Vereine kennen das Problem. Einige wenige Vorstandsmitglieder übernehmen einen Riesen-Batzen Arbeit und Verantwortung für den gesamten Verein. Dafür opfern sie nicht selten ihre komplette Freizeit. Da steckt richtig viel Herzblut drin. Für solche Ämter einen Nachfolger zu gewinnen, ist dementsprechend schwierig. Das stellen auch die Fußballer vom Hegauer FV fest, die mit ihrem neuen großen Vereinsgelände künftig noch mehr Aufgaben zu stemmen haben wie schon bisher. Deshalb hat der Verein jetzt ein zukunftsweisendes Konzept entwickelt, das die vielseitigen Aufgaben auf mehr Schultern verteilt. Ein Jahr lang geben sich die Verantwortlichen nun für einen Probelauf Zeit.

Neue Struktur mit dem Ausscheiden des ersten Vorsitzenden

In der aktuellen Hauptversammlung des Hegauer FV galt es einen neuen Vorstand zu wählen. Nach vielen Jahren stellte sich Holger Stich nicht als Vorsitzender zur Verfügung und auch die Öffentlichkeitsbeauftragte Anja Laurischkat trat aus dem Vorstand aus. Soweit nichts Ungewöhnliches, hätte da nicht die Umstrukturierung des Vorstands auf der Tagesordnung gestanden.

Und die hat der Hegauer FV schon von langer Hand geplant, wie der neue Vereinsvorsitzende Michael Rösch im Gespräch zu verstehen gibt. „Wie können wir den Verein modern ausrichten?“, dieser Frage habe sich der Verein bei einer Klausurtagung im Januar gewidmet. Rund 30 Mitglieder hätten an der Tagung teilgenommen. Es sollte keine Veranstaltung werden, in der nur viel geredet wird, sagt Rösch. Es mussten Ergebnisse her. Deshalb hätten sie einen externen Moderator, der sonst für Unternehmen tätig ist, dazugeholt.

Es gibt immer mehr Aufgaben für den Verein

„Nach der Gründung des Hegauer FV 2007 haben wir beschlossen, dass es immer wieder Etappen geben soll, nach denen man schauen muss, wo wir stehen“, erläutert Michael Rösch. Eine solche Etappe hat der Verein jetzt erreicht. Denn in diesem Jahr wird die neue Vereinsanlage in Welschingen fertiggestellt, deren Planung bereits vor zehn begonnen hat. Mit der neuen Anlage, so Rösch weiter, gebe es noch mehr Aufgaben für den Verein. Außerdem habe der Hegauer FV die meisten Mannschaften im ganzen Bezirk.

Dazu zählt eine erfolgreiche und aufstrebende Mädchen- und Frauenabteilung. Hinzu komme obendrein ein gesellschaftliches Thema. Denn heute liege der Fokus mehr im Privaten als auf dem Ehrenamt. Grund genug für den Verein umzudenken. Die Klausurtagung habe das Motto „Viele schaffen mehr“ gehabt, sprich die Aufgaben sollten auf mehr Schultern verteilt werden.

„Wir haben uns die Frage gestellt: Wie können wir den Verein modern ausrichten?“Michael Rösch, Erster Vorsitzender Hegauer FV
„Wir haben uns die Frage gestellt: Wie können wir den Verein modern ausrichten?“Michael Rösch, Erster Vorsitzender Hegauer FV | Bild: Kerle, Helene

Das Ergebnis der Klausur ist eine zusätzliche Geschäftsordnung zur bestehenden, unveränderten Vereinssatzung mit konventioneller Besetzung aller Vorstandsämter. Die Geschäftsordnung sieht jetzt aber eine Aufteilung der Vereinsaufgaben in vier Ressorts vor. Das sind die Bereiche Sport, Finanzen, Infrastruktur und Marketing. Jeweils ein Vorstandsmitglied ist für einen Bereich verantwortlich. Die vier Bereiche haben noch einmal Untergliederungen für die es ebenfalls jeweils eine zuständige Person geben soll, die aber nicht zwangsläufig Teil des Vorstands sein muss. Aktuell, so der stellvertretende Vorsitzende Daniel Jedlicka, seien für die meisten Posten bereits Verantwortliche gefunden worden. Neu ist im Bereich Marketing, den Vorstandsmitglied Bertram Wüstrich leitet, beispielsweise der Bereich Veranstaltungen. Denkbar, so Wüstrich am Rande Hauptversammlung, seien unter anderem kleine Konzerte oder kulinarische Länderabende im neuen Clubheim.

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Michael Rösch ist es ganz wichtig, dass die neue Struktur grundsätzlich offen sei für interdisziplinäres Arbeiten. So ist nicht jemand beispielsweise nur auf den Bereich Finanzen beschränkt, sondern kann sich auch anderweitig einbringen. Er selbst hat dem Amt als Vorsitzenden nur unter der Prämisse zugestimmt, dass es kein Vorsitz im klassischen Sinn ist, erzählt Rösch. „Aber natürlich muss in jedem Bereich einer den Hut aufhaben“, ist ihm klar. Ein Jahr lang gibt sich der Verein nun Zeit, die neue Struktur zu testen und eventuell auch noch einmal anzupassen. „Ich denke schon, dass wir gut mit dabei sind“, sagt er mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Vereins. Er weiß, dass auch andere Vereine versuchen neue Wege zu gehen. Das neue Gelände mit modernem Clubheim mache das Ehrenamt auch noch attraktiver, ist Rösch zuversichtlich.