Es war ein Narrentreffen wie aus dem Bilderbuch. Rund 13.000 Narren und Besucher tummelten sich über das Wochenende in den Engener Gassen und feierten mit der Engener Narrenzunft ihr 150. Jubiläum. Als kleines Geschenk für die Veranstalter und Besucher gab es strahlenden Sonnenschein zum großen Festumzug und anschließendem närrischen Treiben.
Über zwei Jahre hatten die Engener Zünftler mit viel Herzblut und noch mehr Eifer an ihrem Narrentreffen geplant und gefeilt. Den Zunftmeisterempfang am Sonntagmorgen nutzten die anwesenden Zunftoberhäupter und Bürgermeister Frank Harsch nicht nur, um der Engener Narrenzunft zu ihrem Jubiläum zu gratulieren.
Narren kritisieren bürokratische Hürden
Gleich mehrere Vertreter verwiesen auch darauf, wie schwierig zunehmende Bürokratie und gestiegene Sicherheitsanforderungen die Umsetzung und Finanzierung von Narrentreffen mittlerweile machen. Es gebe kein Narrentreffen ohne große Sicherheitsmaßnahmen, so Harsch. In Engen hätten sie mit 8000 Euro zu Buche geschlagen. „Wir können uns keine hemdsärmlige Alternative leisten“, so Harsch zum hohen Stellenwert der Sicherheit.
„Es reicht nicht nur eine Narrenkappe aufzusetzen. Heute braucht man fast ein Diplom dafür“, verschaffte Roland Haag, Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, seinem Unmut über immer mehr Vorgaben und Auflagen Raum. Dass er das genauso sieht, gab auch Ehrenpräsident Roland Wehrle zu verstehen und forderte: „Wir müssen an die bürokratischen Hindernisse für Narrentreffen rangehen.“ Zur Bewahrung des närrischen Brauchtums auch für die Zukunft sei die Anerkennung als kulturelles Welterbe wichtig, da dies besonders schützenswert sei.

Landschaftsvertreter Bernd Rudolph sagte, dass hohe Kosten für Narrentreffen und ähnliche Veranstaltungen den Terroristen in die Hände spielten. Denn mit einem Verzicht auf solche Veranstaltungen verändere sich unsere Art zu leben und das sei deren Ziel. Die Festredner nutzten ihre Zeit aber insbesondere, um der Narrenzunft Engen zu ihrem gelungenen Jubiläumsfest zu gratulieren. Roland Haag zog sprichwörtlich den Hut vor der Leistung der Engener. „Wir leben die Fasnacht und heute leben wir sie in Engen“, so Haag.

Wie das Brauchtum gelebt wird, zeigten Poppele-Zunftmeister Stephan Glunk sowie weitere Vertreter der Narrenlandschaft Hegau mit einem Ständchen in Versform für die Engener Narrenzunft. Für Bürgermeister Frank Harsch war es das erste Narrentreffen. „Ich bin Protestant, das ist eigentlich völlig daneben“, scherzte er.
Engen feierte ein ganzes Wochenende lang
Das Jubiläumswochenende startete bereits am Freitagabend mit einem Festakt für geladene Gäste im Museum St. Wolfgang. Im festlichen Rahmen hielt der ehemalige Kreisarchivar und Engener Wolfgang Kramer einen spannenden Vortrag zur Geschichte der Fasnacht in Engen. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen zur Fasnacht in Engen gebe es, weil Prügeleien und anschließende Gerichtsverfahren festgehalten worden seien, so Kramer, der seinen Vortrag geschickt mit Anekdoten zum Schmunzeln spickte.
Mit dem Stellen des Narrenbaums am Samstagnachmittag startete das Narrentreffen in den Engener Gassen. Die Holzer der Welschinger Rollizunft brachten die gut 20 Meter hohe Tanne am Marktplatz in Position. Nach einem gut besuchten närrischen Gottesdienst in der Stadtkirche zog ein leuchtend bunter Nachtumzug durch die Gassen der Altstadt.
Ausgelassen und weitestgehend konfliktfrei, wie beim Zunftmeisterempfang resümiert wurde, verlief das närrische Treiben in und um die gut 40 Besenwirtschaften. Höhepunkt des großen Narrenjubiläums war der große Festumzug der sich vom Viehmarktplatz durch die Altstadt bis in die Breitestraße erstreckte. In strahlendem Sonnenschein verfolgten tausende Mäschgerle rund drei Stunden die närrische Vielfalt von 44 verschiedenen Gruppen und Zünften.
Die schönsten Bilder des Jubiläumsumzugs gibt es in unserer Bildergalerie.