Die Wärmewende wird eine Daueraufgabe sein, die uns in den nächsten Jahrzehnte beschäftigt. So lautet das Fazit der Planer von Endura Kommunal, die die Wärmeplanung für Engen erstellt haben. Die Ergebnisse der Analyse wurden bereits im Mai im Gemeinderat vorgestellt. Jetzt legten die Planer fünf konkrete Maßnahmen vor, die Wärmeenergie einsparen und bei der Erzeugung von Wärmeenergie auf nachhaltige Quellen umrüsten sollen. Sie sollen in den kommenden fünf Jahren schrittweise angegangen werden. Nur die Kosten dafür bereiten den Gemeinderäten teilweise Kopfzerbrechen. Immerhin stehen Investitionen in Höhe von 300 Millionen Euro im Raum.

Aktuell stammen noch über 93 Prozent der verbrauchten Wärme in Engen aus fossilen Brennstoffen. Allen voran ist das Gas und dann Öl. Um den Klimawandel einzudämmen, hat sich das Land Baden-Württemberg das Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2040 klimaneutral zu werden. Die Wärmewende, also die Umstellung fossiler Wärmeerzeugung auf eine klimaneutrale Versorgung, ist dabei ein maßgeblicher Bestandteil.

Mehr als genug Flächen für Solar- und Windenergie

Die Analyse der Planer aus Freiburg hat ergeben, dass die Situation in Engen mit der auf Landes- und auch Bundesebene vergleichbar ist. Nicht nur beim Anteil fossiler Brennstoffe für die Wärmeerzeugung, sondern auch beim hohen Sanierungsbedarf der aktuell laufenden Heizungsanlagen. Dazu haben die Fachplaner herausgearbeitet, dass es in Engen mehr Flächen für Solar- und Windenergie gibt, als es für die Versorgung der Stadt braucht.

Am Ende der Untersuchung stehen fünf Maßnahmen, die für eine Umstellung der Wärmeversorgung in Engen erst einmal Priorität haben sollen. Planer Jonathan Stephan stellte das Maßnahmenpaket im Gemeinderat vor. Ganz konkret sieht dieses eine Sanierungsstrategie für städtische Gebäude und die Einführung eines kommunalen Energiemanagements vor. Zudem soll das Bildungszentrum energetisch saniert und dessen Wärmenetz auf erneuerbare Energien umgestellt werden.

Der bereits geplante Windenergiestandort Langwieden soll weiterverfolgt werden. Künftig sollen Hausbesitzer Energieberatungsangebote erhalten und eine Studie soll prüfen, ob im Bereich Bildungszentrum und dem Wohngebiet „Im Briele“ ein Nahwärmenetz machbar ist.

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300 Millionen Euro allein für Engen nötig

Diese Maßnahmen, so Stephan, werden bis 2040 die Stadt und Privatleute zusammen rund 300 Millionen Euro brutto kosten. Eine Summe, die den Stadträten teilweise Kopfzerbrechen bereitet. „Wir sind überfordert mit den Zahlen“, so Jürgen Waldschütz (CDU). „Man sollte überlegen, ob wir uns mit den Maßnahmen in den kommenden fünf Jahren nicht einen Strick drehen“, gab zum Beispiel Bernhard Maier (CDU) seine Bedenken zu verstehen. Zum Vergleich: Für dieses Jahr plant die Stadt Engen in ihrem Haushalt über alle Bereiche Investitionen von insgesamt 7,6 Millionen Euro. Die Wärmewende würde also ein Vielfaches kosten.

„Die Zahl von 300 Millionen Euro erschlägt ja jeden“, so der stellvertretende Bürgermeister Armin Höfler (UWV). In der Zahl werde nicht berücksichtigt, dass in der Zeit ja ohnehin viele Heizungen aus Altersgründen ausgetauscht werden müssten, auch ohne Wärmewende. „Ich bitte da um eine realistische Zahl“, so Höfler zu Planer Jonathan Stephan.

In der aktuellen Gemeinderatssitzung stellte Jonathan Stephan (Mitte) vom Endura Kommunal, hier mit der Umweltbeauftragten Michaela ...
In der aktuellen Gemeinderatssitzung stellte Jonathan Stephan (Mitte) vom Endura Kommunal, hier mit der Umweltbeauftragten Michaela Schramm und Bürgermeister Frank Harsch, die Ergebnisse der Wärmeplanung vor. | Bild: Kerle, Helene

Die Planung sei nur ein erster Schritt auf dem Weg zur Wärmewende, so Jonathan Stephan. Genaue Berechnungen der Kosten zum Beispiel gehörten nicht in die Wärmeplanung. Bürgermeister Frank Harsch ist überzeugt, dass die Kommunen bei der Finanzierung der Wärmewende noch Unterstützung bekommen werden. „Das Ganze ist am Anfang. Ich gehe auch noch von Fördermitteln aus, die es im Moment noch nicht gibt“, so Harsch.

Kommunen müssen näher zusammenrücken

„Das ist eine knackige Aufgabe“, meinte Tim Strobel (SPD). Für die aufwendige und kostenintensive Umsetzung würden die Kommunen in der Zukunft immer zusammenrücken müssen, um Kosten zu sparen. Umso mehr lobte er die Wärmeplanung, die zusammen mit den Gemeinden Mühlhausen-Ehingen, Aach, Hilzingen, Tengen und Volkertshausen erstellt wurde.

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Auch Stadtbaumeister Matthias Distler ging auf die Bedenken der Räte ein. „Grundsätzlich gehen wir ein Gebäude nach dem anderen an“, so Distler. Das habe man bisher schon mit der Petersfelshalle in Bittelbrunn und der Grundschule in Welschingen gemacht. Als Nächstes komme das Bildungszentrum an die Reihe. Grundsätzlich sehe die Planung vor, dass man die Projekte in den kommenden fünf Jahren plane, aber nicht, dass diese in dem Zeitraum auch umgesetzt sein müssten.

Gerhard Steiner(UWV) lobte die vorgestellten Ergebnisse, gab aber auch zu verstehen, dass die Bürger gut beraten werden und man es hier mit einer echten Daueraufgabe zu tun habe. „Die Wärmeversorgung sollte als Daseinsvorsorge der Stadt begriffen werden“, ähnlich wie bei der Strom- und Wasserversorgung, erklärte der Planer Jonathan Stephan. Wichtig sei es, dauerhafte Kapazitäten zu schaffen. Mit einer Enthaltung wurden die Ergebnisse der Wärmeplanung schließlich zur Kenntnis genommen und beschlossen, die fünf priorisierten Maßnahmen in den kommenden fünf Jahren anzugehen.