Engens Bürgermeister Frank Harsch zeigte sich positiv überrascht darüber, wie viele Interessierte den Weg in die Engener Stadthalle gefunden haben. „An der Energiewende führt kein Weg vorbei“, positionierte er sich als klarer Befürworter des in Planung befindlichen 10-Millionen-Euro-Projektes Windpark Langwieden, ebenso wie sein Bürgermeisterkollege Manuel Stärk aus Immendingen. Auch er begrüßte die Gäste, von denen ein bedeutender Teil aus der Engener Nachbargemeinde angereist waren.

Im Namen der Interessengemeinschaft Hegauwind, in der regionale Stadtwerken mit der Genossenschaft Bürgerenergie Bodensee vereint sind, stellte Sebastian Schüßler von Badenova-Wärmeplus das Windparkprojekt Langwieden vor. Die Tochter des kommunalen Energieversorgers Badenova hat sich den Umbau der Energieversorgung auf nachhaltige Produktion auf die Fahnen geschrieben. Der Informationsabend wurde von Stefanie Heng-Ruschek moderiert. Per App konnten die Zuhörer ihre Fragen direkt während der Vorträge stellen. Assistentin Caroline Walter bündelte die schriftlichen Anmerkungen und Fragen nach Themen, die dann zeitnah beantwortet werden konnten.

Diskussion um geeigneten Standort

Dabei kam auch Stefan Frank, Inhaber des landwirtschaftlichen Hofs Immensitz, zu Wort. Er sieht sich als gebranntes Kind, denn die Autobahnbrücke der A81 führe direkt über sein Hausdach. Ihn stört nun am Windpark, dass der geplante Standort einer der vier Windkraftanlagen seiner Meinung nach zu nah an seinem Hof sei und bittet um entsprechende Planungsanpassung. Ob dies machbar ist, konnte an diesem Abend nicht geklärt werden.

Sie waren die Hauptprotagonisten des Informationsabends zum geplanten Windpark Langwieden in Engen (von links): Manuel Stärk, Frank ...
Sie waren die Hauptprotagonisten des Informationsabends zum geplanten Windpark Langwieden in Engen (von links): Manuel Stärk, Frank Harsch, Kirsten Simonsen, Josef Schöller, Sebastian Schüßler, Caroline Walter, Sebastian Wilske, Hannah Kiefer, Heiko Hagenmüller, Stefanie Heng-Ruschek und Andreas Klatt. | Bild: Elmar Veeser

Josef Schöller von der Unteren Emissionsschutzbehörde, das dem Amt für Abfallrecht und Gewerbeaufsicht beim Landratsamt Konstanz zugeordnet ist, betonte, ob es überhaupt zur Antragsstellung der Projekts komme, sei noch nicht klar. Die erste Anhörung sei schon gewesen, derzeit werde der Entwurf überarbeitet. Erst wenn der konkrete Projektantrag vorliege, machten Einsprüche zum Windpark aus rechtlicher Sicht Sinn.

Die Windräder im Wiechser Windpark Verenafohren drehen sich bereits seit einigen Jahren.
Die Windräder im Wiechser Windpark Verenafohren drehen sich bereits seit einigen Jahren. | Bild: Uli Zeller

Heiko Hogenmüller von der Stabsstelle Energiewende des Regierungspräsidiums Freiburg machte dann deutlich, dass der Bau von Windenergieanlagen von entscheidender Bedeutung für Baden-Württemberg sei, um die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. Dazu sei die Steigerung der installierten Windkraftleistung in diesem Zeitraum um das 6,5-fache notwendig – in Zahlen ausgedrückt ist damit eine Steigerung von 1,77 auf 11,5 Gigawatt gemeint.

Genehmigungsverfahren sollen schneller sein

Sebastian Wilske, Verbandsdirektor beim Regionalverband Hochrhein-Bodensee, ging darauf ein, wie diese Ziele zu erreichen sind, wobei die Beschleunigung der Genehmigungsverfahren eine wichtige Rolle spielen. Von großer Bedeutung ist auch die Umsetzung des Windenergieflächenbedarfsgesetzes. Dabei sind die Regionalverbände gefordert, bis 2025 das 1,8 Prozent-Flächenziel zu erreichen, bei dem es darum geht, für Windenergie geeignete Flächen – sogenannte Vorranggebiete – auszuweisen.

Für den Regionalbezirk Hochrhein-Bodensee mit den Landkreisen Konstanz, Lörrach und Waldshut sind das knapp 5000 Hektar. Der Regionalverband hat den geplanten Standort des Windpark Langwieden schon als Vorranggebiet ausgewiesen.

Wissen wollten die Zuhörer beispielsweise, wie es um das Recycling der Windkraftanlagen stehe. Bei Beton und Stahl sei die Wiederverwertung problemlos, betonte Badenova-Experte Schüßler. Allerdings sei der Kunststoff der Rotorblätter bislang nur thermisch zu verwerten Doch sehe er technische Fortschritte, um auf die Verbrennung verzichten zu können.

Schon nach drei bis neun Monaten rechnet es sich

Eine andere Frage betraf die Energierücklaufzeit, also die Zeit, die vergeht, bis ein Kraftwerk genauso viel Energie erzeugt hat, wie zu dessen Produktion, Transport, Errichtung und Betrieb benötigt wurde. Diese sei sehr kurz und betrage bei Windkraftanlagen zwischen drei bis neun Monate bei einer Betriebsdauer einer Windkraftanlage von derzeit etwa 25 Jahren.

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Kirsten Simonsen und Hannah Kiefer von Badenova-Wärmeplus stellten dann die zahlreichen Untersuchungsfelder und Anforderungen an den potenziellen Windparkstandort vor. Dabei gehe es um Schattenrichtwerte ebenso wie die Schallemissionen. Wichtig sind auch die Visualisierungen, also die Beurteilung und potenzielle Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch die Windkraftanlagen, die von verschiedenen Standorten aus beurteilt werde.

Andreas Klatt von der Bürger-Energie Bodensee eG (BEB), die über die IG Hegauwind am geplanten Windpark-Projekt beteiligt ist, zur ...
Andreas Klatt von der Bürger-Energie Bodensee eG (BEB), die über die IG Hegauwind am geplanten Windpark-Projekt beteiligt ist, zur Aufnahme neuer Mitglieder: Dies sei erst dann möglich, wenn tatsächlich Kapital für neue Projekte gebraucht würde. | Bild: Löffler, Ramona

Gemeinden können finanziell profitieren

Thema waren dann auch die möglichen Einnahmequellen für die Gemeinden bei Umsetzung des Windparks, wie etwa die Kommunalabgabe in Höhe von 80.000 Euro jährlich, die sich die anliegenden Gemeinden Engen, Geisingen und Immendingen nach einem bestimmten Schlüssel teilen würden. Dazu kämen außerdem Gewebesteuereinnahmen, Pacht, Ausgleichsmaßnahmen und zusätzlich Dividenden aus Kommandit-Anteilen. Für Bürger aus der Umgebung des örtlichen Windparks besteht die Möglichkeit, den Strom zu einem verbilligten Preis zu beziehen.