Einer der wohl schönsten Flecken am Bodensee ist ohne Zweifel die Höri. Das wissen nicht nur die mehr als 10.000 Einwohner der drei Höri-Gemeinden Moos, Gaienhofen und Öhningen, sondern auch viele tausende Besucher jedes Jahr, die hier ihre Ferien verbringen.
Manchen gefällt die Halbinsel so sehr, dass sie hier sogar ihren Zweitwohnsitz hin verlegt und eine Wohnung gekauft haben. Und auf diese Idee kamen nicht gerade wenige. Auf der Höri gibt es die meisten Zweitwohnungen im gesamten Kreis Konstanz. Insgesamt sind 757 Zweitwohnungen in den drei Gemeinden gemeldet. Zum Vergleich: Konstanz hat etwa 720 Zweitwohnungen, bei mehr als 81.000 Einwohner.
In Gaienhofen gibt es mit Abstand die meisten Zweitwohnungen
Spitzenreiter ist hier ganz klar die Gemeinde Gaienhofen, die derzeit 430 Zweitwohnungen gemeldet hat. In diesen Wohnungen verbringen rund 600 Personen unregelmäßig und kurzzeitig ihre Zeit in Gaienhofen. Für den Gemeinderat und pensionierten Bauunternehmer Heinz Burkart ist dies keine gute Entwicklung für die Gemeinde, wenn etwa 600 Menschen, die dauerhaft in Gaienhofen leben könnten, nur für ein Wochenende kommen. Als würden plötzlich 17 Prozent der Einwohner verschwinden.
„An jedem dritten Haus sind für längere Zeit die Rollläden unten, das ist doch kein Zustand“, sagt er. Er ärgert sich darüber, dass die Besucher auf Zeit sich zu wenig an den Kosten für Infrastruktur und Sozialleistungen beteiligen, die Gemeinde aber alles für die entsprechende Einwohnerzahl bereit halten muss. Gleichzeitig fehle Wohnraum für Menschen, die gerne ihren Lebensmittelpunkt in Gaienhofen hätten.
Dorfleben stirbt aus, wenn Familien wegziehen müssen
Gaienhofen erhebt 17 Prozent der Jahresnettomiete an Steuern auf die Zweitwohnungen und bekommt so etwa 460.000 Euro in die Haushaltskasse. „Würden in den Wohnungen allerdings dauerhaft Menschen wohnen, würde die Gemeinde mehr profitieren“, so Burkart. Er sorge sich darum, dass das Dorfleben aussterbe, weil die Vereine immer weniger Mitglieder hätten und das bürgerschaftliche Engagement einschlafe, wenn der Ort überaltere.
Auch sorge die ungerechte Verteilung von Wohnraum für sozialen Unfrieden. Junge Familien müssten wegziehen, weil sie keinen größeren Wohnraum finden. Und anderswo stünden große Häuser und Wohnungen die meiste Zeit des Jahres leer. „Mir macht das Sorgen“, so Burkart.
Bürgermeister sieht Lage nicht so kritisch
Nicht ganz so dramatisch bewertet der Gaienhofener Bürgermeister Uwe Eisch die Lage. Der große Zuwachs an Zweitwohnungen stamme noch aus den Siebzigern und Achzigern. Und über die letzten Jahre sei die Zahl eher rückläufig. Möglichkeiten die vielen Zweitwohnungen in dauerhaft genutzten Wohnraum umzuwandeln sieht er wenige. Das Zweckentfremdungsgesetz erfordere einen großen Überwachungsaufwand und gelte nur für Neu- und Umbauten, nicht für bestehenden Wohnraum.
Ehemaliges Gasthaus könnte Wohnkomplex werden
Wo sich in Gaienhofen wieder eine Option für Zweitwohnungen eröffnen könnte, ist das Seerestaurant Schlössli in Horn. Seit einem Jahr hat das Lokal nun geschlossen. Laut Auskunft von Bürgermeister Uwe Eisch möchte der Besitzer das Grundstück verkaufen. „Freilich wäre es schön, wenn eine Gastronomie erhalten werden könnte, dies ist jedoch sehr unwahrscheinlich“, erklärt Eisch.
Da der Preis für das privilegierte Grundstück direkt am Seeufer sehr hoch sei und in die in die Jahre gekommene Immobilie erheblich investiert werden müsste, wäre eine Gastronomie für den Investor nicht wirtschaftlich. Viel wahrscheinlicher sei eine Wohnbebauung an dieser Stelle.
Dafür müsste der Gemeinderat den Bebauungsplan ändern. „Es wäre zu begrüßen, wenn ein Investor sich der Liegenschaft annimmt und Dauerwohnsitze schafft, was auch nicht unrealistisch erscheint“, so Eisch.
Direkt am See wird es vermutlich Luxus-Wohnungen geben
Gemeinderat Heinz Burkart bewertet dies ganz anders. Eben weil das Grundstück eine solche Lage direkt am See habe, könne er sich nicht vorstellen, dass Wohnungen dort für Gaienhofener oder welche die es gerne werden würden, bezahlbar oder überhaupt interessant wären. Er befürchtet, dass weitere Wohnungen die meiste Zeit des Jahres leer stehen.
Dafür verliere der Ortsteil Horn eine wichtige gastronomische Infrastruktur, die für Einheimische und Touristen wichtig sei. Dabei betont Burkart, er beziehe seine Kritik nicht auf Ferienwohnungen. Dies sei eine wichtige Einnahmequelle für viele Menschen und kaum eine Ferienwohnung stehe in den Sommermonaten leer.
Zweitwohnungen
- In Öhningen gibt es 273 Zweitwohnungen, die mit 15 Prozent der Nettokaltmiete besteuert werden. Damit bekommt Öhningen rund 295.000 Euro in die Gemeindekasse. Neue Bauplätze werden nur mit einer Wohnverpflichtung verkauft, sodass die Anzahl der Zweitwohnungen begrenzt bleibt.
- In Moos gibt es 54 Zweitwohnungen, die ebenfalls mit 15 Prozent besteuert werden. Zusätzlich erhebt die Gemeinde eine Kurtaxe für Zweitwohnungen, unabhängig von Dauer und Häufigkeit des Aufenthaltes. Diese beträgt 45 Euro pro Ein-Zimmer-Wohnung und 65 Euro für größere Wohnungen. Damit nimmt Moos rund 56.000 Euro ein.