Was sind die Aufgaben des Vereins, wer ist bereit mitzuarbeiten und braucht es diesen Verein überhaupt? Um diese Fragen kreiste die teils hitzige Diskussion in der aktuellen Hauptversammlung des Marketingvereins Engen (MEV). Neben dem Vorstand waren gerade einmal vier Mitglieder und zwei interessierte Gäste der Einladung zur Versammlung des rund 100 Mitglieder starken Vereins gefolgt.

Etwa ein Jahr ist es her, als die Zukunft des Engener Marketingvereins am sprichwörtlich seidenen Faden hing. In der damaligen Hauptversammlung war es der Vermittlung von Altbürgermeister Johannes Moser zu verdanken, dass sich der Verein nicht aufgelöst hat. Und auch heute ist man beim MEV nicht wirklich weiter.

Neues Konzept sollte schon letzten Herbst stehen

Mit Michael Kicherer als erstem Vorsitzenden, Berta Baum als Stellvertreterin und Marion Riesinger als Schatzmeisterin fand sich letzten Juli ein neues Dreiergespann für den Vorstand zusammen. Sie erhielten von Johannes Moser die Aufgabe, bis zum Herbst ein neues Konzept für den angeschlagenen Verein vorzulegen. Die Vorlage eines stimmigen Konzepts war Voraussetzung des Gemeinderats, um den bis dahin jährlichen Zuschuss an den Verein von zuletzt 15.000 Euro wieder zu befürworten.

Sie bilden seit letztem Jahr den Vorstand des Vereins Marketing Engen: Der Vorsitzende Michael Kicherer (Mitte), seine Stellvertreterin ...
Sie bilden seit letztem Jahr den Vorstand des Vereins Marketing Engen: Der Vorsitzende Michael Kicherer (Mitte), seine Stellvertreterin Berta Baum (links) und Schatzmeisterin Marion Riesinger, die ihren Posten aber nun abgeben möchte. | Bild: Kerle, Helene

Ein neues Konzept gibt es bis heute nicht. Um herauszufinden, welche Projekte der Marketingverein künftig anpacken soll, schlug Michael Kicherer nun vor, eine sogenannte Taskforce zu gründen. Also eine Arbeitsgruppe, die sich auf die künftige Zielsetzung des Vereins konzentriert. In dieser sollten Bürger und Vereinsmitglieder zusammenarbeiten.

Zunächst gibt es keine Taskforce

Bürgermeister Frank Harsch befürwortete die Gründung einer solchen Arbeitsgruppe und wollte diese gerne aus den Besuchern der Versammlung heraus bilden. Das scheiterte jedoch an der geringen Besucherzahl und dem Willen der anwesenden Teilnehmer.

Die immer noch ausstehende Konzeption sorgte bei den anwesenden Mitgliedern und Gästen für Unverständnis und mündete in eine Diskussion um die Sinnhaftigkeit des Vereins und dessen Aufgabenfeld. Das Gewerbe sei nur ein Teil von insgesamt fünf Bereichen, die der Verein laut Satzung abdecken soll, so Michael Kicherer. Die von ihm vorgeschlagene Arbeitsgruppe solle sich ebenso darum bemühen, wo es den Engenern in den Bereichen Kultur und Kunst, Familie und Bildung oder auch Gastronomie und Tourismus unter den Nägeln brenne.

Ein reiner Gewerbeverein oder mehr?

Hingegen vermittelten die Engener Einzelhändlerin Jana Ritter und ihr Mann Dirk Ritter, dass es sich aus ihrer Sicht um einen Verein von Gewerbetreibenden handle. Für alle anderen Bereiche gebe es bereits andere Vereine und Institutionen, die gut funktionierten. „Es steht ganz klar in der Satzung, was der Marketingverein machen soll“, vermittelte hingegen Michael Kicherer seinen Standpunkt. Er machte außerdem deutlich, dass er einem Verein, der sich ausschließlich dem Gewerbe widme, nicht vorsitzen wolle.

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Nicht aus inhaltlichen, aber anderen Gründen gaben an diesem Abend Schatzmeisterin Marion Riesinger sowie die Beisitzerinnen Monika Heizler und Rania Akari bekannt, dass sie ihre Ämter im Verein abgeben möchten. „Es fehlen Konzepte und es fehlen Leute, die was machen wollen“, brachte es Dirk Ritter auf den Punkt.

„Das Problem ist, dass der Verein einen unglaublich schlechten Ruf in Engen hat“, verschaffte MEV-Mitglied Iveta Maier ihrem Unmut Luft. Bürgermeister Harsch hingegen nahm an diesem Abend eine vermittelnde Rolle ein. „Da ist ein bisschen viel Porzellan zerbrochen worden“, gab er mit Blick auf das Zusammenspiel von Vereinsführung und Mitgliedern in den vergangenen Jahren zu. „Man muss jetzt wieder mit konkreten Projekten anfangen“, so Harschs Aufruf.

Verein soll wieder klein anfangen

Wenn es nach dem Bürgermeister geht, dann sollte der Verein zunächst einmal den Engener Sterntaler, den stadteigenen Einkaufsgutschein, wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Der Verein müsse Vertrauen zurückgewinnen, so Harsch. Danach könne man über weitere Projekte nachdenken. „Ich glaube, mit guten Projekten könnte man das hier aufholen“, so Harschs Überzeugung.

Zumindest konnten sich die Anwesenden an diesem Abend auf eine weitere Versammlung im September einigen. Dann sollen neben den Jahresabschlüssen 2022/23 auch Neuwahlen auf der Tagesordnung stehen. Je nachdem, ob sich jemand für die unbesetzten Ämter meldet, fällt dann die Entscheidung über das Fortbestehen des Vereins.