Das Engener Rathaus ohne Bürgermeister Johannes Moser ist ein Szenario, das noch vor Kurzem undenkbar gewesen ist. Nun steht aber fest: Engen wird noch in diesem Jahr einen neuen Bürgermeister brauchen. Nach 27 Jahren als Gemeindeoberhaupt wird Johannes Moser im Herbst den Chefsessel im Engener Rathaus vorzeitig räumen. Gesundheitliche Probleme zwingen ihn zu diesem Schritt, wie er erklärte. Im Hegau hat diese Nachricht eingeschlagen wie eine Bombe.

Bürgermeister Michael Klinger: „Johannes Moser kann nur so wie er sich bislang für Engen und den Hegau eingesetzt hat, mit ganzen ...
Bürgermeister Michael Klinger: „Johannes Moser kann nur so wie er sich bislang für Engen und den Hegau eingesetzt hat, mit ganzen Herzen und voller Kraft, oder dann lieber gar nicht.“ | Bild: Trautmann, Gudrun

Seine Amtskollegen Michael Klinger (Gottmadingen), Ralf Baumert (Rielasingen-Worblingen), Bernd Häusler (Singen) und Holger Mayer (Hilzingen) trifft diese Nachricht völlig überraschend. „Damit hatte niemand gerechnet. Wenn man ihn kennt, weiß man, mit welch großer Leidenschaft er das Bürgermeisteramt ausfüllt“, betont Mayer. Für Klinger sei der Schritt konsequent, denn halbe Sachen seien nicht das Ding von Johannes Moser: „Er kann nur so, wie er sich bislang für Engen und den Hegau eingesetzt hat, mit ganzen Herzen und voller Kraft, oder dann lieber gar nicht.“

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Für den Noch-Bürgermeister Johannes Moser haben seine Amtskollegen nur lobende Worte. Oberbürgermeister Bernd Häusler sieht in Johannes Moser einen Bürgermeister mit Leib und Seele: „Ein Bürgermeister, der aber nicht nur die Entwicklung seiner Stadt Engen, sondern auch das gute Miteinander im Hegau forciert. Kirchturmspolitik gibt es für ihn nicht, sondern immer ein partnerschaftliches Zusammenstehen, um die kommunalen Interessen mit einer starken Stimme auch in Richtung Stuttgart oder des Landkreises zu senden.“

Oberbürgermeister Bernd Häusler: „Kirchturmpolitik gibt es für Johannes Moser nicht, sondern immer ein partnerschaftliches ...
Oberbürgermeister Bernd Häusler: „Kirchturmpolitik gibt es für Johannes Moser nicht, sondern immer ein partnerschaftliches Zusammenstehen, um die kommunalen Interessen mit einer starken Stimme auch in Richtung Stuttgart oder des Landkreises zu senden.“ | Bild: Matthias Güntert

Michael Klinger beschreibt ihn als extrem profunder Kenner der Materie, den vor allem seine ruhige und besonne Art auszeichne. Dadurch habe er manchen Konflikt aus dem Weg geräumt. „Der Zusammenhalt der kommunalen Familie, zwischen den benachbarten Gemeinde aber auch mit dem Kreis, ist ihm sehr wichtig. Gerade als Vorsitzender des Gemeindetages hat er sich für die Anliegen aller Gemeinden und damit für die Anliegen aller Bürgerinnen und Bürger der Region stark gemacht hat“, so Klinger.

Beharrlich und sachlich habe Moser vor allem durch die multiplen Krisen von Corona über Flüchtlinge bis hin zur Energieknappheit darauf hingewiesen, dass man nicht jedes Problem an das letzte Glied der Kette, die Gemeinden weiterreichen könne. „Und dabei ist er aus meiner Sicht auch zurecht sehr deutlich geworden, was die Überlastung der kommunalen Ebenen angeht“, so Klinger.

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Gesundheit steht an erster Stelle

Laut Ralf Baumert gehe mit dem angekündigten Rücktritt von Moser viel Wissen und Erfahrung verloren. „Es wird uns ein sehr erfahrener langjähriger Kollege mit seinen guten Ratschlägen und Ideen fehlen. Ich hoffe, dass er weiterhin im Kreistag unser Kollege sein wird“, so Baumert.

Laut Holger Mayer verlieren die Stadt Engen und der Landkreis Konstanz einen herausragenden Kommunalpolitiker. „Seine Gesundheit steht aber an oberster Stelle – deshalb ist die Entscheidung absolut nachvollziehbar. Ich wünsche ihm von Herzen alles Gute“, sagt Mayer.

Wichtiger Lautsprecher für alle Bürgermeister

Johannes Moser ist aber nicht nur Bürgermeister von Engen, er ist seit 2018 auch Vorsitzender des Gemeindetages im Landkreis Konstanz. Benjamin Mors (Steißlingen) ist dort einer seiner Vertreter und auch für ihn kam der angekündigte Rücktritt Mosers völlig überraschend. Aber er zeige dafür auch Verständnis: „Wenn es gesundheitliche Beeinträchtigungen gibt, ist es aber richtig die Situation neu zu bewerten. Sicherlich ist ihm die Entscheidung schwer gefallen. Er ist aus voller Überzeugung Bürgermeister und Vertreter der Kommunen. Ich wünsche ihm für seine Zukunft alles Gute“, so Mors.

