Sie wohnen und arbeiten jetzt seit ungefähr einem Dreivierteljahr in Engen. Was macht der Hauskauf?

Kurz vor dem Abschluss. Ich wohne bereits in Neuhausen im selben Haus zur Miete, da wollen wir bleiben. Wir haben uns sofort in dieses Haus verliebt.

Sind Sie angekommen in Engen?

(lacht) Ja, absolut! Ich bin zwar noch ab und an in Braunsbach, auch um mein dortiges Haus zu verkaufen. Ich bin beruflich und privat hier heimisch geworden. Ich sage das jeden Tag zu meiner Frau: Engen war die richtige Entscheidung für uns!

Angekommen: Frank Harsch fühlt sich in der Hegau-Stadt heimisch.
Angekommen: Frank Harsch fühlt sich in der Hegau-Stadt heimisch. | Bild: Matthias Güntert

Braunsbach hat rund 2000 Einwohner, in Engen sind es knapp 11.000. Haben Sie sich als Bürgermeister verändern müssen?

Die Themenschwerpunkte und Aufgaben waren vergleichbar. Wir hatten ebenso Gewerbegebiete, Kindergärten und Schulen zu bauen. Aber es ist hier in Engen alles zwei oder drei Nummern größer. Ich habe alleine im Rathaus viel mehr Sachbearbeiter. Ich merke aber auch eine mediale Veränderung: In Braunsbach wurde nur ich zitiert, hier haben wir einen starken Gemeinderat und eine erfahrene Verwaltung. Hier in Engen ist der Gemeinderat und die Verwaltung in der Öffentlichkeit viel dominanter – was ich als viel gesünder erachte. Engen ist aufgrund seiner Größe politischer, und das sage ich ohne Wertung.

Die Haushaltslage ist in den meisten Kommunen angespannt. Wie viel Spielraum gibt es in Engen 2025?

Wir haben dieses Jahr geschaut, noch wirtschaftlicher zu denken. Das heißt: Alles, was wir brauchen, auch mit Ansätzen. Ich kann auch sagen, dass die Gewerbesteuerzahlungen voraussichtlich den Planungen entsprechen. Viele Kommunen brechen dort ein, bei uns wird das nicht der Fall sein. Aber es ist auch klar: Wir müssen versuchen, die Einnahmen zu steigern.

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Muss in Engen in den kommenden Jahren ein noch härterer Sparkurs gefahren werden?

Er wird mindestens so sein, wie er war. Damit sind wir bisher gut gefahren. Wir waren viele Jahre großzügig, davon haben wir uns verabschieden müssen. Wir werden bei jeder Ausgabe vor der Frage stehen: Können wir uns das leisten? Strukturelle Änderungen werden unumgänglich sein. Wir werden alles, außer unseren Pflichtaufgaben, durchleuchten müssen. (lacht) Aber das sind Dinge, die ich von Braunsbach gewohnt bin. Da gab es nie Geld.

Ist ein Bargener Bürgerhaus Pflichtprogramm oder freiwillig?

Ich würde schon sagen, dass es ein Pflichtprogramm ist. Das Gleiche gilt auch für Zimmerholz. Wir können die Gebäude ja nicht herunterkommen lassen bis zum Gehtnichtmehr. Wir müssen die Pflichtaufgaben so gestalten, dass sie unsere Stadt lebens- und liebenswerter machen.

Wann schlagen Sie dem Gemeinderat Steuererhöhungen vor, um die Einnahmenseite zu stärken?

Wir werden in der Haushaltsvorbereitung sicherlich darüber reden müssen. 2024 haben wir die Gewerbesteuer nicht erhöht. Da werden wir jetzt sicherlich ran müssen. Aber wir müssen auch sagen, warum: Die Stadt hat da eine Riesengegenleistung. Wir nehmen dieses Geld nicht für Luxusbauten ein, wir müssen Kindergärten und Schulen bauen, unsere Straßen in Schuss halten.

Wenn Sie alleine entscheiden könnten: Hier sparen wir! Welche Projekte würden Sie streichen?

Streichen würde ich nicht sagen. Wir müssen priorisieren. Es gibt Aufgaben, die sind wichtig: die Breitestraße. Die Straße ist am Ende. Selbst wenn wir wollen würden, wir können dieses Projekt nicht streichen. Aber wir werden auch den Anne-Frank-Schulverbund erweitern müssen, da reden wir gleich von 3 oder 4 Millionen Euro. Wir können da nicht einfach sagen, wir schieben das. Die Kinder sind ja da. Bildung und Betreuung ist die Nummer 1, da kommt lange nichts. Wir müssen dort sparen, wo wir zur Erkenntnis kommen: Wir brauchen es nicht unbedingt.

Wann können die Engener das Kornhaus als Treffpunkt in der Altstadt regelmäßig nutzen?

Das Kornhaus ist da eine andere Baustelle. Da könnten wir diskutieren. Es befindet sich im Sanierungsgebiet mit 50 Prozent Förderung. Da frage ich mich halt: Nichts zu machen, kann es auch nicht sein. Sonst fällt irgendwann das Dach herunter. Und man darf auch nicht vergessen, dass das Gebäude der Stadt gehört. Wir haben zwei Möglichkeiten, nämlich die, die wir aktuell verfolgen, den unteren Bereich nutzbar zu machen für kulturelle Veranstaltungen. Oder die ganz große mit Bibliothek – aber dann wird es richtig teuer.

Bis wann steht fest, welchen Weg die Stadt gehen wird?

Ich gehe davon aus, dass wir dieses Jahr eine Entscheidung treffen werden. Bis 2026 muss die Förderung angegangen werden. Zwar können wir verlängern, aber wir wollen dort ja auch zeitnah eine Lösung.

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Wie sieht es mit dem alten Kunstrasenplatz am Hegaustadion aus? Ist der schon verkauft?

Der wird gerade zurückgebaut. Es gibt noch keine abschließende Planung. Dort könnte Gewerbe hinkommen. Vielleicht auch eine neue Flüchtlings-Unterbringung. Ein Nahwärmenetz ist auch eine Möglichkeit. Die Fläche rennt uns aber nicht weg, sie befindet sich im Besitz der Stadt.

Wie läuft es mit der Sanierung des Hegaustadions?

Da sind wir dabei. Wir sanieren gerade sportlich gesehen alles in der Stadt.

Jetzt haben wir ganz viel gefragt. Was haben wir Ihrer Meinung nach vergessen?

(lacht) Wir wollen natürlich auch weiterhin Wohnraum schaffen. Wir brauchen Bauplätze. Gewerbeplätze genauso. Das ist unsere Einnahmequelle, also die Gewerbesteuer. Der Wohlstand, den wir uns erarbeitet haben, hängt mit der Gewerbesteuer zusammen.

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Welche Überschrift würden Sie dem Interview geben? Ohne Gewähr, dass sie tatsächlich verwendet wird.

Für mich ist nachhaltig denken total wichtig. Für mich bedeutet dies, dass man bei allen Projekten schaut, kann ich sie finanzieren. Es ist haltbar, langlebig. Ich tue mich schwer, Geld auszugeben, wenn es nicht nachhaltig gedacht ist. Deswegen würde ich sagen: Nachhaltigkeit muss in Engen Pflicht sein! Ist wohl zu lang, deswegen bin ich gespannt, was sie draus machen.