Es sind die letzten Handgriffe vor der offiziellen Eröffnung des neuen Restaurants Kostbar in der Engener Altstadt. Auf eine große Tafel schreibt Gastronomin Iris Brütsch, was sie ihren Gästen servieren wird. Die Sauce für die geschmorten Ochsenbäckchen, die auf der Karte stehen, köchelt zu diesem Zeitpunkt bereits seit vielen Stunden vor sich hin. Und auch die Spaghettikürbisse, die es als vegetarische Alternative geben soll, stehen bereit, um im Ofen gebacken zu werden. Iris Brütsch strahlt über das ganze Gesicht. Sie freut sich, dass sie jetzt endlich losgehen kann mit ihrem Restaurant, in das sie so viel Herzblut gesteckt hat.

Ein großes Fenster gewährt Einblick in den besonderen Gastraum. Besonders deshalb, weil hier nur eine große, gedeckte Tafel steht. Im Eingangsbereich des schmalen Altstadthauses gibt es noch ein paar weitere Sitzgelegenheiten. „Ein einziger großer Tisch“, so lautet das Konzept vom Kostbar. Wer hier speist, sitzt mit den anderen Gästen zusammen am Tisch. „Hier soll man mit anderen Leuten zusammensitzen und miteinander ins Gespräch kommen“, erläutert Brütsch.

An dieser Tafel wird im Kostbar miteinander gegessen. Wichtig ist der Eigentümerin, dass die Menschen hier miteinander ins Gespräch ...
An dieser Tafel wird im Kostbar miteinander gegessen. Wichtig ist der Eigentümerin, dass die Menschen hier miteinander ins Gespräch kommen und eine gute Zeit miteinander haben. | Bild: Kerle, Helene

Alle kommen an einem Tisch zusammen

Gegessen wird hier, wie man es vielleicht noch von früher kennt. Es gibt hausgemachte, regionale Gerichte aus Schüsseln, die auf dem Tisch stehen. „Apfelmus wird es bei uns immer geben“, beschreibt Iris Brütsch die bodenständige Kulinarik. Sie zeigt das wertvolle Porzellan aus früheren Zeiten, das sie mit viel Mühe für ihr Restaurant zusammengesammelt hat. Teller mit Goldrand, Saucieren und Suppenschüsseln stehen in einem antiken Bauernschrank bereit und bilden einen gewollten Stilbruch zum Sichtbeton-Boden und moderner Kunst im Eingangsbereich des Restaurants.

„Ich stehe seit meiner Kindheit in der Küche“, erzählt die Tochter von Rolf und Elisabeth Riemensperger, die in Engen die Autobahnraststätten aufgebaut und betrieben haben. Gemeinsam mit ihrer Schwester Anja Rösner leitete Iris Brütsch die Anlagen bis zum Tod der Eltern, der sie sehr schwer traf. „Das Thema Trauer hat uns lange und intensiv begleitet“, gibt Iris Brütsch zu verstehen. So sehr, dass sie sich für eine Weile aus der Geschäftsführung der Rastanlagen zurückgezogen hat.

Jetzt gibt es auch in Engen einen Lenk: Im Eingangsbereich des Kostbar ist ein Werk des Bildhauers aus Bodman-Ludwigshafen zu sehen.
Jetzt gibt es auch in Engen einen Lenk: Im Eingangsbereich des Kostbar ist ein Werk des Bildhauers aus Bodman-Ludwigshafen zu sehen. | Bild: Kerle, Helene

Keine Konkurrenz für die Rastanlagen

„Ich bin meiner Schwester sehr dankbar“, sagt sie, denn diese habe die Geschäfte weitergeführt. Heute blickt Iris Brütsch mit neuer Kraft nach vorn, kehrt in die Geschäftsführung der Rastanlagen zurück und hat sich mit dem Restaurant Kostbar ihren gastronomischen Traum erfüllt, wie sie erzählt. „Ich will Raum, wofür ich Gastronomin geworden bin“, sagt sie. Das Restaurant sei im wörtlichen Sinne etwas Kostbares und will keine Konkurrenz zum großen Rastanlagen-Betrieb sein.

Täglich bietet Iris Brütsch ein regionales Gericht sowie eine vegetarische Alternative an. „Ich mache wirklich alles selber“, sagt die Gastronomin. Dazu gehört zum Beispiel auch Sauerkraut, das sie mit viel Muskelkraft selbst gestampft hat und in einigen Wochen auf den Tisch kommen soll.

Dass Moderne Kunst in alte Gemäuer passt, zeigt Iris Brütsch im Eingangsbereich des Kostbar.
Dass Moderne Kunst in alte Gemäuer passt, zeigt Iris Brütsch im Eingangsbereich des Kostbar. | Bild: Kerle, Helene

Den Anfang macht sie mit einem Mittagstisch, ab November ist das Restaurant dann auch abends für Gäste ab 16 Jahren geöffnet, so Brütsch. Spezielle Aktionen für Kinder und Jugendliche, wie Lebkuchenbacken, hat die Engenerin ebenfalls in Planung. In den Obergeschossen des Altstadthauses wird derzeit noch an fünf Hotelzimmern gebaut, die schon bald bereitstehen sollen.