Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes fordern die Gewerkschaft Verdi und der Beamtenbund 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr Lohn. Nachdem die Tarifverhandlungen gescheitert sind, läuft jetzt das Schlichtungsverfahren. Nachdem es in der größten Stadt im Hegau Singen um Millionenbeträge geht, stellt sich auch bei kleineren Städten wie Engen die Frage: Was würden die Forderungen bedeuten? Denn wenn die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst mehr Geld bekommen, muss das vom Gemeindehaushalt und damit letztlich vom Steuerzahler bezahlt werden.

„Da die Stadtverwaltung Engen tarifgebunden ist, sind selbstverständlich alle 250 Beschäftigten betroffen“, erklärt Bürgermeister Johannes Moser auf Nachfrage. Ausgenommen wären die verbeamteten Mitarbeiter. Durch Beschluss der Landesregierung sei aber in der Vergangenheit das Tarifergebnis anteilig für die Beamten übernommen worden, so Johannes Moser.

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Die Stadt Engen habe 11,1 Millionen Personalkosten für den Haushalt 2023 angesetzt. Darin seien 600.000 Euro für die Tarifsteigerung enthalten. Insgesamt käme die aktuell von den Gewerkschaften geforderte Mehrbelastung auf knapp 1 Million Euro mit den Arbeitgeberanteilen.

Nicht eingeplante Mehrkosten bezahlt die Stadt aus Rücklagen

Und wie will Engen die Mehrkosten stemmen? „Wir haben für den Haushalt 2023 eine entsprechende Summe von 600.000 Euro einkalkuliert“, erklärt der Bürgermeister. Die fehlenden Mittel in Höhe von 400.000 Euro müssten aus der Rücklage entnommen werden. Da die Stadt mit einem höheren Tarifabschluss als in den vergangenen Jahren gerechnet habe, würde Engen die Mehrkosten nicht so stark treffen. Bei der Stadt Singen würden, wie berichtet, 800 Mitarbeiter die Tariferhöhung erhalten, was Mehrkosten von 4,2 Millionen Euro bedeuten würde. Obwohl auch dort in der Haushaltsplanung ein Puffer berücksichtigt wurde, rechnet Singen mit nicht eingeplanten Mehrkosten von 1,4 Millionen Euro.

Mehr Bewerber, wenn es mehr Geld gibt?

Aufgrund des Fachkräftemangels seien aber etliche Stellen zum Beispiel in der Kinderbetreuung oder in der Kernverwaltung in Engen unbesetzt. Es entstünden somit auch weniger Personalaufwendungen, so dass sich die Differenz verringere. Die Stadt Engen habe sich auf höhere Gehälter eingestellt, mit denen dem Fachkräftemangel begegnet werden soll. „Wir haben bei der Planaufstellung mit einem höheren Tarifabschluss gerechnet, da die Tarifgehälter im öffentlichen Dienst attraktiver werden müssten, so dass wir unsere offenen Stellen wieder besetzen können“, sagt Johannes Moser.