist es aber wichtig, dass wir nicht selbst durch Krankheit ausfallen“, betont Heidi Schlatter. Auffällig sei die derzeitige starke Nachfrage von Produkten, die in den Automaten zum Verkauf lagern. „Manche kommen sogar nachts“, so Heidi Schlatter. Sie hoffe, dass manche Kunden, die erstmals auf den Buchhaldehof gekommen waren, auch nach der Corona-Krise den Weg dorthin wieder finden.

Es wird gezielter gekauft

„Unsere Kunden haben sich insbesondere mit haltbaren Nahrungsmitteln eingedeckt, wie Kartoffeln aus dem eigenen Anbau“, erklärt Andreas Hägele, der seit 20 Jahren zusammen mit seiner Frau Manuela den Vitaminmarkt Staufenhof in Hilzingen betreibt. „Die Leute kaufen in diesen Tagen gezielter. Wir können etliche Neukunden begrüßen, die nachfragen, woher unsere Lebensmittel kommen“, schildert Hägele. „Unser Bestreben ist es auch, mit den Zukäufen der gesamten Produktpalette die Nahversorger in der Region zu unterstützen. So profitieren alle davon“, betont Manuela Hägele.

Es wird wieder mehr gekocht

Dass heimische Lebensmittel stärker gefragt sind, liege auch daran, dass wieder mehr gekocht werde, stellen die Hägeles genauso wie die Familie Brendle fest. „Die Leute haben mehr Zeit. Und die Gaststätten sind zu“, so die Begründung.

Andreas Hägele (links) im Gespräch mit Kunden des Vitaminmarkts Staufenhof in Hilzingen, den er zusammen mit seiner Frau Manuela betreibt.
Andreas Hägele (links) im Gespräch mit Kunden des Vitaminmarkts Staufenhof in Hilzingen, den er zusammen mit seiner Frau Manuela betreibt. | Bild: Ingeborg Meier

„Unsere Beschäftigten, auf die wir sehr stolz sind, beachten die neuen Vorschriften genau. Es werden nur soviele Kunden gleichzeitig bedient, wie sie der Anzahl des Personals entsprechen“, schildert Manuela Hägele. Trotz Mindestabstands und Plexiglas an der Verkaufstheke komme das persönliche Gespräch nicht zu kurz. „Die Leute lechzen nach guter Qualität. Sie wollen aber auch freundlich bedient werden“, erklärt Manuela Hägele.

Neubau von Vitaminmarkt

In 20 Jahren hat das Ehepaar mit vielen treuen Beschäftigten den Vitaminmarkt so erfolgreich entwickelt, dass sie direkt neben dem bisherigen Standort, im Gebäudes des Gartencenters Mauch, einen Neubau erstellen. Auf einer Fläche von 800 Quadratmetern wollen die Hägeles ab dem Spätsommer ihre Lebensmittel anbieten. Zudem wird sich noch eine Metzgerei, ein Fische-Laden und ein Café einmieten.

„Für uns war es auch wichtig, dass wir den Staufenhof als Wohn- und Arbeitsort getrennt vom Vitaminmarkt bleibt. Der hat in Hilzingen auch eine wesentlich bessere Infrastruktur“, sagt Andreas Hägele. Das stark beschäftigte Unternehmer-Ehepaar hat auch drei Kinder großgezogen.