„Ewäng got immer no!“ (Ein bisschen etwas geht immer noch!) Unter dieser gemeinschaftlichen Devise stand der Schmotzige Dunschtig in Engen und seinen Teilorten.
In der Stadt Engen übernahmen die Narren die Herrschaft über das Rathaus und setzten den Bürgermeister für die tollen Tage ab. In den Teilorten befreiten die Zünfte die Schulkinder und die Kindergärten im Rahmen der coronabedingten Vorgaben.
Bürgermeister will sich nicht geschlagen geben
Hochherrschaftlich geziert gaben sich Bürgermeister Johannes Moser und sein Team in Engen beim Sturm des Rathauses der Narrenzunft unter der Leitung von Präsident Sigmar Hägele. Um Abstand zu den Narren zu halten, wagten sie sich nicht in die Öffentlichkeit, sondern versuchten, den Sturm durch die historischen Fenster des Rathauses abzuwehren.
Ganz als hochnäsiger Fürst entpuppte sich dabei der Rathauschef. Alle diplomatischen Konversationen erfolgten stets über die Assistentin Lara Baumgärtel und den Hauptamtsleiter Jochen Hogg.
Die Sprache ist von „närrischem Gesindel“
Der störrische Bürgermeister zeigte sich zunächst überrascht über den Antrag des Präsidenten, die Macht an die Narren zu übergeben. „Welche Macht und welche Gesetze sollten uns zwingen, dem närrischen Gesindel Einlass in unsere hochheilige Wirkungsstätte zu gewähren“, fragte der Schultheiß.
Doch Präsident Sigmar Hägele berief sich auf die „traditionellen und schriftlich besiegelten, seit unendlichen Zeiten geltenden Rechte und Gesetze der Narretei“, von denen der Bürgermeister noch nichts gehört haben wollte. Im Gegenteil warf er den Narren vor, „unser historisches Gebäude mit kleinen und nichts sagenden Fahnen verunglimpft und verschandelt“ zu haben.
Auf den Vorwurf von Sigmar Hägele: „wir können uns keine „größere standesgemäße Fahne leisten, seit ihr Gesinde uns den Zuschuss gestrichen habt“, verteidigte sich der der Bürgermeister mit dem Hinweis, dass es nötig geworden sei, da sich kein Geld mehr in der Stadtkasse befinde.
Lügen oder alternativlose Fakes?
Als er seitens der Narren der Lüge bezeichnet wurde, wehrte er sich vehement: „Wir lügen nicht, sondern arbeiten höchstens mit alternativlosen Fakes.“ Alle Abwehr aber half nichts, der Schultes seilte nach längerem Hin und Her nicht nur den Stadtschlüssel, sondern auch eine kleinere Ausgabe dessen zu einem geheimen Eingang mit Belohnung für die Narren ab. Zu den Klängen des Fanfarenzuges feierten Narren und Stadtbeschäftigte die friedliche Übergabe und den zugesicherten freien Auszug.
„Wir wollen wenigstens den Kindern ein paar lustige und närrische Tage ermöglichen und kleine fasnächtliche Veranstaltungen durchziehen“, beschreibt Zunftmeister Peter Keller die Motivation der Rolli-Zunft Welschingen.
Deshalb hätten sie auch das Motto „De Rolli nimmts, wie‘s kummt“ ausgewählt. Dieses beschreibe seiner Meinung nach treffend die derzeitige Situation der Narren. Im Rahmen der traditionellen „Erweckung des Rollis“ wurden die Schüler vom Unterricht befreit, nachdem sie die Geschichte des närrischen Treibens im Teilort erfahren, das Narrenlied gesungen und lauthals den Rolli geweckt hatten.