Zur virtuellen Bürgerversammlung zum Thema Windkraftanlagen beim Engener Ortsteil Stetten haben sich rund 90 Teilnehmer bei einem Webinar mit der Bürgerbeteiligungsagentur Translake, Bürgermeister Johannes Moser und Stadtbaumeister Mathias Distler informiert: Am Watterdinger Standort Brand soll eine Anlage wegfallen, Engen stellt stattdessen die Fläche Staufenberg zur Verfügung, denn im Engener Ortsteil Stetten steht man den geplanten Tengener Windkraftanlagen kritisch gegenüber.
Jetzt werden die Einwohner in einem Bürgerentscheid selbst über den Bau zweier Windräder an anderem Standort entscheiden, ein geplantes Windrad entfällt dafür. Vor der Abstimmung in den nächsten Wochen ließ Bürgermeister Johannes Moser die Einwohner in einer virtuellen Bürgerversammlung zu Wort kommen. Rund 90 Interessierte waren am Montagabend dabei. Gefragt wurde unter anderem nach der Amortisation, dem Leistung im Vergleich zur Sonnenenergie und nach der Belastung durch Infraschall.
- Die Vorgeschichte: Im vergangenen Jahr wurden die Stettener über die Pläne der Gemeinde Tengen informiert, dass im Gewann „Brand“ oberhalb der kleinen Ortschaft drei Windkraftanlagen installiert werden sollten. Die Folge: Proteste beim Bürgerinformationsabend und die Gründung einer Bürgerinitiative. Jetzt scheint ein Kompromiss greifbar: Ende Mai hatte Bürgermeister Johannes Moser im Gemeinderat das Vorhaben angekündigt, die Stadt werde im Engener Gewann „Staufenberg„ selbst Platz für Windräder schaffen. Im Gegenzug werde auf eine der drei Tengener Anlagen über Stetten verzichtet.

- Die Machbarkeitsstudie: Die Ansprüche an einen Standort von Windkraftanlagen sind hoch: „Eigentumsverhältnisse, das heißt eine zusammenhängende Fläche im Besitz der Stadt, ein gutes Wegenetz für den Transport und natürlich entsprechende Windhöffigkeit“, zählte Stadtbaumeister Mathias Distler bei der Bürgerversammlung auf. Auch der Abstand zur nächsten Ortschaft, Umweltbelange, Schattenwurf und Lärm werden einbezogen. Beim Standort „Staufenberg„ kommt die Studie zu positiven Ergebnissen. Das Konzept, mit zwei Windrädern im Gewann „Staufenberg„ das dritte Windrad im „Brand“ wegzubekommen, gehe auf, so Bürgermeister Moser. „Und wir haben unterm Strich für Projektentwickler und Investor eine bessere Ausgangslage. Das ist eine Alternative im Interesse aller“. Vor allem das ihrer Gemeinde nächstgelegene Windrad hatte die Stettener beunruhigt. Dieses soll jetzt wegfallen.

- Die Bürgerstimmen: Die Teilnehmer der Bürgerversammlung beteiligten sich aktiv an der Diskussion. „Diese Lösung ist für unser Dorf ein positives Zeichen. Das entspannt die Lage enorm“, sagte Michael Mayer von der Stettener Bürgerinitiative. Wolfgang Kramer, Vorsitzender des Hegau Geschichtsverein, betonte, das Landschaftsbild des Hegaus würde durch Windkraftanlagen beeinträchtigt. „Es hat uns beruhigt, dass die Anlagen im „Staufenberg„ laut Visualisierung nicht von Engen aus zu sehen sind“. Einige Teilnehmer fragten, ob künftig weitere Windräder am Standort „Brand“ kommen könnten. „Wir wollen ausschließen, dass „Brand“ mit weiteren Anlagen bestückt wird und werden auch bei uns keine weiteren Flächen ausweisen“, sagte Bürgermeister Moser. Entsprechend will sich die Gemeinde mit Tengen einigen und zwar parallel zum Vertragsabschluss mit dem Investor: Denn das wäre der Fall, den keiner wolle und den es zu verhindern gelte: „Wir unterschreiben den Vertrag – und dann käme die dritte Anlage“, machte Moser klar. Dieser Fall müsse vertraglich ausgeschlossen werden.

So geht‘s weiter
Der Ablauf der weiteren Planung sieht drei Stufen vor:
- Befragung: Die Umfrage unter den Stettener Bürgern soll laut Bürgermeister Johannes Moser noch vor der Sommerpause stattfinden. Die Umfrage, an der alle Wahlberechtigten ab dem 16. Lebensjahr teilnehmen können, findet in Form einer Briefwahl statt.
- Planung: Es werden Gutachten zu den Standorten erstellt, darunter auch zwei Wirtschaftsgutachten. Fallen diese gegenüber anderen Orten negativ aus, gibt es keine Subventionen. Die Anlagen wären dann nicht umsetzbar. Auch die Detailuntersuchungen im Bereich Naturschutz können zur Verschiebung des Standorts führen. Schließlich sind auch Rechtseinwände möglich.
- Leistung: Am „Staufenberg“ sollen zwei Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von 240 Metern entstehen. Zusammen mit den Biogas-, Windkraft- und Solaranlagen in Engen erzeugen sie rund 34 Millionen Kilowattstunden Strom, die den gesamten Strombedarf der Stadt abdecken. (hor)