Wenn es um den digitalen Unterricht geht, sind sich die Schulleiter in einem Punkt ausnahmslos einig: Der Unterricht aus der Ferne ist kein Ersatz für das Lernen in den Klassenräumen. Mark Bosch, stellvertretender Schulleiter der Hermann-Hesse-Schule in Horn, stellt fest: „Kein digitales Angebot der Welt ersetzt das normale Schulleben. Die Schüler-Lehrer–Beziehung, die Klassengemeinschaft sowie das gemeinsame Lernen, Leben und Lachen sind nicht austauschbar.“ Im fünften Teil unserer Serie „Unterricht digital“ beschäftigt sich der Vertreter von Schulleiter Günter Aßfalg heute mit der Frage: Kann der Unterricht auch online funktionieren?
- Technische Voraussetzungen: Der stellvertretende Schulleiter der Grund- und Werkrealschule informiert, dass sich die Hermann-Hesse-Schule in Gaienhofen bereits seit längerer Zeit auf dem Weg der zunehmenden Digitalisierung befindet. Den Medienentwicklungsplan, welcher für die finanzielle Unterstützung aus dem Digitalpakt benötigt werde, habe die Schulleitung schnellstmöglich bearbeitet. Aktuell liege dieser zur Überprüfung beim Kreismedienzentrum in Konstanz. Der Schulträger, die Gemeinde Gaienhofen, habe die Bildungseinrichtung laut Bosch dabei zielführend unterstützt.
Zudem sei bereits in der Vergangenheit durch die Messmer-Stiftung ein Klassensatz an iPads angeschafft werden. „Dies reicht aber nicht aus, um einen digitalen Unterricht anzubieten“, erklärt Bosch. Das Kollegium arbeite vorwiegend mit privat angeschafften Geräten.
Und die Ausstattung der Schüler sei sehr unterschiedlich – sowohl was digitale Endgeräte, als auch die digitale Infrastruktur betreffe. Daher hofft Bosch auf schnelle Unterstützung: „Wir brauchen nicht nur zusätzliche Endgeräte, sondern auch ein zuverlässiges Management der gesamten Schul-EDV.“ Der stellvertretende Schulleiter erläutert, dass sich durch die Anschaffung neuer Tablets beispielsweise der Aufwand für die Wartung dieser Geräte erhöhe. Und dafür brauche es Fachpersonal im IT-Bereich: „Das können Lehrer nicht leisten. Besonders nicht in Zeiten, in denen jede Lehrerstunde kostbar ist“, so Mark Bosch.
- Ergebnisse des Homeschoolings: Wie Bosch informiert, sei der größte Teil der Schüler zumindest digital erreichbar. Nicht alle würden allerdings über geeignete Endgeräte verfügen. Es fehle beispielsweise an Tablets, Druckern oder Scannern. In der Grundschule setze man hauptsächlich auf analoge Lernangebote. Der persönliche Kontakt zu den Lehrern sei gerade für die jüngeren Kinder besonders wichtig. „Die Kollegen besuchen die Schüler persönlich und geben ihnen Aufgaben“, erklärt Mark Bosch.
Was Videokonferenzen betrifft, habe die Hermann-Hesse-Schule, wie viele andere Bildungsstätten, zunächst mit dem Programm Zoom angefangen. Für alle Beteiligten sei dies sehr leicht anzuwenden – allerdings habe sich das Programm als nicht datenschutzkonform herausgestellt. Nun sei man in enger Zusammenarbeit mit dem Kreismedienzentrum: „Wir werden künftig auf eine datenschutzkonforme Software umsteigen“, informiert der Vertreter von Günter Aßfalg. Zeitgleich mit der Einführung von Videokonferenzen hätten sich alle Beteiligten zudem mit Lernapps und weiteren Tools auseinandersetzen müssen.
Da die Vielfalt an Apps und Kommunikationswegen für die Eltern herausfordernd gewesen sei, habe man die Schulsoftware beziehungsweise Lernplattform „Edupage“ eingeführt. Eltern und Schüler haben, so Bosch, einen eigenen Zugang und können sich die zugehörige App auf ihr Smartphone laden. Lerninhalte könnten auf dieser Plattform von Schülern abgerufen und nach der Bearbeitung an die Lehrer zurückgesendet werden.
- Rückmeldungen von Eltern Lehrern: Der Schulleitung sei es sehr wichtig gewesen, gut darüber informiert zu sein, wie die Eltern mit den Angeboten zurechtkommen. „Wir haben vor den Osterferien frühzeitig eine Umfrage gestartet“, berichtet Mark Bosch. Die Eltern seien zum großen Teil sehr zufrieden. Aber genauso werde auch deutlich, dass die aktuelle Situation für viele Familien eine große Belastung sei. Besonders schwierig sei es, wenn beide Eltern berufstätig seien oder mehrere Kinder im Homeschooling betreuen müssen.
Vom Kollegium an der Hermann-Hesse-Schule erfahre Mark Bosch eine große Bereitschaft für Neues. „Die Lehrer wollen neue Wege gehen und Dinge ausprobieren“, erklärt er. Allerdings melden ihm die Lehrkräfte auch immer wieder Probleme zurück. Einzelne Schüler zu erreichen – das sei beispielsweise teils eine schwierige Aufgabe.