In 16 Jahren soll die Wärmeversorgung in Engen komplett klimaneutral funktionieren. Das zumindest ist das Ziel der kommunalen Wärmeplanung, die Engen gemeinsam mit den Kommunen Mühlhausen-Ehingen, Tengen, Aach, Volkertshausen und Hilzingen freiwillig in Angriff genommen hat. Das Projekt Wärmeplanung startete Ende 2022 und die beauftragte Firma Endura Kommunal hat diese nun mit einem Fachgutachten fertiggestellt. Erste Ergebnisse der Untersuchung wurden bereits im Gemeinderat vorgestellt.
Im Gespräch gehen Maximilian Schmid von Endura Kommunal und Heizungsexpertin Gabi Kerschbaumer, Geschäftsführerin des gleichnamigen Engener Fachbetriebs, darauf ein, welche Lösungen sich für Engen anbieten und wie sich die politische Heizungsdebatte auf die Verbraucher auswirkt.
So ist die Lage in Engen
Aktuell stammen 93 Prozent der in Engen verbrauchten Wärme aus fossilen Brennstoffen, also Gas und Öl. Das sei durchschnittlich, so Gabriele Glogau, Projektleiterin von Endura Kommunal bei der Vorstellung im Gemeinderat. Auf Nachfrage bestätigt und erläutert das ihr Kollege Maximilian Schmid noch einmal. „Der Anteil der fossilen Wärmeerzeugung ist typisch für eine Kommune ohne größeres Wärmenetz und mit flächendeckendem Gasnetz. Engen liegt damit leicht über dem Durchschnitt“, spezifiziert er.

Die Daten hierfür wurden von Energieunternehmen, Netzbetreibern, Gewerbe- und Industriebetrieben eingeholt, so Glogau. Neben den Energieträgern ermittelte das Fachbüro auch den Stand der vorhandenen Heizungssysteme in Engen. Ergebnis davon ist, dass mindestens 50 Prozent aller verbauten Heizungen um die 20 Jahre alt sind. Das ergebe ein großes Potenzial für den Heizungstausch in den kommenden fünf bis zehn Jahren, so Glogaus Rückschluss.
Auch das Alter der vorhandenen Heizungen sei vergleichbar mit anderen Kommunen, sagt Maximilian Schmid. Das große Potenzial liege darin, bei einer Erneuerung der Heizung auf erneuerbare und effiziente Technik umzustellen. Er verweist aber auch darauf, dass das Risiko bestehe, dass jetzt noch einmal fossile Heizungen verbaut würden, die dann weitere 20 Jahre laufen.
Dass die Nachfrage nach neuen Heizungen bereits seit einiger Zeit deutlich angestiegen ist, stellt Gabi Kerschbaumer in ihrer täglichen Praxis im familieneigenen Heizungs- und Sanitärbetrieb fest. „Die Nachfrage ist seit den letzten Jahren deutlich höher. Vor allem seit dem Wärmegesetz. Der Kesseltausch ist bei uns ein tägliches Thema“, berichtet die Praktikerin. Extrem hoch sei die Nachfrage bei Wärmepumpen, für die es derzeit noch Fördergelder gebe, so Kerschbaumer.

Dass Wärmepumpen einen entscheidenden Anteil beim Heizungstausch in Engen ausmachen werden, davon geht auch Evelin Glogau aus. „Wo keine Wärmenetze sind, werden vorwiegend Wärmepumpen zum Einsatz kommen“, sagt sie. Möglichkeiten für den Bau von Wärmenetzen sieht sie vor allem im Nordwesten der Stadt sowie im Bereich der Altstadt bis zum Bildungszentrum. Für Bürgermeister Frank Harsch steht hier in erster Linie die tatsächliche Umsetzbarkeit im Vordergrund. „Wir brauchen die technische Machbarkeit“, so Harsch zu möglichen Wärmenetzen.
Verunsicherung bei den Verbrauchern wächst
Gabi Kerschbaumer stellt fest, dass die Verbraucher durch die politische Diskussion um das Heizungsgesetz derzeit stark verunsichert sind. Einige seien verzweifelt, weil sie fürchten, sich den Einbau einer neuen Heizung finanziell nicht leisten zu können. Wieder andere ließen jetzt ihre noch funktionstüchtige Heizung austauschen, die eigentlich noch einige Jahre laufen könnte, so Kerschbaumer. „Wir probieren zu beruhigen“, so Kerschbaumer und verweist darauf, dass die Heizart jeweils sehr individuell für jedes Gebäude bestimmt werden müsse. Hier sei die Hilfe eines Energieberaters oft notwendig, ist sie überzeugt.
Und auch das bestätigt das Fachbüro Endura Kommunal. „Die Energieberatung ist einer der größten Hebel“, so Evelin Glogau im Gemeinderat. Die beste Energie sei immer noch die, die nicht erst benötigt werde, erläutert Maximilian Schmid. „Durch energetische Gebäudesanierung kann je nach Gebäudezustand sehr viel Heizenergie eingespart werden. Hier haben die Kommune, aber auch private Gebäudeeigentümer ein großes Potenzial“, so die Einschätzung Schmids.
So geht es weiter
Der Wärmeplan für Engen sei fertiggestellt, so Schmid, und darin würden fünf Maßnahmen definiert, die noch vorgestellt werden und mit denen zeitnah begonnen werden soll. Bis Anfang Juli konnten Engener Bürger das Fachgutachten öffentlich einsehen. Nach der Sommerpause soll dann der Entschluss für die Wärmeplanung im Engener Gemeinderat gefällt werden.