Die Erweiterung des Stromnetzes ist eine Angelegenheit, die deutschlandweit angepackt wird, um nicht abgehängt zu werden. Auch im Hegau tut sich diesbezüglich bald einiges. Aus diesem Grund informierte die Transnet BW nun im katholischen Gemeindezentrum St. Martin in Engen über ein die Region betreffendes langfristig angelegtes Großprojekt, das 2028 startet: die 380-Kilovolt-Netzverstärkung Hochrhein von Herbertingen bis Waldshut-Tiengen.
In den 1960er-Jahren hat das Badenwerk als Vorläufer der Transnet BW die Leitungen errichtet, mit denen bis heute der Bodenseeraum versorgt wird. Das Ende des Lebenszyklus sei nun erreicht und deshalb die Erneuerung notwendig, wie Otto Kettmann, der zuständige Großprojektleiter Hochrhein, den Besuchern der Infoveranstaltung mitteilte. Die Transnet BW ist die für Baden-Württemberg zuständige Übertragungsnetzbetreiberin und sichert die Stromversorgung von rund elf Millionen Menschen im Land.
Kettmann prognostizierte, dass sich der Strombedarf in unserem Land bis 2045 verdoppeln werde. Das neue, in vier Streckenabschnitte aufgeteilte Großprojekt diene der Verbesserung der Netzstabilität im Bodenseeraum sowie der Erhöhung der Übertragungskapazität, um dem zukünftigen Bedarf gerecht zu werden. Dabei handelt es sich um ein Gemeinschaftsvorhaben der beiden Übertragungsnetzbetreiber Amprion, die den ersten Abschnitt übernimmt, und der TransnetBW, die die Abschnitte zwei bis vier anpackt.
Inbetriebnahme ist für 2032 angesetzt
Auf einer Gesamtlänge von 140 Kilometer sollen die Stromleitungen, also Strommasten und Leiterseile, komplett erneuert werden. Für dieses langfristig angelegte Großprojekt ist für 2028 der Baubeginn geplant. Die Inbetriebnahme soll im Jahr 2032 erfolgen.
Auf der Infoveranstaltung ging es um den geplanten Leitungsverlauf für den Abschnitt 2, der von Mainwangen (Mühlingen) über Engen bis Talheim (Tengen) mit Anschluss Beuren an der Aach führen wird. Auf diesem Abschnitt wird die Übertragungskapazität von 220 auf 380 Kilovolt (kV) erhöht. Das bedeute bautechnisch, so der Großbauleiter, dass eine neue 380-kV-Leitungsanlage vorwiegend parallel in etwa 60 Metern Abstand zu den beiden bestehenden Höchstspannungsfreileitungen von Transnet BW und Amprion als Ersatzneubau umgesetzt werde.
Das ist geplant
Konkret handelt es sich um 120 Masten im Kreis Konstanz mit einer durchschnittlichen Feldlänge von 400 Metern. Die Feldlänge bezeichnet den Abstand zwischen den Masten. Dabei hänge der Abstand der Masten von der Topografie und der Beschaffenheit des Untergrunds ab. Dazu starten die Baugrunduntersuchungen im Abschnitt 2 der 380-kV-Netzverstärkung Anfang Oktober 2024, wobei die Eigentümer und Pächter schon informiert worden seien. „Diese Baugrunduntersuchungen sind für die weitere Planung unbedingt notwendig, da sie über die Bodenverhältnisse Aufschluss geben“, so Kettmann.
Hierbei wird unter anderem die Tragfähigkeit des Bodens für die geplanten Maststandorte geprüft, sodass die Statik exakt berechnet werden kann. Die Strommasten würden entsprechend größer ausgelegt (70 bis 80 Meter Masthöhe), trügen aber weniger Leiterseile, die so ausgelegt seien, dass sie deutlich mehr Energie transportieren könnten, wie Otto Kettmann erläutert.
Nach Auswertung der Baugrunduntersuchungen werden im nächsten Schritt die Antragsunterlagen für das anstehende Planfeststellungsverfahren für die Genehmigungsbehörde, dem Regierungspräsidium Freiburg, vorbereitet. Nach der Inbetriebnahme im Jahr 2032 wird die alte 220-kV-Bestandsleitung von der Transnet BW und die 220-/380-kV-Bestandsleitung von der Amprion GmbH komplett zurückgebaut.
Informationen zum Projekt gibt es unter www.transnetbw.de/de/netzentwicklung/projekte/hochrhein