Braucht es auf der Landesstraße 191 zwischen Engen und Welschingen eine Querungshilfe für Radfahrer und Fußgänger? Nach dem schweren Unfall am Freitag, 21. September, bei dem ein 13-jähriger Junge lebensgefährlich verletzt wurde, entbrennt im Hegau eine Diskussion darüber. Auf SÜDKURIER-Nachfrage wird aber deutlich, dass dies nicht so einfach ist.

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Laut Polizeiangaben habe der 13-jährige Junge am Freitag gegen 17.20 Uhr versucht, die L191 bei der Abfahrt nach Neuhausen zu überqueren. Dabei habe ihn ein Auto erfasst. Der erst 18 Jahre alte Autofahrer sei zwar unverletzt geblieben, habe aber einen Schock erlitten, teilt die Polizei am Samstag in ihrer Pressemeldung mit. Trotz Schutzhelms habe das Kind bei dem Unfall schwere Kopfverletzungen erlitten, heißt es weiter.

So geht es dem 13-Jährigen

Der Junge musste laut Polizeiangaben mit lebensgefährlichen Verletzungen mit einem Rettungshubschrauber abtransportiert werden. Der mutmaßliche Onkel des Verletzten schrieb in einem mittlerweile wieder gelöschten Beitrag in den sozialen Medien, dass sein Neffe um sein Leben kämpfe.

Auf Rückfrage nach dem aktuellen Gesundheitszustand des Verunglückten gibt es auch am Dienstagmittag leider keine guten Neuigkeiten. Eine Polizeisprecherin berichtet davon, dass der Junge weiterhin mit schweren Verletzungen im Krankenhaus liegt.

Muss die Kreuzung sicherer werden?

Tage nach dem folgenschweren Unfall herrscht im Hegau weiterhin Betroffenheit. Auch der Engener Bürgermeister Frank Harsch macht sich Gedanken zur Verkehrssicherheit. Er weiß, dass die Stadtverwaltung bei einer Landesstraße nicht das Sagen hat, sondern das Landratsamt in Konstanz. „Die Stadt kann selbst nichts machen, aber sie kann im Zweifelsfall etwas beantragen“, so Harsch zur Überlegung, diese Abzweigung von der L191 in Richtung Neuhausen sicherer zu machen.

An dieser Kreuzung zwischen Engen und Welschingen ist es am Freitag zu dem folgenschwerem Unfall gekommen.
An dieser Kreuzung zwischen Engen und Welschingen ist es am Freitag zu dem folgenschwerem Unfall gekommen. | Bild: Kerle, Helene

Im Rahmen einer Verkehrsschau, die ein bis zwei Mal pro Jahr unabhängig vom aktuellen Unfall stattfindet, möchte er die Stelle genauer anschauen. „Die Frage ist, ob hier eine Querung gebaut werden sollte“, so Harsch. Eine solche Insel auf der Fahrbahn, die Radfahrern und Fußgängern den Überweg erleichtert, mache nur Sinn, wenn dann auch auf der anderen Straßenseite ein Fuß- und Radweg weiter Richtung Neuhausen führe.

Eine Lösungsidee gibt es

„Das Problem ist die Bahnuntertunnelung“, so Harsch. Denn die sei so schmal, dass bei der jetzigen Verkehrsführung kein Platz für einen Radweg sei. „Aber man muss da was machen“, ist er überzeugt. Eine Idee, die man natürlich zunächst prüfen müsste, wäre eine Vorfahrtsregelung für Fahrzeuge durch die Unterführung. Dann werde nur noch eine Spur für Fahrzeuge benötigt und es entstünde auf der anderen Fahrbahn genug Platz für einen Radweg. „Man muss das diskutieren“, sagt er. Damit spielt Harsch auf die für die L191 zuständigen Behörden an

Theoretisch gebe es die Möglichkeit, die Landesstraße sicher nach Neuhausen zu überqueren – auf Höhe des Welschinger Bahnhofs durch die Unterführung. „Es ist aber einfach unrealistisch, dass man bis nach Welschingen fährt“, ist sich der Bürgermeister im Klaren. Von Engen nach Welschingen sind es knapp 3,5 Kilometer, die Kreuzung nach Neuhausen liegt etwa in der Mitte dieser Strecke.

Das sagt das Landratsamt

Eine Anfrage beim Landratsamt in Konstanz ergibt, dass der betroffene Bereich bisher nicht als unsicher gegolten habe. „Eine aktive Radweganbindung liegt hier nicht vor. Es handelt sich nicht um einen Unfallschwerpunkt“, schreibt Pressesprecherin Marlene Pellhammer. In den vergangenen drei Jahren sei lediglich ein Unfall verzeichnet worden. Auch hier habe der querende Radfahrer den Fahrverkehr auf der L191 übersehen. Deshalb habe laut Landratsamt kein Handlungsbedarf rein von den Unfallzahlen her bestanden.

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Laut Landratsamt seien bauliche Veränderungen – wie etwa eine Querungshilfe oder eine Mittelinsel – grundsätzlich vom Straßenbauträger, also vom Regierungspräsidium Freiburg, in Absprache mit den Verkehrsbehörden und der Polizei zu treffen. „Das Landratsamt Konstanz wird daher in den nächsten Wochen eine sogenannte Verkehrsschau mit allen Behördenvertretern veranlassen und die verkehrliche Situation überprüfen“, kündigt auch Pellhammer an.