Im Bürgermeisterwahlkampf im Oktober 2023 war es eine eindeutige Botschaft der Bittelbrunner, Anselfinger, Welschinger, Bargener, Stettener, Biesendorfer und Neuhauser: Bitte, vergesst die Engener Stadtteile nicht! Selbst wenn in Engen das Gefühl aufkommen könnte, dass sich in Engen alles um die Kernstadt dreht, hatte Bürgermeister Frank Harsch bei der Einwohnerversammlung in Zimmerholz nun einige Beispiele parat, die das Gegenteil zeigen sollen. Denn seine Botschaft war klar: „Wir können mit Fug und Recht belegen, dass es in unseren Stadtteilen vorangeht“, sagte er den knapp 80 Zuhörern im Farrenstall.
Wenn Hochwasser und Starkregen kommen
Demnach seien allein 600.000 Euro in den Hochwasserschutz in Zimmerholz investiert worden. Stadtbaumeister Matthias Distler zeigte auf, dass in zwei Bereichen nachgebessert worden sei. Zum einen sei beim Ortseingang in Richtung Stetten eine Mulde vertieft worden, um zu verhindern, dass das Wasser über die Straße laufe.
Der zweite Bereich – die Brücke im Ortskern – sei mit 565.000 Euro laut Distler deutlich teurer gewesen. Eine Förderung von rund 162.000 Euro sei zwar mündlich zugesagt, aber noch nicht bei der Stadt eingegangen. „Wir haben für diese Maßnahme eine hohe Summe im städtischen Haushalt stemmen müssen“, sagte Harsch. Denn der städtische Eigenanteil liege abzüglich der noch ausstehenden Förderung bei rund 400.000 Euro.
Weiterer Schutz solle auch ein Starkregenkonzept für Engen bringen, für das laut Bürgermeister Harsch aktuell eine Analyse in Arbeit sei. Das Ziel: In einer Darstellung soll aufgezeigt werden, wo bei einem hundertjährigen Hochwasserereignis mit Überflutungen zu rechnen ist, so Harsch. Mit dem Starkregenkonzept möchte er ein Bewusstsein dafür schaffen, was passieren kann. „Es geht darum, Schwachpunkte zu erkennen und zu eruieren, wo man Maßnahmen ansetzt“, schildert Harsch. Er macht aber auch deutlich, dass Maßnahmen zum Hochwasserschutz sehr teuer sind.
Wie geht es bei den Bürgerhäusern weiter?
Bargen und Zimmerholz haben Bürgerhäuser, aber um die steht es nicht zum Besten, wie Harsch erklärte. „Die Bürgerhäuser sind ein wichtiges Thema in den Stadtteilen“, so Harsch. Allerdings seien sie in keinem guten Zustand und der energetische Aspekt sei zweifellos schlecht. „Wir haben vor, einen kleinen Vorentwurf zu erstellen, der mit den Vereinen abgestimmt werden soll“, sagte er.
Wohin die Reise schlussendlich gehe, sei derzeit noch nicht absehbar – von einer Sanierung bis zu einem Neubau sei derzeit alles möglich. „Nichts zu tun, ist vielleicht auch eine Alternative, aber nicht die Beste“, sagte Harsch mit Blick auf die Finanzlage der Stadt. Er rechne damit, dass die Stadt 60 Prozent der Kosten alleine tragen müsse. „Wir rechnen mit 40 Prozent an Fördergeldern.“
Stadtsanierung wird zum Jahrhundertprojekt
In den kommenden Jahren stehen bereits die Sanierung der Breite Straße, der neue Busbahnhof und die Umgestaltung des Areals rund um den Engener Bahnhof auf der städtischen Agenda. Bürgermeister Harsch fasste alles unter dem Begriff Jahrhundertaufgabe zusammen. Die Sanierung rund um den Bahnhof beschäftigt die Engener Stadtverwaltung bereits seit 15 Jahren, wie die von Stadtbaumeister Matthias Distler vorgestellte Chronologie vermittelte.
Damals wurde das Bahnhofsmodernisierungsprogramm genehmigt. Zehn Jahre später gab es die Förderzusage für das Sanierungsgebiet Bahnhofsbereich mit Altstadt. 2024 investierte die Stadt schon 4,8 Millionen Euro, 2025 sollen es noch einmal 5,6 Millionen Euro werden – allerdings mit Fragezeichen. „Die Zeiten werden härter, das werden alle Kommunen merken – auch Engen“, so Harsch.
Finanziell sieht es gut aus – noch
Ohnehin brennt das Thema Finanzen den Gemeinden im Hegau unter den Nägeln. Natürlich auch in Engen – obwohl die Hegau-Stadt laut Harsch finanziell noch gut da stehe: „Engen hält angesichts seiner wirtschaftlichen Lage vielleicht zwei Jahre länger aus, aber auch wir werden uns fragen müssen, können wir uns zukünftig alles noch leisten.“ Aber es sei auch klar: „Wir müssen versuchen, die Einnahmen zu steigern.“
Damit einher gehen auch Gebühren- und Steuererhöhungen. So kündigte Harsch an, etwa die Abwassergebühr zu erhöhen von aktuell 1,40 Euro auf 1,90 Euro. Laut dem Bürgermeister sei das trotz 35 Prozent mehr eine moderate Erhöhung. Im Vergleich dazu lägen die Gebühren in Braunsbach, seiner früheren Wirkungsstätte als Bürgermeister, bei 3,80 Euro.
Das kritisieren die Bürger
Eine Einwohnerversammlung ist immer auch eine Möglichkeit der Stadtverwaltung zu zeigen, wo der Schuh drückt. Und davon machten die Bürger auch in Zimmerholz Gebrauch. Neben der starken Chlorung der Brunnen oder der Bekämpfung von Unkraut durch Wasserdampf kamen vor allem die Themen Glasfaser und Starkregenschutz zur Sprache.
Ein Bürger kritisierte etwa die schlechte Internetverbindung in Zimmerholz. „Wenn man hier wohnt und Homeoffice macht, dann ist er quasi arbeitslos“, sagte er. Bürgermeister Harsch merkte an, dass es im Engener Stadtteil FTTC und bis zu 100.000 Megabit pro Sekunde gebe. Das sei zwar nicht der Weisheit letzter Schluss. „Aber auch nicht langsam“, so Harsch.
Eine weitere Kritik gab es über verstopfte Bodeneinläufe bei stärkerem Regen. Auch hier verwies Harsch auf das Starkregenkonzept, machte aber auch deutlich, dass jeder selbst dafür verantwortlich sei, sein Haus zu schützen. „Wir können nicht immer bei allem nach den Kommunen rufen“, betonte er.