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Mit Moser gehe im Herbst eine jahrzehntelange Erfahrung und hervorragende Expertise verloren. „Dabei hat Johannes Moser immer die Zukunft im Blick und versucht, diese zum Besseren zu gestalten. Aber auch seine innere Gelassenheit in schwierigen Situation war oftmals eine Bereicherung bei der Lösungsfindung und wird sehr fehlen“, betont Mors.

Moser habe seit der Übernahme des Vorsitzes des Gemeindetages viele Sondersituationen und Krisen zu bewältigen gehabt. „Vermutlich gab es noch nie zuvor eine derart hohe Taktung an Krisenstäben und Sondersitzungen. Diese forderten von ihm eine große Einsatzbereitschaft und Übersicht aller Entwicklungen“, schildert Mors.

Das sagen die Stadträte

Bürgermeister Johannes Moser informierte als erstes den Gemeinderat über seinen Rücktritt im Herbst. Auf SÜDKURIER-Nachfrage beschreiben die Fraktionsvertreter einstimmig, dass sie die Botschaft alle vollkommen überraschend erreicht hat.

Stadtrat Tim Strobel (SPD): „Johannes Moser ist ein Bürgermeister, dem man nachsagen kann, dass er sein Geschäft versteht.“
Stadtrat Tim Strobel (SPD): „Johannes Moser ist ein Bürgermeister, dem man nachsagen kann, dass er sein Geschäft versteht.“ | Bild: SK

„Für mich persönlich und für die Fraktion kann ich sagen, dass es uns überraschend getroffen hat und wir ein bisschen traurig sind. Das sind nicht die schönsten Umstände“, gibt Tim Strobel von der SPD zu verstehen. Er findet für den Engener Bürgermeister nur lobende Worte: „Johannes Moser ist ein Bürgermeister, dem man nachsagen kann, dass er sein Geschäft versteht. Ich blicke positiv auf die vergangene Zeit zurück. Johannes Moser war immer offen für neue Ideen.“

Mittleres Erdbeben für langjährigen Begleiter

CDU-Sprecher Jürgen Waldschütz hat Johannes Moser seit seiner ersten Wahl 1996 als Gemeinderatsmitglied begleitet. Man kann heraushören, wie sehr ihn die Nachricht getroffen hat: „Ich habe gar nicht damit gerechnet. Die Nachricht war wie ein mittleres Erdbeben. Der Gemeinderat war sprachlos. Bürgermeister Moser führt das Amt nicht nur engagiert, es ist seine Herzensangelegenheit“, konstatiert Waldschütz.

Stadtrat Jürgen Waldschütz (CDU): „Ich habe gar nicht damit gerechnet. Die Nachricht war wie ein mittleres Erdbeben. Der ...
Stadtrat Jürgen Waldschütz (CDU): „Ich habe gar nicht damit gerechnet. Die Nachricht war wie ein mittleres Erdbeben. Der Gemeinderat war sprachlos.“ | Bild: SK

„Seine Kommunikationsbereitschaft war immer unglaublich. Sein Nachfolger wird es schwer haben, aber Engen ist ein interessantes Pflaster für Bürgermeister. Für den Gemeinderat war es eine Auszeichnung, die Mitteilung vom Rücktritt als Erste zu erfahren“, fügt der CDU-Mann hinzu.

Lokalpolitiker würdigen schwere Entscheidung

Im Gespräch machen alle Fraktionsvertreter deutlich, dass sie großen Respekt vor der Entscheidung Mosers haben. „Da ich sein großes Engagement für seinen Beruf und die Stadt Engen kenne, und auch immer wieder erlebe, wie er sich mit viel Herzblut engagiert, ist mir klar, dass dies eine sehr schwierige Entscheidung für ihn ist“, macht Gerhard Steiner von UWV deutlich. Nach der Erklärung im Gemeinderat sei diese aber absolut nachvollziehbar. Er habe großen Respekt, wie Moser den Übergang einleite und gestalte.

Stadtrat Gerhard Steiner (UWV): „Da ich sein großes Engagement für seinen Beruf und die Stadt Engen kenne, ist mir klar, dass dies ...
Stadtrat Gerhard Steiner (UWV): „Da ich sein großes Engagement für seinen Beruf und die Stadt Engen kenne, ist mir klar, dass dies eine sehr schwierige Entscheidung für ihn ist.“ | Bild: SK

Bernhard Maier (CDU) ist Gemeinderatsmitglied und einer von drei Stellvertretern Mosers. „Wir wollten noch viel mit ihm umsetzen“, gibt Maier wehmütig zu verstehen. Gleichzeitig sieht er sich und seine Stellvertreter-Kollegen nun in der Pflicht: „Wir werden ihn so gut wie möglich unterstützen“, verspricht Maier.